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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  -  A


Im Jahr 2024 beginnt die Sammlung mit


• Achtsamkeitstage und Engagementmesse
Die "3. Achtsamkeitstage mit Engagementmesse stehen unter dem Motto »Vereine und Initiativen beleben Wittenberg!«."
Im Text dieses Artikels (Super-SonntagQuelle vom 24. / 25. Februar 2024, S. 1 - diese Tage finden vom 1. bis 3. März statt)
finden sich weitere sprachlich interessante Dinge:
In diesem Jahr finden "das Event" "unter dem Dach der »Engagierten Stadt«" und "in Kooperation mit dem Engagementzentrum Wittenberg" statt. "Unterschiedliche Engagementfelder" bis "achtsam mit sich umzugehen" sind weitere in dem Artikel auftauchende Formulierungen.
Ganze 23 Vereine haben ihre Teilnahme angemeldet.
Früher gab es ganz einfach den "Tag der Vereine". Da bin ich noch gern hingegangen. Die jetzigen langen, förmlichen Bezeichnung schrecken mich ab.

Wortsammlung und Texte zu einzelnen Worten vor 2024


Im ersten Teil gibt es die Wortübersicht, die im zweiten Teil durch ausführlichere Texte für einzelne Wörter ergänzt wird.

Die Wortübersicht, alphabetisch

(siehe auch die ausführlichen Texte zu einzelnen Wörtern ab hier)
Zu den verlinkten Wörtern gibt es weiter unten ausführlichere Texte.
Bei "siehe auch" führt der Link auf eine andere Seite dieser WORTSAMMLUNG VON A BIS Z.

• Abbitte, Abbitte leisten
• Abfall, Abfallprodukt
• Abgas, Abgasnachrüstsystem (Hardwarenachrüstungen),
   Abgasreinigung

• abhängen, abgehängt, Abgehängte
"die Wut der Abgehängten"
(Schubkasten polit-deutsch, siehe auch mitnehmen)
• Abgeordnetenbestechung (Schubkasten polit-deutsch)
• Abklatsch
• Abmahnung, Abmahnanwälte,  Abmahnindustrie, Abmahnwellen
Diese  Begriffe begannen, eine Rolle zu spielen Im Zusammenhang mit der seit dem 25.05.2018 gültigen "Datenschutzgrundverordnung" DSGVO.
• Abnehmindustrie
• Abrechnungsbetrug
als Teil der Wirtschaftskriminalität (Schubkasten markt-deutsch)
• Abschiebung und Abwanderung
(Schubkasten polit-deutsch - siehe auch Flüchtlinge)
• Abschreckungseffekt
• absorbieren
• Abstieg, sozialer
• Abwanderer (z. B. aus dem Osten in den Westen Deutschlands)
• Abzocker
• Achsmanschetten-Spreizer
• Actionheld
• Adel, Adelsgeschlecht, Adelsexperte  / Adelsexpertin
• Adresshändler(Schubkasten markt-deutsch)
• Affenindex Ich verrate nicht, was damit gemeint ist - googelt selbst :-)
• After-Baby-Body
• Agrarmarketinggesellschaft
(Schubkasten markt-deutsch, gaanz laange Wörter - 26)
• Akteure
• Alarmsignal
• Alkohol, Alkoholkonsum, Zentrum für Alkoholforschung
• allein, Alleineigentum, Alleinstellungsmerkmal
• Allergie, Allergiker
• Allgemeinbevölkerung  
• Alphabet, Analphabet, Analphabetismus, Alphabetisierung, Alphabetisierungsdekade 
 
• Altanschließerbeiträge (für Abwasseranschlüsse Jahre später zu entrichten)
• alt, Alter, altern
• ambitioniert (Schubkasten mode-deutsch)
• Ammenmärchen (altes  Wort für "Fake-News")
• Amt, Schaden vom Amt abwenden
• amtierender Kanzlerkandidat (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• Amtsbonus  (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• Amtshilfevereinbarung
• Amtsmissbrauch, Amtsträger
• Amüsierviertel
• anfällig
  - siehe auch "reparaturanfällig"
• Anführer oder Anführerin
• Angstbürger, Angstpegel
• ankommen
(z. B. "in der Mitte der Gesellschaft angekommen sein") - siehe auch Mitte
• ankurbeln (Schubkasten liebenswert, nostalgisch)
• anlocken (wahlweise Besucher oder Touristen) (Schubkasten markt-deutsch)
• Annexion  (oder euphemistisch "Landnahme", je nachdem, wer es wo macht)
• Anthropozän (ein neues Erdzeitalter ist im Gespräch, das "Menschenzeitalter" - Schubkasten Zeitgeist, neu-deutsch)
• antiautoritär (speziell der "antiautoritäre Naturgarten")
• Antibiotikaminimierungskonzept - Anti-Biotika-Minimierungs-Konzept
(Schubkasten gaanz laange Wörter - Vier-Wort-Wort, 30

