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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - H


Die Wortsammlung als erstes - die Texte zu einzelnen  Wörtern folgen nach.

Die Wortsammlung

• Habenichts, Habenichtse (spöttisch-herablassend für arme Leute, natürlich von den Reichen)
• halbseiden
• Halsabschneider (für Betrüger)
• Hampelmann (Kinderspielzeug, gelegentlich auch abwertend für einen Mann, der gegenüber seiner Frau nicht den "starken Max markiert")
• Hand (z. B. "an die Hand nehmen" von erwachsenen Bürgern, die dann "mitgenommen werden" - wie Kindergartenkinder)
Handkuss
• Handlungsbedarf (Schubkasten  gefloskelt)
• hanebüchen, hanebüchener Unsinn
(Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)
• hängenbleiben ("Unter dem Strich blieben 2018 knapp 1,9 Milliarden als Gewinn hängen, ..." - teilte der Berliner Immobilienkonzern Deutsche Wohnen mit)
• Härtefallregelung
• Härte fordern, Härte zeigen, harter bzw. härterer Kurs bei Abschiebungen durch die Bundesregierung, rigorose Strafen, schärfere Vorgehensweise usw.
• hartgesotten, hart gesotten sein (für herzlos, seelisch verhärtet - das Wort "gesotten" gehört  als Partizip Pefekt zu "sieden")
• Hartz-IV (Schubkasten Zeitgeist)
• Haudegen (Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)
• Hauptgeschäftsführer
• Hausaufgaben ("seine Hausaufgaben nicht gemacht haben") (siehe auch Investitionsstau) (Schubkasten beschönigend)
• Hausfreund
• Haushaltskonsolidierungskonzept
Haus-Halts-Konsolidierungs-Konzept
(Schubkasten gaanz laange Wörter - 31)
• häusliche Gewalt (meist gegen Frauen, der Begriff anonymisiert die Täter*innen)
• Hebamme, Hebammenmangel, Hebammenversorgung (letztes meint nicht die  Versorgung der Hebammen, sondern die "Versorgung" der Gebärenden mit Hebammen)
• ›Heidentöter‹ (Schubkasten kirchen-latein bzw. innerkirchlicher Gebrauch)
• heilig, Heiliger, Heiligenschein "Heiliger Bimbam" - für das Kirchenglockengeläut (Geräusch) (Schubkasten kirchen-latein)
• Hausmeister, Hauswart (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• Heilpraktikerpraxis
• Heimat (siehe auch Flüchtlinge,  zu Heimatland)
• heischen, Heischebrauch (Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)
• Helden, Heldentum
• Helikoptereltern (Schubkasten Zeitgeist)
• Herdenschutzhundezentrum,
Herden-Schutz-Hunde-Zentrum; echtes "Vierwortwort" (Schubkasten gaanz laange Wörter - 24)
• Herkunftsländer (Schubkasten  zynisch)
• Herr, herrisch, Herr-, herrlich, Herrin (Schubkasten  herren-deutsch)
• Herzblut, mit Herzblut bei einer Sache sein (liebenswertes Wort)
• Herzlichkeitsbeauftragte
• Hetze, Hetze im Netz (Schubkasten Zeitgeist)
• Hexe
Hexenjagd, Hexensabbat (Börsen-Jargon), Hexenwahn
• Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug
Hilfe-Leistungs-Lösch-Gruppen-Fahrzeug
(HLF - ein spezielles Feuerwehrauto) (Sechs-Wörter-Wort, Schubkasten gaanz laange Wörter - 34)
• Hilfspaket
• Himmelfahrtskommando (Schubkasten krieger-deutsch)
• himmelschreiend, z. B. eine "himmelschreiende Sünde"
• Hingucker (altdeutsch auch "Blickfang") (Schubkasten mode-deutsch)
• Hinkel, das (altes bzw. regionales Wort für (junge) Huhn. In dem zauberhaften Kunstmärchen "Gockel, Hinkel und Gackeleia" hat Clemens von Brentano das Wort "aufgehoben" für die Nachwelt.)
• Hinterbänkler (i. a. für Abgeordnete, die in ihrer Gruppe nicht gerade "das Sagen haben") (Schubkasten polit-deutsch)
• Hintertürchen (siehe auch LÜCKE UND LOCH und dort "Lücke im Gesetz")
• Hippe (Messer des Gärtners, steht auch für die Sense des Gevatter Tod - siehe im Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen ...", letzte Strophe:
"Sitzt einmal ein Gerippe
bei meinem Schwager vorn,
schwenkt statt der Peitsche die Hippe...")
(Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)

