SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN
SCHRIFTSPRACHE
DIE VERGEGENSTÄNDLICHUNG UND BEWAHRUNG VON WORTEN UND GEDANKEN
Gut schreiben können - eine Frage des Schönheitssinns
Zum Beispiel wird es auch um die inzwischen ziemlich traurige und bedrückende Situation gehen, dass die Kinder keine ordentliche Schreibschrift mehr erlernen. Man möchte fast von der
"Verelendung der Schreibkunst" sprechen.
Die Kalligraphie - die Kunst des schönen Schreibens, der Schönschrift - ist eine wundervolle Kunst, die ihren Anteil - wie alle Kunst - an der "Veredlung des Menschen" haben kann bzw. könnte, denn in unserer Kultur wird sie kaum gepflegt und geradezu stiefmütterlich behandelt.
Wenn mir das
"Schönschreiben", wie es in meiner Schulzeit hieß, so am Herzen liegt, dann deshalb, weil ich anfangs in der Schule eine so genannte
"Sauklaue" hatte. Mein Lehrer spornte mich an, regelmäßig zu üben.
Ein Schulheft meiner lange zuvor verstorbenen Mutter war mir damals, mit etwa 8 bis 9 Jahren, in die Hände gefallen, in dem ich ihre Schreibübungen wirklich bewundern konnte.
Mit der Verbesserung meiner Schreibschrift spürte ich auch die angenehmen Wirkungen, die diese Übungen hatten, vor allem die Freude an den immer gleichmäßiger und harmonischer werdenden Buchstaben. Mit anderen Worten, ich erfuhr am eigenen Leibe,
wie durch schönes Schreiben auch der Schönheitssinn entwickelt wird.
Deshalb macht mich dieses ganze Hickhack um das Schreibenlernen an unseren Schulen auch so traurig. So gibt es keine Schreibschrift, erst recht keine "Schönschrift" mehr.
Die Kinder lernen Buchstaben zu schreiben, die eher einer Druckschrift gleichen als einer Schreibschrift.
Das Konzept ging davon aus, dass "später" die Verbindung dieser Einzelbuchstaben zu einer zusammenhängenden Schrift schon noch erfolgen würde.
So sah die Schreibschriftvorlage aus, als ich im Jahr 1958 zur Schule kam:
(Abb. entnommen der Wikipedia über "Ausgangsschrift")
Es war kein Problem, die Buchstaben auch miteinander zu verbinden. Das erfolgte in einer einfachen, harmonischen Bewegung.
Ich bin mir ganz sicher, dass die heutigen Probleme beim Lesenlernen in den ersten Schuljahren wesentlich mit dem verkümmerten Schreibunterricht zusammenhängen.