• Antibiotika-Resistenzforschung - so geschrieben und nicht etwa "Antibiotikaresistenz-Forschung"
• Antikorruptionsorganisation (Schubkasten markt-deutsch, gaanz laange Wörter - 27 - siehe auch Korruption)
• Anti-Polarisierer (t-online.de am 08. November 2020 zitiert Norbert Röttgen zur US-Wahl 2020: "Biden ist ein Anti-Poarisierer")
• Antirassismustraining
• App (Bezeichnung für kleine Programme für moderne Handys, inzwischen auch für Computerproramme - vermutlich aus "Applikation" abgeleitet -
es gibt unzählige und täglich kommen neue hinzu.)
Eine besonders interessante - die Gebetsapp für Deutschland: "Deutschland betet"
 (Schubkasten neu-deutsch)
• Arbeit (extra Seite)
• Arbeitsmarktzugangshindernisse   (Schubkasten gaanz laange Wörter - 30) 
• Argwohn, argwöhnisch (Gegenteil von "Vertrauen", "sich vertrauen")
• arm, Armenarzt
• Armut (z. B. von Armut und Ausgrenzung "bedroht", Schubkasten: beschönigend, Zeitgeist, polit-deutsch, z. T. auch zynisch, ...)
• Armutsbetroffene (2022)
• Armutsquote (Schubkasten: polit-deutsch - siehe auch Quote
• Armutszeugnis (z. B. sich selbst ein Armutszeugnis ausstellen)
• Arroganz
• Arschbombe
(spezifischer Sprung ins Wasser)
• Artensterben (bei Pflanzen und Tieren - Schubkasten Zeitgeist)
• Arzneimittelpreisverordnung
• Arzneimitteltherapiesicherheit  (Schubkasten gaanz laange Wörter - 30)
z. B.: Messung der Arzneimitteltherapiesicherheit, Arzneimitteltherapie, für vermeidbare Risiken der Arzneimitteltherapie sensibilisieren, Patientensicherheit
• Arztbesuch
• Asyl  (Schubkasten polit-deutsch, medien-deutsch, Gesetze - siehe auch Flüchtlinge )
• Asylbremse
• Atombusen
• Atommüllendlagerfrage (Schubkasten gaanz laange Wörter - 21)
• ›Atommüllverbrennung‹ (erwähnt in der MZ vom 09.03.2020, S. 9 - Schubkästen beschönigend und dumm-sprech)
Wenn es nur so einfach wäre, den Atommüll loszuwerden! Da hat wohl jemand "Atommüll" und "Müllverbrennung" sinnlos vermischt?
Es gibt Gedanken in Richtung eines "Transmutationsreaktors". Vielleicht war der damit gemeint? (Der Link führt auf die Seite im Thema GRUNDFRAGEN DER PHYSIK, auf der ich mehr darüber schreibe.)
• Atomzeitalter, Atombombe, Atomkrieg, Atomwaffen, Atomkraftwerke
(siehe auch Kernwaffen)
• auf den Weg bringen (Schubkasten gefloskelt)
• Aufbruchssignal (z. B. wird die Rede von A. Merkel in einem Münchner Bierzelt im Mai 2017 für ein solches gehalten - vor allem wegen der möglich erscheinenden Abnabelung von den USA)
• Aufenthaltsstatus (Schubkasten amts-deutsch)
• Auffanglager, Auffangstationen (für die Flüchtlinge aus dem Lager Idomeni, Griechenland)
• aufgestellt sein, breit aufgestellt sein, sich neu aufstellen (u. ä.)
(Schubkasten krieger-deutsch (?), gefloskelt)
• aufpäppeln  (in dem unten genannten Beispiel gehört dieses Wort einfach nur in den Schubkasten zynisch)
• aufschlagen, ein Buch aufschlagen (war ursprünglich wörtlich gemeint: ganz ganz früher hatten Bücher Metallbeschläge, die man durch Schlagen auf den Buchdeckel - also durch "Aufschlagen" - öffnete)
• Aufsichtspflichtverletzungsverfahren - Aufsichts-Pflicht-Verletzungs-Verfahren  (Schubkasten gaanz laange Wörter, Vier-Wörter-Wort - 36)
• Aufstocker, Aufstockerin ("Leute", also Menschen, die nicht von ihrer Hände Arbeit leben können und zusätzlich zu ihrem Lohn noch Hartz IV beantragen müssen - Schubkästen Zeitgeist und Amtsdeutsch)
• Aufwandsentschädigung, Aufwandsentschädigungssatzung -
Aufwands-Entschädigung-Satzung   - (gaanz laange Wörter - 29)
• "Auge Allahs"
(so wird im zugehörigen Kulturkreis das Mikroskop genannt - Schubkasten Bildsprache) 
• augenfällig (z. B. augenfällige Zahlungsunfähigkeit)
• Augenschmaus, Augenweide (Schubkasten liebenswert)
• Ausbildungsmarktsituation  (Schubkasten gaanz laange Wörter - 25)
• auseinanderdividieren (Schubkasten doppelt gemoppelt)
• Ausgleichsleistungsgesetz (Schubkasten Gesetze)
• Ausgrenzung, Ausgrenzungsmechanismen
• ausklingeln  (Schubkasten alt-deutsch)
• Ausnahmegenehmigung
• Ausreise, Ausreiseanreize
 (die gewährt Israel den Flüchtlingen im Land)
• Ausreisegewahrsam
• aussitzen (sehr beliebter Lösungsweg für Probleme, bevorzugt in der Politik - Schubkasten polit-deutsch)
• aussterben, das Aussterben (von Tier- und Pflanzenarten) (Zeitgeist)
• Auszugsbestätigung (von Vermietern auszustellen - entfällt ab 01.11.2016 wieder, nicht aber die Wohnungsgeberbestätigung bei Einzug in eine Mietwohnung  -   Schubkasten amts-deutsch - siehe auch Mietschulden-freiheits-bescheinigung)
• authentisch ("besonders authentisch", "authentisch" bleiben oder sein)

Die ausführlichen Texte zu einzelnen Wörtern


• abhängen, abgehängt, Abgehängte
Allgemein üblich ist es inzwischen zu sagen, dass Jungendliche miteinander "abhängen" (gehobenes Deutsch: beieinander "verweilen").
Andere Gruppen von Menschen wird gern nachgesagt, dass sie "abgehängt" seien. Das sind die "Abgehängten" in heutigem Sprachgebrauch.
Wieso assoziiere ich da die durch "hängen" zu Tode gebrachten Menschen, hat man die anschließend vom Galgen genommen - waren das dann nicht auch die "Abgehängten"? Diese werden allerdings - entsprehend dem  diese Tätigkeit Ausübenden, dem  "Henker", wohl eher als "Gehenkte" und "Abgehenkte" bezeichnet. Diese Schreibweise rührt noch von dem alten Verb "henken" her.
Hier handelt es sich aber um das Wort "hängen", aus dem "abhängen" abgeleitet ist.
Aktuell (20. April 2023) hat mich die Nachricht im heutigen Newsletter der F.A.Z. darauf gebracht, dieses  Wort näher zu betrachten. Die F.A.Z. schreibt "Viele Jugendliche sind abgehängt" und meint damit diejenigen, die "sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt" haben,weil sie die Schule ohne Abschluss verlassen.
(neu 03.08.2023)

• Abklatsch
Diesen Kommentar erstelle ich, weil ich mein Entsetzen über die eine oder andere moderne Theateraufführung  irgendwie "rauslassen muss" - und es sich anbot, das unter dieser Bezeichnung ("billiger Abklatsch") zu tun:
Das Wort "Abklatsch" hat viele Bedeutungen, mehrere davon betreffen Reproduktionsverfahren in z. B. der Bildenden Kunst und im Buchdruck.
Gern wird es metaphorisch genutzt für "eine schlecht gemachte oder wenig originelle Kopie eines großartigen künstlerischen Werkes" (zitiert aus der Wikipedia - der Begriffsklärungsseite)
Im Wiktionary wird die übertragene Bedeutung so beschrieben: "minderwertige Nachahmung eines Gegenstandes oder eines Konzeptes, das eine große Ähnlichkeit zum Original aufweist" Nun könnte ich noch rumnörgeln, dass "Ähnlichkeit" nicht "zum" sondern "mit dem Original" bestehen könnte. Aber das ist sicher regional verschieden.

Am besten bei diesen Formulierungen gefällt mir die "minderwertige Nachahmung" - die also weder mit Kopie noch mit Fälschung zu tun hat.
Anders als bei einer Adaption, die eine kreative Variation des zugrundeliegenden Kunstwerkes meint, muss man heutzutage leider bei vielen Theateraufführungen, die in einer "Modernisierungs-Variation" daherkommen, eher von einem "billigen Abklatsch" des Originals als von einer solchen Adaption sprechen. Wenn man nicht sogar von einer "Fälschung" sprechen muss, die nur der Befriedigung von selbstgefällige Allüren mancher Kunstschaffenden dient, da die "Ähnlichkeit mit dem Original" längst nicht mehr zu fnden ist.