• Hirnschmalz (scherzhaft für "geistiger Aufwand" - "viel Hirnschmalz investieren") (Schubkasten Volksmund)
• Hirschrufer, Deutsche Meisterschaft der Hirschrufer
• höchstpersönlich (ist das die neue Steigerung von "persönlich"?)
• Hochleistungsschlitzmaschine
Hoch-Leistungs-Schitz-Maschine, "Vier-Wörter-Wort" (Schubkasten gaanz laange Wörter - 28)
• Hochwasserrisikomanagementrichtlinie, Europäische
Hoch-Wasser-Risiko-Management-Richt-Linie (35 - Sechs-Wörter-Wort, Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Hochwasserschadensbeseitigungsprogramm (38)
Hoch-Wasser-Schadens-Beseitigungs-Programm
("Fünf-Wörter-Wort") (Schubkasten gaanz laange Wörter - 38)
Hochwassergefahrenkarten
Hochwasservorhersagezentrale ("Fünf-Wörter-Wort")
Hoch-Wasser-Vorher-Sage-Zentrale (Schubkasten gaanz laange Wörter, dieses Wort war zeitweise Spitzenreiter in meiner Sammlung gaanz laanger Wörter)
• Hochzeitsplanerin (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• Hoffnungsort für ungezählte Menschen
Hoffnungsträger, Hoffnungsträgerin
• Hoheit(en) (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe ...)
• Hort, Kinderhort
• horten (siehe auch  Konsum) (Schubkasten medien-deutsch )
• Hospitzbeauftragte (Schubkasten Titel, Ämter, Berufe ...)
• Hüfthalter (Vorläufer: Strumpfband)
• humanitär
• Humboldt-Forum, Humboldt Forum oder Humboldtforum (Schubkasten sprachnörglerisch)
• Hund
• Hunger, hungern, verhungern (und euphemistische Umschreibungen) (siehe auch Mangelernährung)
• huschen (für leise-schnell laufen), Husche (für kurzen, relativ sanften Regenguss) - (Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)
• Hygiene, Hygiene-Problem, Hygiene-Experten, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene

Texte zu einzelnen Wörtern

• Handlungsbedarf
Wenn jemand sagt, dass in einer Sache "Handlungsbedarf" besteht, meint das i. a., dass endlich (!) etwas getan werden muss, weil diese Sache zu lange vernachlässigt oder unterschätzt wurde.  Das Wort ist Teil der - sorry, jetzt mache ich es selbst - "Substantivierung von Tätigkeiten oder Befindlichkeiten". Dieser Trend ist letztlich auch ein erkenntnistheoretisches Grundproblem, aber das wird an anderer Stelle zu diskutieren sein.

Hier gibt es die Beispielsammlung zum "Handlungsbedarf":
"Wir ziehen die Konsequenzen aus dem Wahlergebnis, was den Handlungsbedarf an politischer Bildung anbelangt, deshalb stehen wir hier auch zu dritt." sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im März 2016.
(Da war die AfD  mit 23% zweittstärkste Kraft geworden. SPD und Grüne hatten zusammen weniger Stimmen als die Drittplatzierten - die LINKEN - mit noch 17 %. Nun hat Sachsen-Anhalt eine Dreier-Regierung von "schwarz-rot-grün".) Hartz IV
Hartz-IV, die nach einem Herrn Peter Hartz, dem Vater der so bezeichnete "Reform" von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, benannte Arbeitsmarktzwangseinrichtung, ist Alltag in Deutschland.
Zum 01.01.2005 wurde sie eingeführt und richtet bis heute großflächigen und "nachhaltigen" Schaden an.
Dass jemand zum Namensgeber für etwas wird, ist auch Alltag. Meist geht es dabei um Ruhm und Anerkennung für eine Leistung.