Kann man den Zuschauern nicht das wirkmächtige Original zumuten und ihnen  das Erkennen des Aussagewert für die Gegenwart selbst-denkend überlassen?Wird durch diese Zwangsmodernisierung nicht der Aussagewert des Originals sogar verschenkt oder gar zerstört?
• Abschiebung und Abwanderung
Von "polit-deutsch" bis "beschönigend" sind hier verschiedene Wörter zu finden:
Abschiebung,
Abschiebeandrohung, Abschiebepraxis,
(verschärfte) Abschieberegelungen,
Abschiebeverbot, Abschiebehindernis.
Neuerdings (Juni 2019) machen auch diese Wörter die Runde:
Abschiebehaft, Abschiebehaftanstalt, Abschiebungshaftgefangene.

Diese Sammlung kann ich nun zum 31.01.2020 weiter ergänzen:
Im Zusammenhang mit   "den Verzögerungen beim Bau der Abschiebehaftanstalt in Dessau" finden sich in der MZ vom 16.01.2020, S. 2 noch
Abschiebehäftlinge,
Abschiebegefängnis,
Abschiebehaftplätze.

"Abschiebung" heißt inzwischen "Rückführung" in der offiziellen Sprache, im "polit-deutsch". Das ist gleichzeitig euphemistisch (beschönigend) und zynisch.
Auch "Rückkehr", "Bundesrückführungszentrum", "Rückkehrberatung" usw. tauchen neu im Zusammenhang mit dem Thema "Flüchtlinge" auf.

Abwanderung
Die einen gehen unfreiwillig, die anderen ganz freiwillig. Diejenigen, die aus Ostdeutschland in den Westen "abgewandert" sind, müssten nach den üblichen Definitionen als "Wirtschaftsflüchtlinge" gelten, sind sie doch den Arbeitsplätzen nachgezogen, die im Osten wegrationalisiert worden waren.
"Wir haben immer noch Abwanderung." (so Martin Röthel, Bürgermeister von Bad Schmiedeberg in der MZ vom 29.11.2017 auf S. 7) enthält noch eine interessante sprachliche Note: Was "hat" man denn, wenn man "Abwanderung hat"? Abwanderung ist kein "Haben", sondern ein "Verlieren", ein Verlieren von Heimat einerseits und ein Verlieren von Menschen, die uns verlassen.
Die politische "Note" ist, dass auch 27 Jahre nach der Wende die Bedingungen dafür, dass die Leute im Osten "zu Hause" bleiben, nicht vorhanden sind. Sie sind also doch "Flüchtlinge im eigenen Land." Nicht zu reden von denen, die ins Ausland abgewandert sind, aber dann heißt es "Auswanderung".
(siehe auch die Seite "FLÜCHTLINGE" hier in der Wortsammlung)

• Abschreckungseffekt
Er - dieser Abschreckungseffekt - ist offenbar besonders gegenüber Flüchtlingen  (Asylsuchenden aus Krisengebieten) beabsichtigt und mit den beiden im September / Oktober 2015  geänderten bzw. neu erlassenen Gesetzen, dem Asylrechtsänderungsgesetz bzw. Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz umgesetzt worden.
Hier ein Zitat aus der Wirtschaftswoche (www.wiwo.de/...), in der Marius Gerads meint, das sei ein "Befreiungsschlag für die Regierung": Fachleute bewerten die Gesetzesänderungen insgesamt kritisch. „Sie werden weder zu einer Beschleunigung der Verfahren führen, noch werden sie den Abschreckungseffekt, den der Innenminister damit erzielen möchte, erreichen“, urteilt der Vorsitzende des Rates für Migration, Werner Schiffauer: „Damit verschlechtert die Bundesregierung nicht nur die Situation der Flüchtlinge, sondern erstickt auch die Bereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv für Schutzsuchende einzusetzen“. Ergänzung am 24.10.2017 - aus der heutigen MZ S. 3
Im Zusammenhang mit den für heute geplanten Abschiebungen von Afghanen nach Afghanistan heißt es:
Die Bundesregierung setzt indes in der Flüchtlingspolitik weiter auf Abschreckung. Auf "Abschreckung" setzt jetzt auch die NATO wieder gegenüber Russland. Wer ist der "lachende Dritte", wenn man Europa und Russland gegeneinander ausspielt?
Ein starkes Europa geht nur MIT RUSSLAND!
• absorbieren
Die folgende Verwendung des Wortes "absorbieren" (aus lat. für "hinunterschlürfen, verschlingen"  und i. a. verwendet für "aufsaugen, in sich aufnehmen, beanspruchen") hat mich trotz seiner korrekten Anwendung doch ziemlich verblüfft:
»Das Nato-Ziel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben muss aus Sicht des Wehrbeauftragten des Bundestags, Hans-Peter Bartels, als Orientierung gesehen werden. Zwar habe die Bundeswehr enormen Bedarf an Investitionen. „Allerdings sollten wir die zwei Prozent nicht dogmatisieren. Das hieße ja, dass wir im Jahr 2024 statt heute 37 dann 72 Milliarden Euro ausgeben müssten! Soviel Geld ist für eine voll und modern ausgestattete Bundeswehr mit dann 200 000 Soldaten nicht erforderlich und gar nicht absorbierbar“, sagte er der „Welt“.«(gefunden in der MZ vom 27.03.2017, S. 2)  

• Adresshändler
Dieses Wort steht z. B.  in dem Beitrag der Wikipedia über das Meldegesetz (Einsicht am 20.10.2015). Darin erfährt man so unerhörte Dinge, dass das Wort "Datenschutz" sich geradezu lächerlich anhört.
Mit diesem Gesetz sind die Bürger den Adresshändlern weitestgehend ausgeliefert. Welch Schindluder mit Adressen bestrieben werden kann, kennt man i. a. nur aus der ständigen riesigen Werbeflut in den Briefkästen.
Der Aufwand, sich vor den Adresshändlern zu schützen, und die tatsächlichen Möglichkeiten dafür sind ein einziger Witz. In den Informationen werden so viele gesetzgeberische Schweinereien sichtbar, dass man es gar nicht glauben mag, so unvorstellbar sind sie.
Eigentlich müsste ich den ganzen Wikipedia-Artikel hier zitieren, es geht gar nicht, Details wiederzugeben.
Das Wort Adresshändler kommt sechs mal darin vor, das Wort Adresshandel 7 mal. Mir scheint, man hätte das Meldegesetz gleich "Adresshandel-Erlaubnis-Gesetz" nennen können.
• alt, Alter, Altern
• altbacken (Schubkasten alt-deutsch)
• alteingesessen, Alteingesessener
Alter: Sich alt werden "leisten können"? (Schubkasten zynisch - ausführlich unten)
• alternativlos (Lieblingswort der Bundeskanzlerin, alternativ geht auch: notwendig, unvermeidbar, Schubkasten politiker-deutsch )
• Alterspyramide
• Altersvorsorgeverpflichtungen 
(Schubkasten gaanz laange Wörter - 29)
• Alterung der Gesellschaft
• Altherrenfantasien
• Altlasten
(speziell die DDR-Altlasten)
• Alt-Oberbürgermeister, Alt-Bundeskanzler usw. (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• "Altern ohne alt zu werden" - eine Sendung des rbb am 07.04.2021 um 20:15 Uhr - meinte vermutlich: "Alt werden ohne zu altern"