Irgendwo hatte ich vor längerem gelesen, dass man  von Regierungsseite versuchte, diese Bezeichnung wieder los zu werden. Doch hier war der Volksmund stärker - ALGII (oder auch "Grundsicherung für Arbeitssuchende"), die offizielle Bezeichung, wird selbst von den amtlichen Stellen nur verwendet, wenn es sein muss.
Dem Herrn Hartz soll es hinterher ziemlich schlecht gegangen sein, er soll es irgendwie nicht verkraftet haben, dass sein Name ständig in aller Munde war - und vor allem, dass das Wort eine so negative Sache bezeichnet, dass die meisten (Betroffenen) es mit Abneigung aussprechen.
Wie schön haben es dagegen Leute wie Albert Einstein (leider schon tot) oder Martin Luther (auch schon tot), deren Namen auch in aller Munde sind, aber einen guten Klang haben.

Ein sehr schönes Wort im Zusammenhang mit Hartz IV ist
die "Hartz-IV-Rebellin": Inge Hannemann wird so genannt. Sie hatte früher in einem Jobcenter gearbeitet, war nach Kritik an der "Hartz-IV-Praxis" im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger vom Dienst suspendiert worden. Ihr Protest richtete sich gegen diese Sanktionen, weil mit den Kürzungen des ohnehin schon dürftigen "Hartz-IV-Geldes" das Existenzminimum der betroffenen Menschen unterschritten wird.

Weitere Formulierungen  sind z. B.:
Hartz-IV-Konzept (für "moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt")
Hartz-IV-Urteil

Inzwischen gibt es so hübsche Formulierungen wie diese (aus einem Kurzbericht der MZ vom 07.07.2016, S. 5 zu einer Studie der Bertelsmann-Stiftung über irgendwas, Armut in Deutschland oder Alleinerziehende, so genau schreibt die MZ das nicht. Es geht um den hohen Anteil von Alleinerziehenden an Hartz-IV-Leistungen.):
"In Sachsen-Anhalt benötigen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sogar 49 Prozent der Alleinerziehenden Hartz-IV-Leistungen."
(Die Schikanen der Jobcenter gibt es dann gratis dazu.)
Was an der Formulierung auffällt: dass "Hartz-IV-Leistungen" inzwischen pauschal anstelle von "finanzieller Hilfe für den Lebensunterhalt" steht.  Die Alleinerziehenden würden sicher gern auf das Gesamtpaket "Hartz IV" verzichten. Hätten sie als Alternative das "bedingungslose (!) Grundeinkommen", wären sie sicher nicht böse.

PS: Peter Hartz  (* 1941) war  (laut Wikipedia über ihn) bis Juli 2005, also in der Zeit, in der er diese "Reform" ausgearbeitet hat, Personalvorstand (!!) und Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG. Achherrjeh, das ist ja auch so ein inzwischen verrufener Name.

(siehe auch DIE HARTZ-IV-HÖLLE und EINGEMISCHT IM HARTZ-IV-MODUS 2005 -(beide in EINMISCHUNGEN » EINGEMISCHTES) Hausaufgaben
Hier geht es nicht um die alltägliche Verwendung des Wortes für Lernaufträge an Schüler.
Hier geht es um die neu-deutsche Floskel von den nicht gemachten Hausaufgaben. Oft (viel zu oft) kann man lesen, dass z. B. "Politiker wieder einmal ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben". Hier funktioniert Beschönigung über die Verniedlichung des Verantwortungs- und Tätigkeitsbereichs des Betreffenden. Beim Wort "Hausaufgaben" denkt wohl jeder an seine Schulzeit. Man erinnert sich, dass man ja selbst auch hin und wieder (oder oft) seine "Hausaufgaben nicht gemacht hat". Und schon ist das Verständnis für denjenigen da, dem es heute - als Erwachsenen - genauso geht: er hat halt nur seine Hausaufgaben nicht gemacht,
- wenn er falsche Entscheidungen getroffen hat,
- wenn er in seinem Tätigkeitsbereich nicht mit Nachdruck auf Probleme hingewiesen hat, die nur mit anderen gemeinsam zu lösen sind,
- wenn er geschlampert hat oder nicht kompetent war für diesen Aufgabenbereich.
Mit anderen Worten: Wo jemand "seine Hausaufgaben nicht gemacht hat", steckt oft auch dahinter, dass er einen Job macht, der für ihn zu groß ist. Er hat sich da wohl ein bisschen überschätzt in seinen Fähigkeiten und gehofft, die anderen merken es nicht.
Der klitzekleine Unterschied ist nur, wer als Schüler ohne Hausaufgaben in die Schule kommt, hat letztlich sich selbst geschadet. Wer als Politiker "seine Hausaufgaben nicht (richtig) macht", schadet der Gesellschaft, der Gemeinschaft. Und das sollte man dann nicht mit solchen neckischen Floskeln bagatellisieren, da sollte man als Gesellschaft schon denjenigen zu Schadenersatz und Wiedergutmachung "ermuntern", wenn es sein muss, auch juristisch. Um das einmal ein bisschen beschönigend zu formulieren. »Heidentöter«
Wie die Mitteldeutsche Zeitung am 18. Juli 2022 schreibt, wurde dieses Wort als vermutlich lustig gemeintes Ersatzwort für das Kegelspielen in Klöstern benutzt. Nebenbei erfährt man, was die Kirche vom Spieltrieb der Menschen hielt:
Hier der Text aus der MZ, der das erläutert:"Obwohl Spiele als Gotteslästerung galten, wurde Kegeln auch in Klöstern praktiziert und oft »Heidentöten« genannt: Die aufgestellten Holzsäulen wurden von Mönchen als heidnische Götter und Dämonen behandelt, die sie mit Steinen oder Kugeln umwarfen." Heimat
Heimatland, Heimatländer, Heimatliebe, Heimatlied,Heimatmuseum,
Heimatminister, Heimatvertriebene  (erhält in der aktuellen internationalen Situation eine neue Bedeutung)