• Altern und ›Überalterung‹
Was wird nicht alles getan, um die Lebenszeit von Menschen zu verlängern. Manche träumen sogar von einer Art "Unsterblichkeit". Doch dann hört man das Wort ›Überalterung‹ - unsere Gesellschaft leide unter der ›Überalterung‹: der Tatsache, dass die Bevölkerungspyramide längst keine "Pyramide", nicht einmal mehr ein "Zylinder" ist.
Das Problem - so suggeriert das Wort  ›Überalterung‹ - sei, dass es "zu viele alte Menschen" gäbe. Diese Sichtweise ist einfach nur erbärmlich.
Das Problem ist die zu geringe Geburtenrate. Diese kann die einfache Reproduktion der Bevölkerung -  eine gleichbleibende Bevölkerungszahl - nicht gewährleisten.
Diese ›Überalterung‹ wäre verhinderbar gewesen - durch eine Familienpolitik, die den Frauen ermöglicht hätte, ihre Kinderwünsche zu erfüllen.
Das eigentliche Problem ist also, dass Politiker über Jahrzehnte ihrer Verantwortung für eine solche Familienpolitik nicht gerecht geworden sind. (erg. 22.02.2022) 
(›...‹ -  das ist mein "Abscheuzeichen" für Wörter, die ich eklig finde.)

• "Kannst du es dir überhaupt leisten, alt zu werden?"
Als ich diesen Reklamespruch vor der Filiale der Volks- und Raiffeisenbank in der Wittenberger Collegienstraße las, dachte ich, mein Herz bleibt stehen. Ich fühlte mich von diesem Satz geradezu verhöhnt, war so sehr erschrocken über so viel Zynismus und Menschenverachtung, dass ich in der Bank einen Mitarbeiter ansprach und meine Empfindungen beim Lesen dieses Satzes schilderte.
Später bekam ich eine Einladung zu einem Gespräch mit der Marketing-Verantwortlichen, Frau König. Noch später kam auch ein Schreiben vom BVR, dem „Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken“. 
Die Details dieser ungewollten Erfahrung, wie erniedrigend und psychisch zerstörerisch Worte sein können, schildere ich in:
VOLKSBANK-REKLAME (in EINMISCHUNGEN » SELBSTVERSUCH)
• Anführer oder Anführerin
Oh je, welche Bildungslücken tun sich selbst rund 30 Jahre nach der "Wende", der "friedlichen Revolution in der DDR" bzw. der "Wiedervereinigung" für gelernte Ossis auf!
Doch ehe ich zu dieser Bemerkung weitere Details ausführe, will ich einige alte Assoziationen zum Wort "Anführer" notieren: Als Kinder - erinnere ich mich dunkel - haben wir immer für unsere Spiele einen "Anführer" gewählt. Selbst hatte ich nie den Ehrgeiz, ein solcher zu werden. Heutzutage heißt es, wenn Frauen diese Rolle übernehmen, "Anführerin" - ein Anachronismus, ein Widerspruch in sich: die Anführer sind immer "männlich gedacht".
Als Beispiel nenne ich diese Nachwende-Erfahrung: Mein Sohn lernte im Geschichtsunterricht, dass im Rahmen der "biologischen Arbeitsteilung" die Männer die Häuptlinge in der jeweiligen Menschengruppe stellten.

Es ist auch logisch nachvollziehbar, dass das Wort "Führer" verschlissen und verpönt war nach 1945 und ein anderes Wort gleicher Bedeutung dieses ersetzen musste, schon aus ideologischen Gründen. Nach Hitler, der den Titel "Führer" sozusagen als Eigennamen übernommen hatte, war das Wort geradezu versaut und verdorben.
(Am Rande  möchte ich auf den Unterschied zwischen "verschlissen und verpönt" und "versaut und verdorben" hinweisen.)
Also wurde ein Ersatzwort gesucht und mit dem "Anführer" auch gefunden. Das hörte man dann in der politischen Welt trotzdem nicht wirklich, oder habe ich da etwas verschlafen?
Nun aktuell am 04.02.2017 finde ich auf "1und1" unter der  mich erschreckenden Überschrift
"Wird Angela Merkel die Anführerin der freien Welt"
(siehe home.1und1.de/.../angela-merkel-anfuehrerin-freien-welt ~ »externer Link«)
diese Ausführung (Hervorhebung im Text von mir - B.K.): "Von Deutschland aus gesehen mutet die Diskussion etwas seltsam an, zumal der Begriff des "Anführers der freien Welt" noch aus einer anderen Zeit stammt. Es ist ein Propagandabegriff aus dem Kalten Krieg, aus der Zeit der klaren Fronten und der starken Blockbildung. Hier die freie Welt, da die Düsternis hinter dem Eisernen Vorhang." Beim zugehörigen Verb "anführen" muss man übrigens sehr vorsichtig sein, in welcher Bedeutung es gemeint ist:
- im Sinne von "führen", "leiten", "anleiten"
oder 
- im Sinne von  "betrügen", "hinters Licht führen", "täuschen"?
• Das Wort "ankurbeln"
wird heute fast nur noch im übertragenen Sinne verwendet,z. B. in der Form
"eine Sache ankurbeln", "die Wirtschaft (wiede) ankurbeln".
Woher diese übertragene Bedeutung stammt, dürfte vielen, vor allem den jüngeren Leuten kaum noch bekannt sein.
Doch wie will man die übertragene Bedeutung gut verstehen, wenn man sich die Original-Bedeutung gar nicht mehr vorstellen kann?