Ungewöhnlich dürfte das Wort "Wetterheimat" sein. Dieser Begriff (siehe MZ 28.07.2018 S. 19, Interview mit dem Meteorologen Sven Plöger) meint die Prägung eines Menschen auf eine bestimmte Klimaregion. Für Europa ist das die jahreszeitliche Prägung, in anderen Regionen ist man z. B. auf Trocken- und Regenzeit geprägt. Das bedeute, dass das Versetzen in andere Regionen schwierig ist. Helden, Heldentum
Können Sie sich noch erinnern an den bei RTL am 03.10.2014 gezeigten Film "Helden - Wenn dein Land dich braucht"?
Zur Erinnerung sei die Wikipedia-Seite über ihn empfohlen:
de.wikipedia.org/wiki/Helden_-_Wenn_dein_Land_dich_braucht »externer Link«
Der Film beginnt mit dem Absturz eines Satelliten auf den Berliner Reichstag ...

Was war das für eine Kitschorgie auf das Heldentum! Beschämend, primitiv, lächerlich. Ich habe nicht ein einziges anerkennendes Wort zu diesem Film in den Medien bzw. Zuschauer- und Leser-Kommentaren gefunden.
Was viele wahrscheinlich gar nicht wissen - wer liest schon beim Vorspann so genau mit -
diese Verarschung des Publikums wurde"gefördert durch Film- und Medienstiftung NRW, Fernsehfonds Austria, FilmFernsehFonds Bayern, Medienboard Berlin-Brandenburg, MFG Filmförderung Baden-Württemberg, nordmedia Fonds / Land Niedersachsen, Land Salzburg."
Wer braucht Helden und warum?
Hat da nicht mal jemand gesagt:
"Arm das Land, das Helden braucht" (Bertolt Brecht) - ?

Wieder einmal beginne ich eine Wortsammlung:
Heldenplatz (gibt es z. B. in Budapest)
Heldenverehrung
Kriegshelden
Helden des Alltags
Heldentum
Heldenmut
- und nicht zu vergessen: der Heldentod.

Andere Wörter, die auch irgendwie etwas "heldenhaftes" haben:
Bahnbrecher
Beliebte Helden / Heldenkitsch: Superman, Batman usw.

Helden sind immer die Gewinner - oder sie sind tot, dann sind sie aber wenigstens Märtyrer.

Wichtig ist es in jedem Fall, dass von den Helden auch "Heldengeschichten" erzählt werden, so z. B. in der Sonntagsvorlesung des Wittenberger Predigerseminars vom 15.01.2017 unter dem Titel "Hinter der Heldengeschichte - Ergebnisse aktueller Lutherforschung". Herkunftsländer
Herkunftsländer und die Bleibeperspektive in diesen
Merke: Flüchtlinge kommen aus solchen "Herkunfts"-Ländern, nicht etwa aus Heimatländern.
Da denkt man doch gleich an die deutschen Flüchtlinge aus dem 2. Weltkrieg, die Heimatvertriebenen. Herkunftsländer klingt schön objektiv, neutral. Die kommen ja auch oft nicht aus ihren Heimatländern, sondern aus "Drittländern". Herr, herrisch, Herr-, herrlich, Herrin
Da steht nicht "Herr  und Frau T. sind ...", da steht  (den Namen des Herrn habe ich abgekürzt - B.K.)"W. T. ist mit seiner Frau gegenwärtig im Gartenreich unterwegs." (MZ 29.06.2016, S. 10)
Solche und ähnliche Formulierungen finden sich sehr oft und es fällt den meisten Menschen dabei gar nicht auf, dass der Name des Mannes genannt wird, die Frau aber anonym bleibt.
Schon in der Bibel findet man solche Stellen. Am bekanntesten ist vermutlich die Stelle, an der von den Geschwistern von Jesus die Rede ist: die Brüder werden namentlich genannt, die Schwestern nur als Schwestern erwähnt.

Herrscher, Herrin, Herrenfeste, Herrentag (Feste des Herrn) sind unmittelbar auf "Herr" zurückgehende Worte.
Lustig wird es mit dem Wort "herrlich" (von "Herr") in der Gegenüberstellung zu "dämlich" (von "Dame"). Die Ableitung beider Wörter von Personenbezeichnungen nach dem Geschlecht ist kaum noch bewusst.
Gern - zur Verdeutlichung der Herrschaftssprache bei diesen Worten - wähle ich als Beispiel:
                "Ein dämlicher Mann, eine herrliche Frau".
Wollten es Frauen  Männern gleich tun in der Durchsetzung ihrer Interessen, wurden sie gern auch abwertend als "herrisch" bezeichnet. Und sie werden es offenbar immer noch.
Parallelen finden sich übrigens in den Wortpaaren
"weiblich" und "weibisch" (für einen Mann, der sich eher "weiblich" als "männlich"  verhält) sowie in "kindlich" und "kindisch".
Dem kann man dann nur noch den "Herrendutt" hinzufügen, eine neumodische Frisur für eher jüngere Männer, der übrigens gar nicht schlecht aussieht. Der "Dutt" ist eigentlich eine Alt-Frauen-Frisur, bei der dünner werdendes Kopfhaar durch Länger ersetzt wurde, es wurde zum Knäuel am Hinterkopf geflochten, gedreht und mit Haarnadeln befestigt. Meine beiden Großmütter trugen ihn, das war damals so üblich.
In dem Märchen "Die Gänsemagd" gibt es diesen hübschen Zauberspruch, mit dem die zur Magd degradierte Prinzessin den Gänsejungen Kürtchen davon abhält, ihr während des aufwendigen Kämmens und Frisierens ins offene Haar zu greifen:
"Weh, weh, Windchen,
nimm Kürdchen sein Hütchen
und laß'n sich mit jagen,
bis ich mich geflochten und geschnatzt
und wieder aufgesatzt."
Zwar begegnet einem das Wort "Herrenwitz" heute kaum noch, die damit gemeinte Art von Witzen durchaus. Sie fallen heute i. a. eher in den Bereich "Sexismus".
Neben dem "Herren-Deutsch", der Macht- und Herrschaftssprache, gibt es auch eine "Männersprache deutsch" und eine "Frauensprache". Lange  haben Sprachforscherinnen (Männer sind mir nicht bekannt) darauf verwiesen, dass sich auch in der Sprache Geschlechterbeziehungen erkennen lassen, Feministinnen haben darum gekämpft, in der öffentlichen Sprache Frauen sichtbarer zu machen - ins Massenbewusstsein ist dieser "kleine Unterschied" erst durch Mario Barth, den Komiker, geraten, der sich auf diesem Feld mit Wonne austobt. U. a. hat er  ein Buch geschrieben:
"Langenscheidt Deutsch - Frau / Frau - Deutsch".
Der erste Gedanke, der mir beim Lesen dieses Buchtitels kam, war: dass die Frauensprache nicht Teil der deutschen Sprache ist.
(siehe auch ›MITGLIEDERINNEN‹ - über den feministischen Endungskult - hier in der SPRACHLIEBE » KLATSCHWEIB)