Ursprünglich wurden Autos nicht mittels "Zündschlüssel" gestartet. Da musste jemand diesen Startimpuls für das Anspringen des Motors wirklich über ein Kurbel am Auto oder einem Traktor erzeugen. Manchmal "sprang das Auto gleich an", manchmal  musste man es mehrfach versuchen und war danach ziemlich erschöpft, wenn man Pech hatte.
Gelegentlich gibt es in alten Filmen noch Szenen, in denen das Ankurbeln eines Autos zu sehen ist.
Im übertragenen Sinne ist es genauso wie im wörtlichen Sinn:
Man muss erst einmal viel Energie in eine Sache stecken, bis diese dann "von allein" weiterläuft.
Ich finde, dieses "ankurbeln" ist ein sehr schönes "Wortbild" für das, was man damit sagen will.
Eine andere, ähnliche Formulierung, ebenfalls aus dem Bereich der Autotechnik, ist auch der "Funken, der erst einmal zünden (überspringen) muss", der "Zündfunke".
In diesem Bild wird jedoch die nötige Anstrengung nicht so deutlich wie beim "Kurbelschwingen".
• Anthropozän ("Menschenzeitalter")
Das ist ein neues Wort für ein mögliches neues Erdzeitalter ("Erdzeitalter" in der Wikipedia zu finden unter dem umfassenderen Begriff "Geologische Zeitskala"): das "Menschenzeitalter" soll aus der Sicht von Wissenschaftlern inzwischen eingeleitet worden sein.
Die Systematik der "geologischen Zeitskala" ist etwas für Insider. Der "Normal-Bürger" hat vielleicht von "Kambrium", "Jura",  "Kreide" gehört - aber so ganz genau weiß man es nicht. Genug: die "Lebenszeit" der Erde wird eingeteilt nach bestimmten Ereignissen, deren Beginn oder Ende markiert wird. Nun soll also ein neues "Erdzeitalter" begonnen haben.
Bisher haben wir im "Holozän" gelebt, nach dem Ende des Eiszeitalters.
Ich habe erste Informationen über das Anthropozän gefunden in spektrum.de/~/streit-um-die-menschenzeit/~ »externer Link«
(ein Beitrag vom 12.01.2016 von Lars Fischer).
Interessant ist auch diese Wortgruppe:
"Anthropozän-Arbeitsgruppe der Internationalen Kommission  für Stratigrafie"  - das sind die Leute, die sich jetzt darüber streiten, ob es das Anthropozän nun geben soll oder nicht. Schließlich ging es bisher in der geologischen Zeitskala eher um geologische bzw. biologische  (Fossilienfunde) Stufen.
Nun ist jedoch auch menschliches Leben "vergeologisiert" (meine Worterfindung) in dem Sinne, dass es spezifische geologische Ablagerungen, die auf das Wirken der Menschen zurückzuführen sind, gibt, der Mensch also "zu einem geologischen Faktor geworden sei" (Wikipedia über Anthropozän 13.01.2015). Die "Scheidegrenze" zwischen altem und vielleicht neuem Zeitalter wird mit dem Ende des 2. Weltkrieges gesehen, weil seit dieser Zeit der Einfluss der Menschheit auf die Erde gigantisch gewachsen ist (nicht zu vergessen dabei: Kunststoffe, Atomkraft-Auswirkungen und Müllhalden).  Vielleicht sollte man parallel für die Menschheitsgeschichte  - nach Steinzeit, Bronzezeit usw. inzwischen auch das "Kunststoffzeitalter" als eingeleitet betrachten.
Im Deutschen Museum München gab es übrigens im Jahr 2016 eine Ausstellung "Willkommen in Anthropozän".
• Das Wort "antiautoritär" 
Dieses Wort wird meist im Zusammenhang mit "Erziehung" gedacht - die Assoziation zwischen beiden Wörtern ist offenbar so stark geprägt, dass man  "antiautoritär" fast immer in dieser Verbindung denkt: die antiautoritäre Erziehung. Mitunter findet man auch den antiautoritären Erziehungsstil oder ähnliche Abwandlungen.
Spötter meinen, diese "antiautoritäre"  Erziehung hätten sich faule Eltern ausgedacht, damit sie eine Rechtfertigung dafür haben, dass ihre Kinder nicht mehr beeinflussbar sind.
Es meint natürlich etwas ganz anderes - das "antiautoritär" will deutlich machen, dass damit der frühere "autoritäre Erziehungsstil" (im Sinne von Kinder dressieren, kommandieren, strafen) überwunden werden soll.
Inzwischen gibt es wohl auch einen "antiautoritäten Führungsstil".

Warum ich dieses Wort "antiautoritär" hier aufgenommen habe, hängt mit einer ganz und gar anderen, höchst lustigen Kombination von "antiautoritär" mit einem anderen Wort zusammen:
                      "antiautoritärer Naturgarten".
Eine Gärtnerin hier in Wittenberg, deren Namen ich nicht nennen möchte, bietet in der Reihe "Offene Gärten in und um Wittenberg" eine Besichtigung ihres Gartens unter dieser Bezeichnung an.

Diese Bezeichnung regt mich an, damit zu spielen:
Meint sie, dass ihr Garten "verwildert" ist? Nein, natürlich ist er das nicht, wie ich selbst einmal bei einer Besichtigung erleben konnte.
Will sie deutlich machen, dass ihr Garten mit den weit verbreiteten Standardgärten, den "ordentlichen" Gärten (Stichwort rechtwinklige Beete, Gehwegplatten, Rasenkanten, Nutzpflanzen und ja kein "Unkraut") nichts zu tun hat?
Das assoziiert man doch mit "Naturgarten" sowieso. Wobei auch dieses Wort seine Tücken hat - gibt es auch "Kunstgärten" oder "naturfreie Gärten"?
Warum muss ein "Naturgarten" auch noch "antiautoritär" sein? Ist das "doppelt gemoppelt"?
Was ist andersherum ein "autoritärer Garten"?
Fragen über Fragen ...
• Armut, arm, Arme

Armutsbetroffene
Richtig gelesen - hier ist nicht die Rede von "Armen" oder "armen Menschen". In unserer von Betroffenheitslyrik triefenden Gesellschaft muss natürlich auch die Betroffenheit der Armen den Akzent setzen. Einfache Armut oder einfach arm sein, das hat keinen Nachrichtenwert. Das gab es schon immer.
Gefunden habe ich dieses Wort aktuell einmal wieder in einem Beitrag des swr.de vom 30. Juli 2022. Unter der Überschrift: "Leben auf Verschleiß: Armutsbetroffene aus Baden-Württemberg erzählen"gibt es dann u. a. diese Bemerkung:Allein im reichen "Länd" sind "knapp zwei Millionen Menschen ... von Armut bedroht".Relativieren von Armut, indem nur von einer "Bedrohung", aber nicht von dem Tatbestand als solchen berichtet wird, gehört natürlich auch zur Idyllisierung.

Armutszuwanderung, arm und Armenarzt.
"Armenarzt" - dieses heute fast vergessene Wort fand ich bei einer zufälligen Recherche zu Käthe Kollwitz. Deren Ehemann Karl Kollwitz (1863 - 1940) war ein solcher Armenarzt.
Die Wikipedia schreibt dazu (aufgerufen am 07.09.2021): "Der Armenarzt, früher auch Ptochiater (zu gr. ptõchós "Bettler") oder auch Medicus pauperum, war ein Arzt, der im 19. Jahrhundert mittellose Kranke kostenlos ärztlich versorgte und dafür aus der Gemeindekasse besoldet wurde. Heutzutage - mit unsererm System der Pflichtkrankenkassenversicherung - wird ein Armenarzt nicht mehr benötigt, zumindest hier in Deutschland. Vielleicht sollte man auch an das Wort "Zwei-Klassen-Medizin" erinnern, das gern auf unsere Gesundheitspolitik angewandt wird.
Anderseits könnte man z.  B. die Initiative "Ärtze ohne Grenzen" als Fortsetzung des Armenarzt-Prinzips betrachten. Es gibt noch immer unzählige Menschen in der Welt, die sich einen Arzt nicht leisten können.  "Wer arm ist, stirbt früher."