31.12.2020 - Hier ein kürzlich gefundenes Beispiel für die Verdrängung weiblicher  Bezeichnungen durch das Wort "Herrin":
In der Wikipedia gibt es einn Eintrag "Stammmutter". Im Anfangstext wird erläutert (rote Hervorhebung von mir -  B.K.): Stammmutter oder Ahnherrin (veraltet: Ahnfrau, Ahnmutter) Hoheit(en)
"Eine Hoheit folgt zum Reformationsjubiläum auf die andere" und "Die Majestäten kommen" titelte die MZ vom 21.07.2016 auf den Seiten 1 und 7.
Die Stadt erwartet solche hochgestellten Persönlichkeiten aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden. Nordwesteuropa ist vorwiegend
"protestantisch".

Dann gibt es da noch die "Tarif-Hoheit", das "Hoheitsgebiet" und die "Gebiets-Hoheit", "hoheitliche Befugnisse" usw.

"Hoheit" hängt  zweifelsohne mit "hoch" zusammen, ein Wort, das ein Gegenteil - "niedrig" bzw. "tief (unten)" - assoziiert.
Meist bezeichnet das Wort einen besonderen Rang (Sonderstellung, Vorrangstellung) von Menschen innerhalb von Gruppen. Das Bild vom Leittier und dem Herdenvieh kommt mir in den Sinn.

Wo sich Menschen einbilden, etwas besonderes, ein "hohes Tier" (wie der Volksmund sagt) zu sein, da brauchen diese Menschen andere, die "unter ihnen" stehen.
Wo es solche "hochgestellten" Menschen gibt, muss es auch "Unterprivilegierte", "sozial Schwache", "Untertanen", "Untergebene" und ähnlich bezeichnete Menschengruppen geben. Neben der verpönten Einteilung von Menschen in "Klasssen" bzw.  "Kasten" spricht man heute beschönigend-synonym lieber vom "sozialen Milieu". Der Druck, einem "niedrigen" Milieu zu entkommen, spiegelt sich im Drang nach "sozialem Aufstieg".
Diese mit Sonderrechten bzw. Privilegien ausgestatteten Personen, die den Titel "Hoheit" beanspruchen können,  gehören meines Wissens sämtlich dem "Adel" an, sind also Überreste des Feudalzeitalters.
Wenn man so will, sind sie vergleichbar mit den Saurieren, deren Zeit vorbei ist - eigentlich. Sie sind im Aussterben begriffen - eigentlich, halten sich nur noch künstlich am Leben.
Eigentlich spielen sie nur noch eine Rolle in einem großen Theater. Man braucht sie heutzutage auch und gerade in Demokratien vor allem zur Volksbelustigung. horten
Im März des Jahres 2021 geisterte die Meldung "Bürger horten Milliarden Euro" durch die Medien.
Mir fiel auf, dass das ziemlich selten verwendete Wort "horten" sowohl in der ARD (Videotext am 28.03.2021, Tafel 139 - obiger Text) als auch in der MZ vom 29.03.2021, S. 18  in gleichem Zusammenhang verwendet wurde.
Die MZ (Carsten Hoefer, der bestimmt nicht auch den Videotext der ARD verfasst hat, oder?) schrieb unter der Überschrift      »Konsumstau trotz Sparmilliarden« in der Unterzeile PANDEMIE Die Bürger horten Rekordsummen auf ihren Bankkonten. Warum Ökonomen keinen Kaufboom erwarten., um dann nahtlos im Text fortzufahren: "Deutschlands Bürger haben in der Corona-Krise Unsummen an Geld gehortet." Eigentlich ging es in beiden Informationen darum, dass die Geldsumme, die Bürger auf ihren Konten haben, im vergangenen Jahr um 182 Mrd. Euro auf 1,73 Billionen Euro gewachsen war - allerdings nicht freiwillig oder in "hortender Absicht", sondern im Zusammenhang mit dem coronabedingten "Konsumstau".
Die Bürger konnten das Geld gar nicht ausgeben.

Es steht zu befürchten, dass eine ähnliche Formulierung in noch viel mehr Medien von den jeweiligen verantwortlichen Redakteuren - natürlich frei und völlig unabhängig voneinander - gewählt wurde.