Allein in dem Wikipedia-Artikel über den Armenarzt finden sich noch zahlreiche weitere Wörter rum um das Wörtchen "arm":
Armenherberge, Armenhaus (Verpflegungshaus für Arme - erinnert an heutige "Tafeln" und "Suppenküchen")
Armenpflege, Armenverwaltung, Armenversorgung.

Heinrich Hoffmann, der "Vater" des "Struwelpeters" (1809 - 1894), arbeitete längere Zeit ebenfalls als "Armenarzt". (siehe auch weitere Infos in der Namensliste) 

Er war Mitbegründer einer "Armenklinik". Bleibende Verdienste hat er sich später in der Verbesserung der Betreuung sogenannter "Irrer" erworben. Nachdem er jahrelang Spenden gesammelt hatte, konnte er im Jahr 1864 endlich den  Neubau einer modernen Klinik für psychisch Kranke finanzieren. Mit dem dabei verwirklichten Betreuungs- und Behandlungskonzept legte er "den Grundstock für eine moderne Psychiatrie".

"Von Armut und Ausgrenzung bedroht" sind viele Menschen in Deutschland, so kann man es ziemlich oft in den Medien lesen oder hören. Bedrohung suggeriert, dass es sie noch nicht wirklich getroffen hat: sie sind noch nicht richtig arm, sie sind noch nicht wirklich ausgegrenzt.
Aber viele sind es schon wirklich, und sie werden sehr schön hinter dieser  beschönigenden Formulierung versteckt!

weitere Wörter mit "Armut":
Armutsschwelle (polit-deutsch)
Armutsquote (polit-deutsch)
Armutsgefährdungsschwelle (euphemistisch)
(auch "offizielle Armutsgefährdungsschwelle)
Armutsrisikoquote - die ist laut Spiegel (online 17.09.2016) auf 15,7 Prozent gestiegen, und eigentlich heißt es auch nicht "Armutsquote, das ist "verkürzt", denn eigentlich heißt es "Armutsgefährdungsquote" bzw. "monetäres Armutsrisiko" - und nun ist neben den Familien und den Alleinerziehenden noch eine Gruppe betroffen - und ich bin gespannt, ob das die Singles sein werden.
Doch zuerst muss ich lesen: "Der Aufschwung kommt offensichtlich nicht bei allen an." Und - ja, es sind die Single-Haushalte, die auch "überdurchschnittlich gefährdet" sind - wer hätte das gedacht. Erstaunlicherweise sind auch Erwerbslose stärker von Armut betroffen als Berufstätige, aber das nur am Rande, Rentner auch, vor allem die weiblichen.
Wer bleibt eigentlich noch übrig, wenn Familien, Alleinerziehende und Singles "betroffen" sind? Wer ist dann "nicht gefährdet"?
Selten ist zu lesen, dass  Menschen "verarmen". Das meint, dass ihr materieller Lebensstandard durch bestimmte Umstände drastisch gesunken ist und sie nun erst "unter die Armutsschwelle gerutscht" sind. Eine gigantische "Verarmungswelle" wurde durch die Hartz-IV-Gesetze mit Beginn des Jahre 2005 eingeleitet.

Immer mal wieder veröffentlicht die Bundesregierung einen Armutsbericht (pardon, einen Reichtums- und Armutsbericht, Armut ist schließlich relativ, nur im Gegensatz zu Reichtum zu denken, oder? Nein, es gibt eine "absolute Armut", die hinter der Rechenformel von den   "unter 60 % des Durchschnittseinkommens" nur gut versteckt werden kann. Dazu gehören auch die, denen nur 30% zur Verfügung stehen oder gar noch weniger.

Ab und zu wird sogar eine "Nationale Armutskonferenz" durchgeführt. Die gibt Empfehlungen, an die sich die Politik überhaupt nicht halten muss.
In Berlin gibt es eine "Landesarmutskonferenz Berlin", in der Sozialverbände versammelt sind. Auch das "Armutsnetzwerk" ist dabei.

"Armutserfahrung" - dieses  zynische Wort fiel in der Tagesschau vom 04.10.2017 ab 20.15 im Zusammenhang mit der diesjährigen "Nationalen Armutskonferenz".

Die "Armutsforschung" liefert die Details: Der Unterschied zwischen Armutsquote und Armutsgefährdungsquote? 10 Prozent.
(siehe www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-in-deutschland-das-risiko-steigt-wieder ~ »externer Link«
PS: Wenn Sie berechnen wollen, ob oder wie arm Sie sind, pardon "als arm gelten" - dann gibt es auf dieser Seite einen Rechner (der nicht "Armutsberechner" heißt), mit dem Sie das mit verschiedenen Methoden berechnen können. Schließlich ist es ja nur eine subjektive Wahrnehmung, falls Sie glauben, Sie seien arm. Denn vielleicht bilden Sie sich das ja auch nur ein.


Ergänzung 31.12.2020 - "armutsfest":
Im April 2020 habe ich in den Medien (Quelle habe ich nicht notiert) diese Formulierung gefunden - jedoch als Verneinung: "nicht armutsfest". Das kann z. B. ein Sozialsystem sein, das "nicht armutsfest" ist. So eines gibt es in Spanien.
Der Trick bei dieser Formulierung ist, dass die Armut nun auf das Sozialsystem und nicht auf das ganze System, den ganzen Staat geschoben werden kann, der ein schlechtes, unzureichendes Sozialsystem installiert hat. Hat ein Sozialsystem, dass betroffene Mitglieder der Gesellschaft nicht vor Armut schützen kann, überhaupt diesen Namen verdient, oder ist es eher ein "Un-Sozialsystem"?

Ergänzung 15.03.2023: "Ernährungsarmut"
- die soll es in Deutschland geben - auch als "armutsbedingte Mangelernährung und teils auch Hunger" bezeichnet in einem Gutachten, das bereits im Jahr 2020 vom Wissenschaftlichen Beirat des Bundesernährungsministeriums  erstellt wurde.

Armutskarte Deutschland
Dieses Wort begegnete mir am 21. Juli 2023 zufällig beim "Durchzappen" auf RTL2 - dort wurde die Sendung für 16:05 Uhr angekündigt:
"Hartz-Rot-Gold - Armutskarte Deutschland" 
Das war bestimmt eine Spaßsendung (¿ - Zynismus aus).
• Arztbesuch
An diesem Wort ist der Bedeutungswandel interessant, den es in den vergangenen ca. 100 Jahren erfahren hat:
Früher besuchte der Arzt den Patienten, heute ist damit gemeint, das der Kranke in die Arztpraxis gehen muss. 
In dem Film "Besser geht's nicht" wundert sich die Kellnerin mit dem kranken Kind, dass ein Arzt auch ins Haus kommt. Sie musste - und das kennen sicher viele Mütter auch im realen Leben - immer mit den fiebrigen Kind durch die Stadt bis zum Arzt hetzen, dort lange warten und dann bei Wind und Wetter wieder nach Hause.

• Asyl
Asyl als Konjunkturspritze
Asylantrag
Asylantragsstau ärgert Innenminister
Asylbewerberleistungsgesetz
Asylbewerberzahlen
Asylbremse
Asyldebatte
Asylgesetz (AsylG)
Asyl-Kosten,
Asylstatus, anerkannter
Asylflut "Was tun gegen die Asylflut?"
Asylpolitik (Asylpolitik des Herrn Horst Seehofer)
Asylproblematik
Asylrechtsänderungsgesetz
Asylrechtsverschärfungen
Asyltourismus (Markus Söders, MP Bayerns, hat das in den Mund genommen, auch Frau Julia Klöckner, in ihrer Zeit als Landwirtschaftsministerin)
Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz
Asylverfahrensgesetz
Asylverfahrenssekretariat
Asylwende in Deutschland

"Asylantenflut"
(Notiert am 26.06.2018 in Bezug auf einen Kommentar von Detlef Drewes in der MZ vom 25.06.2018, S. 8; Hervorhebung im Text von mir - B.K.)
Weiter oben habe ich bereits das Wort "Asylflut" erwähnt, nun finde ich in dem Zeitungskommentar diesen Text:
»Selbst das üble Wort von der "Asylantenflut", das in Deutschland lange als politisch tabu galt, nahmen fast alle Staats- und Regierungschefs am Sonntag in Brüssel in den Mund.«

• Asylbremse
Der Bundeskanzler Österreichs, Karl Nehammer, der dieses Wort in den Mund genommen hat, wird zitiert in der F.A.Z. vom 10.02.2023 (online)
"Wir haben eingefordert, dass die Asylbremse europaweit angezogen wird, und das hat dieser Gipfel auch tatsächlich gebracht."
In der Unterzeile des Artikels "EU verstärkt Grenzschutz in Rumänien und Bulgarien" war zu lesen:"Die Europäische Union will die irreguläre Migration stärker bekämpfen. Es sollen weniger Menschen kommen. Wer keinen Anspruch auf Asyl hat, soll schneller abgeschoben werden."Hat die F.A.Z. es jetzt schon nötig, solche Informationen idiotensicher in "einfacher Sprache" an die Leser zu bringen?

Asylpaket resp. Asylpaket II: Darauf hat sich die Koalition am 28.01.2016 geeinigt, es musste
"›schnell über die Rampe geschoben‹"
werden, wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sagte. 
Sorry, Herr Dr. Haseloff - bei dem Wort "Rampe" muss ich immer als erstes an die "Rampen" denken in den KZs, auf denen die ankommenden Menschen ›selektiert‹ wurden.
• aufgestellt sein
"Wir sind breit aufgestellt." "Wir sind gut aufgestellt."
Das könnte sogar aus dem militärischen, kriegerischen Bereich kommen. Soldaten müssen "Aufstellung nehmen" und haben dann "Aufstellung genommen" - und dann sind sie wohl auch "gut aufgestellt".

• aufpäppeln
Oben in der Übersicht habe ich dieses Wort in die Rubrik "zynisch" eingeordnet. Dabei klingt "aufpäppeln" doch irgendwie niedlich, harmlos, geradezu kindlich. Die meisten Assoziationen gibt es vermutlich auch in genau diesem Bereich: "Der Kleine muss aber noch ein bisschen aufgepäppelt werden." sagt man über Kinder, die sehr ausgezehrt aussehen. Das Aufpäppeln spielt gegenwärtig auch bei unseren Kindern keine Rolle mehr, die müssen eher lernen, weniger zu essen.
Wenn so ein Wort jedoch auf einmal im politischen Bereich verwendet wird, werde ich stutzig:
In einem Kommentar (MZ vom 16.08.2017, S. 6) im Zusammenhang mit den immer stärkeren Abschottungen der europäischen Staaten gegen die Flüchtlinge schreibt Detlef Drewes (Unter der Überschrift "Europas brutale Abschottung" analysiert er "die Flüchtlingssituation im Mittelmeer", die er eine "humanitäre Katastrophe auf dem Mittelmeer" nennt): "Europa hat keine Wahl. Der Versuch, die afrikanischen Staaten so aufzupäppeln, dass sie keine Fluchtursachen mehr liefern, ist ein schwieriger Weg."Abgesehen davon, dass diese Fluchtursachen wesentliche Folge europäischer und US-amerikanischer Außenpolitik sind, geht es hier überhaupt nicht um "Aufpäppeln". Im Duden findet sich für diese Wort folgende Bedeutungsübersicht:
"(einen Kranken, ein Kind) mit sorgfältiger Ernährung [wieder] zu Kräften bringen".
Als Synonyme werden genannt:
bemuttern, besondere Pflege angedeihen lassen, betreuen, sich kümmern, pflegen, umsorgen, versorgen; (gehoben) besondere Fürsorge zuteilwerden lassen, umhegen; (umgangssprachlich scherzhaft) unter seine Fittiche nehmen.

Die Aussage von oben ist in sich widersprüchlich:
- "aufpäppeln" ist (liebevolle) Fürsorge, Anteilnahme, Sorge um das Wohlergehen desjenigen, der da "aufgepäppelt" werden soll
- "keine Fluchtursachen mehr liefern" ist gleichbedeutend mit "sich diese Leute vom Hals halten": diese Formulierung meint nicht, dass wir ihnen helfen wollen, ihre Infrastruktur aufzubauen und Kriege einzudämmen, das meint: die sollen uns in Ruhe lassen mit ihren Problemen, wir wollen nur so viel machen, wie unbedingt nötig ist, damit sie nicht herkommen. Und das hat nichts mit "aufpäppeln" zu tun.
Im gleichen Leitkommentar findet sich noch diese Aussage: "Je mehr Opfer das Mittelmeer fordert, je größer der europäische Aufschrei." Dieser Zynismus übertrifft natürlich den obigen. Das Mittelmeer "fordert" keine "Opfer". Die Zeiten eines Meergottes Poseidon oder Neptun sind vorbei.  Das waren Schicksalsgötter, denen man zur Besänftigung Opfer bringen musste. Diese Anspielung auf alte Göttersagen funktioniert unterbewusst trotzdem.
Man könnte den Satz auch so deuten: Was da geschieht auf dem Mittelmeer - es ist halt Schicksal. Und wie in den Sagen wird dann geklagt und gejammert und geschrien.
Angesichts dieser inhaltlichen Schweinereien mag die Sprachschlamperei mit "je ..., je ..." fast durchgehen: eigentlich muss es heißen: "je ...., desto ...".
• augenfällig, z. B. "augenfällige Zahlungsunfähigkeit"
Ein Verkäufer oder eine Verkäuferin an der Kasse kann über die "augenfällige Zahlungsunfähigkeit" eines Kunden entscheiden. Danach bestimmt er / sie, ob der Kunde bei Kartenzahlung die PIN zur Sofortabbuchung vom Konto eingeben muss oder per Unterschrift eine Einzugsermächtigung erteilt. (Es gibt auch noch andere Verfahren für die Entscheidung, ob PIN oder Unterschrift erforderlich sind.)
Es ist verblüffend, sehr verblüffend, was die "MZ" da in ihrer Online-Ausgabe am 18.05.2018 da mitteilte.