Geld "hamstern" konnte man nicht schreiben, das wäre denn doch zu blöd gewesen, aber "horten" reicht ja, das hat auch einen schön negativen, herabwürdigenden, spöttischen bis zynischen Klang.
Medien-Deutsch halt.
Früher nannte man das, was hier mit "horten" beschrieben wird, ganz schnöde "sparen". humanitär
"humanitäre Ausnahmen"
Auslöser, dieses Wort in die Wortsammlung aufzunehmen, ist ein Zitat des MP Dr. Reiner Haseloff von Sachsen-Anhalt (MZ 21.11.2017, S. 2), der sich in einem Interview über den Ausstieg der FDP aus den Koalitionsverhandlungen für "Jamaika" äußerte.
Dabei wurde auch über den Umgang mit den Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, gesprochen, speziell über den "Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutz".
Dieser - so Haseloff - "wäre noch ein Jahr ausgesetzt worden, mit humanitären Ausnahmen".
Eine "humanitäre Regel" gibt es offenbar nicht.

Was alles "humanitär" sein kann
(oder: weitere Möglichkeiten, das Wort "humanitär" zu missbrauchen):
Allein auf dieser Website habe ich schon diese Wortgruppen gefunden:
- humanitäres Völkerrecht (das gilt in Kriegen - dem inhumansten, was man sich denken kann)
- humanitäre Mission
- humanitäre Grundsätze
- "humanitäre Katastrophe im Mittelmeer"
- humanitäre Hilfsaktion
- humanitäre Gründe
- humanitärer Imperativ Humboldt-Forum, Humboldt Forum oder Humboldtforum
Das ist keine Frage mehr, wie dieses neue deutsche Kulturzentrum  im Berliner Schloss sich schreiben soll. Das ist bereits entschieden: Humboldt Forum. Nun nörgeln Sprachwissenschaftler resp. "steinharte Germanisten", die das "im Deutschen für nicht zulässig" halten.
Die gewählte Schreibweise - die im Englischen üblich ist: zwei Hauptwörter ohne Bindestrich - soll für den internationalen Anspruch des Projektes stehen.  Hat schon einmal jemand bedacht, dass mit dem Brexit auch das Englische vermutlich nicht mehr als EU-Amtssprache zulässig ist?
(siehe z. B. einen Beitrag im Handelsblatt vom 27.06.2016:
www.handelsblatt.com/politik/international/eu-parlament-englisch-nach-brexit-keine-eu-amtssprache-mehr/13796332.html »externer Link«)
Aber Weltsprache bleibt es trotzdem - so ein Pech für die EU. Wahrscheinlich wird sie die Beibehaltung des Englischen als Amtssprache selbst beantragen müssen - im Konsens. Den werden die Franzosen verhindern. Es gibt übrigens 24 Amtssprachen in der EU, aber nur drei sind "Arbeitssprachen": Englisch, Französisch, Deutsch - und hier ist Englisch die wichtigste.
So ein Dilemma.
Wenigstens eines haben sie dem Humboldt-Forum nicht angetan - die Schreibweise als "HumboldtForum".

PS 22.02.2019:
Jüngst fand ich in der MZ die Schreibweise "Humboldt-Forum". Na, das ist doch mal eine gute Nachricht. Ein kleiner Strich für die einen, eine wichtiger Strich für die anderen ...
Dass ich DAS noch erleben durfte! Hund
Das war außerordentlich beeindruckend, wie viele Wörter rund um den Hund die MZ (29.08.2018, S. 9) in einem einzigen Artikel unterbringen konnte. Nebenbei erfuhr ich, dass es das Wort "Kampfhunde" - zumindest offiziell, von Behördenseite - nicht mehr gibt. Die bisher so bezeichneten Tiere werden nun "Vermutungshund" oder "Vorfallhund" genannt. Die anderen heißen "Normalhund".
Welch eine geniale Weiterentwicklund der deutschen Sprache wurde uns da beschert!
In dem nicht allzu langen Artikel gab es außerdem diese Wörter:
Hundesteuer, Otto-Normal-Hund, Zweit- und Dritthunde, Eindämmung der Hundehaltung (mit Hilfe der Erhöhung der Hundesteuer bzw. aus Gründen der präventiven Gefahrenabwehr), Hundehaltung, Hundehalter, Hundekot, Kampfhundesatz (für die Hundesteuer bisher so genannt), Assistenzhunde, Blindenhund, Rettungshunde, Wachhunde, Jagdhunde, Stadt-Hunde
Außerden hatte ich früher bereits gefunden:
die Hundefreilauffläche. Hunger, hungern, verhungern und die euphemistischen Umschreibungen
Wieder stelle ich am Anfang eine kleine Wortsammlung vor:
der Unterschied zwischen Hunger und Gier (E. Fromm)
das Recht, nicht zu hungern
Aushungern, dem Hunger anheimfallen (O. Wilde)
die hungernde Bevölkerung
verhungern - muss in Deutschland niemand, trotz Hungerlöhnen
Seelenhunger
Hungersnot
Hungerleider (zynisch, zur Not kommt noch die Herabsetzung durch die Satten)
Hungerleiderjob