Was heißt überhaupt "augenfällig"? Aus meiner Sicht meint das "ins Auge fallend", "dem (äußeren) Anschein nach", "auf den ersten Blick", "wie es aussieht / scheint", "es scheint so, als ob ..." usw.
Wie kann so ein Verkäufer über eine "augenfällige Zahlungsunfähigkeit" entscheiden?
Guckt er, ob da jemand unfrisiert und im Schlabberlook vor ihm steht, und schon erscheint er ihm verdächtig zahlungsunfähig?
Andersherum bedeutet so eine Entscheidung ja auch, dass der Verkäufer in der Lage ist, über eine "augenfällige Zahlungsfähigkeit" zu entscheiden. Diese Gegenteilbildung dürfte das  Absurde einer solchen Festlegung augescheinlich machen, hoffe ich.
• "ausklingeln"
ist ein altes Wort, ein aussterbendes, vielleicht schon ausgestorbenes Wort. Ich habe es im Februar 2017. In dem Textauszug aus einer alten Wittenberger Tageszeitung, der "Wittenberger Allgemeinen" vom 30. Juli 1916 erfährt man: "Das Ausklingeln der amtlichen Bekanntmachungen wir vom 1. August an durch den Zeitungsabdruck derselben ersetzt." Diese Mitteilung steht für den Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Bürgerinformation, von einer aufwendigen zu einer schon wesentlich effektiveren Form der Informationsübertragung. Man kann es sich richtig vorstellen, wie da ein alter Mann (womöglich Kriegsversehrter) mit der Glocke durch die Straßen der Kleinstadt lief und an jeder Ecke was immer auch von seinem Zettel vorlas.
Auch heute noch gibt es im Notfall die "Lautsprecherwagen" und es werden Informationen mündlich über Radio und Fernsehen weiter gegeben. Alte Technologien sterben nie ganz aus.

Ich halte dieses Wort "ausklingeln" deshalb für besonders bemerkenswert, weil es  in gewisser Weise "selbsterklärend" ist und weil wir zur Zeit in einem ähnlichen Übergang stecken. Das Internet macht klassischen Nachrichtenmedien, vor allem den Printmedien, zunehmend Konkurrenz.
• authentisch, besonders authentisch, authentisch bleiben oder sein
Geht das - eine Steigerung von "authentisch" im Sinne "besondes authentisch"? Das bedeutet doch, dass das "einfach authentisch" etwas weniger authentisch ist?
Authentizität bedeutet Echtheit im Sinne von "als Original befunden".
"Authentisch" meint also: echt, zuverlässig, verbürgt, beglaubigt, original
.

Echtheit geht nur im "ja-nein" - Modus: entweder etwas ist echt oder es ist nicht echt. "Besondes echt" oder gar "echter, am echtesten" würde wohl niemand sagen. "Besonders authentisch" ist das gleiche wie "authentischer als anderes". Dann könnte man noch "am authentischsten" sagen. Das gehört in die Kategorie "maximalst", "optimalst" usw., also in "doppelt gemoppelt".
"Besondes authentisch" ist (siehe Fundstellen Google) schon recht häufig - 22.000 Fundstellen waren es Ende 2015.
Meist wird es in Bezug auf einen Menschen verwendet, der "besonders authentisch" ist.

Doch auch Orte können "besonders authentisch" sein:
In einem Zeitungsartikel (MZ Quelle MZ vom 30.11.2015, S. 13) heißt es: Für die Übergabe des Papiers hatte man mit dem Vorraum zur Lutherstube einen symbolträchtigen, weil besonders authentischen Ort gewählt - vom "Vorraum zum Allerheiligsten" sprach Dorgerloh gar. (Stephan Dorgerloh, ehemaliger Direktor der Evangelischen Akademie in Wittenberg, war bis 2016 Kultusminister von Sachsen-Anhalt)

Auf so eine Formulierung wie die folgende muss man erst einmal kommen, das ist echte sprachliche Kreativität:
"Nur Nebendarsteller ... brachten einen Hauch von authentischer Emotionalität in die unrealistische Liebesgeschichte." Was - um Gottes Willen - soll "authentische Emotionalität" sein? Meint die Schreiberin (Name und Quelle kann auf Anfrage genannt werden, ansonsten möchte ich sie lieber der Anonymität überlassen) etwa "echte Gefühle"?

Ja, natürlich gibt es zu dieser Eigenschaft "authentisch" auch ein Substantiv, ein  "Ding-Wort", die Personifikation (Vergöttlichung) sozusagen: Authentizität.
Hierfür kann ich als Beispiel einen ausgesprochenen "Spitzensatz" nennen, am 26.09.2016 gefunden auf 1und1.de/~ »externer Link« in einem Artikel über das bevorstehende Wahlkampfduell Trump-Clinton: "Zudem könnten Clintons mangelnde Authentizität und ihre Glaubwürdigkeitsdefizite zum Problem werden." Mangel und Defizite paaren sich in vollkommener Harmonie: ohne Glaubwürdigkeit keine Authentizität - und umgekehrt.

Auch Wittenberg hat seine "authentischen Orte" und seine "authentische Geschichte". Die Thesentür ist nicht authentisch. Die ist ein Nachbau, nicht einmal eine Kopie. Unser jährlichen Stadtfeste unter dem Motto "Luthers Hochzeit" sind inzwischen selbst schon wieder "authentische Geschichte" Wittenbergs geworden. Auch wir können "Brot und Spiele"!
Was mag wohl "authentische Geschichte" sein - Geschichtsschreibung, die nicht gefälscht wurde? 

Ergänzung 31.12.2019:
Nun ist die Kathedrale von Notre Dame in Paris durch einen Brand schwer geschädigt worden. Macron möchte einen "authentischen Wiederaufbau", ohne "moderne Elemente" daran.
Marcron meinte sicher "originalgetreu". "Authentisch" ist nur das Ersatz-Mode-Wort dafür.

Heraklits "Man kann nicht zweimal im gleichen Fluss baden." und die Geschichte um "Theseus Schiff" zeigen: Nichts bleibt wie es ist, alles ist in der Zeit veränderlich.

Selbst wenn die Kathedrale Notre Dame mit modernen Elementen wieder aufgebaut wird, bleibt sie das Original. Die  hat es überhaupt nicht nötig, "authentisch" zu sein oder zu bleiben.