Unterernährung - auch so ein beschönigendes Wort  - meint die Tatsache, dass den betroffenen Menschen Nahrung fehlt, sie also hungern, ohne dass sie schon am Verhungern sind.
(Dieses Wort erwähne ich auch in der Wortsammlung "P - privilegiert" - im Zusammenhang damit, dass - ebefalls beschönigend - Menschen als "unterprivilegiert" bezeichnet werden, wenn ihnen das Nötigste zum Leben fehlt.)

Inzwischen hat sich gegenüber der "Unterernährung" das noch beschönigendere Wort "Mangelernährung" durchgesetzt: eigentlich meint es, dass wichtige Nahrungsbestandteile bei einer bestimmten Form der Ernährung fehlen. Nun wird es auch auf Hungern und Verhungern angewandt:
In der Tagesschau am 31.01.2017, 20.15 wurde eine Sprecherin von Unicef so übersetzt, die Rede ist von Kindern in Afrika, die
"sterben an akuter Mangelernährung". 
Klingt das nun besser als "die verhungern"? Aber das sagt man nicht mehr, das klingt zu krass.
Und wenn man Pech hat, muss man sich noch anhören, dass sich bestimmte Leute über Unterschiede zwischen "echtem Verhungern" und "sterben durch Mangelernährung" streiten, welche Formulierung da "korrekt" sei.
Ach ja, die reichen Länder helfen ja - dafür gibt es extra die "Hungerhilfe". Deutschland hat diese im April 2017 für die Dürregebiete am Horn von Afrika  sogar noch aufgestockt - um 100 Millionen Euro, auf 300 Millionen. Das sind von unserer Bruttoinlandproduktion (die im Jahr 2016 bei 3.132 Milliarden Euro  lag und von der wir  2 Prozent für Armee, Kriege usw. bezahlen sollen, also mehr als 60 Milliarden Euro), ganze ...? Raten, schätzen oder rechnen Sie mal!
Das sind die Größenordnungen, die bei o. g. Zahl hinter dem Komma kommen: 300 Millionen Euro sind 0,01 Prozent von 3000 Milliarden Euro.
Und es sind gegenüber den vorgesehenen militärischen Ausgaben 0,5 Prozent! Herr vergib ihnen, denn sie kennen keine Scham!

Das Wort "Hungerlohn" könnte man für "historisch" halten in dem Sinne, dass früher die Löhne wirklich oft nicht einmal zum Sattessen für die Familien genügten. Heute wird es euphemistisch übrigens gern als "Niedriglohn" bezeichnet und der ehemalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder war sehr stolz darauf, Deutschland zum "Niedriglohnland" gemacht zu haben.
Doch der "Hungerlohn" ist leider ein nach wie vor aktuelles Wort - wenn das, was es meint, heute hier in Deutschland nur beschönigend umschrieben wird: von Hartz IV und Mindestlohn verhungert sicher niemand. Doch wer mit diesen Einkommen "jammert", muss sich eben das vorhalten lassen: dass er ja schließlich nicht hungern muss.

Die "andere Seite" des Problems:
Das Thema lässt sich natürlich mit einem Blick auf die grassierende Fettleibigkeit (viel mehr essen, als der Körper benötig) in den  "Wohlstandsländern" und den dort einzeln vorkommenden Fällen von Magersucht (freiwilliger Essensverzicht - gegenüber Hungern als erzwungene mangelnde Nahrungsaufnahme) noch beliebig ausweiten.