SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN
DAS KLATSCHWEIB über ›MITGLIEDERINNEN‹
Neues zum 04.11.2023:
Mit dem heutigen Tag wurde parallel die Seite
GENDERN (hier in der SPRACHLIEBE » WORTSAMMLUNG VON A BIS Z) ins Netz gestellt.
Dort werde ich zukünftig u. a. Beispiele sammeln, die zeigen,
was herauskommt, wenn man zwar gendern möchte, es aber nicht wirklich kann.
Auf dieser Seite erwarten Sie Texte zu diesen Themen:
• "Liebe Mitgliederinnen und
liebe Mitglieder"
(ein kleiner Exkurs in Grammatik und Alltag des Endungskultes)
• "Frau Krüger, Sie sind kein Physiker, sondern eine Physikerin"
(ein Beispiel zum Versuch, das "generische Maskulinum" abzuschaffen
bzw. eine Berufsbezeichnung nach Geschlecht zu unterscheiden)
• Die Forderungen der Sprach-Feministinnen
(zwischen grammatikalischem Unsinn und Inkonsequenz)
• Männ*in und Semmel*knödel*
(man kann es auch übertreiben)
• Die Diskriminierung des Weiblichen in der deutsche "Männersprache"
(Mario Barth schreibt ein Wörterbuch deutsch - frau / frau - deutsch)
• Die Bibel in "gendergerechter Sprache"
(ein Widerspruch in sich - die Bibel ist das Buch einer reinen Männerreligion)
• Mögliche feminine Endungen in Fremdsprachen
• Der Deutsche - die Deutsche - die Deutschen
(Das große Dilemma: es gibt keine "Deutschin", ein Wort, das die
deutschen Frauen sprachlich sichtbar machen könnte.)
• Friseurin, Friseuse, Frisörin oder Frisöse?
(die Diskriminierung traditioneller weiblicher Endungen)
• Brüderlein und Schwesterlein, Gebrüder und Geschwister,
Brüderlichkeit und Versöhnung
(Kann man historisch gewachsene Begriffe auch "umdeuten"?)
• Weitere Beispiele
• Wofür es keine weiblichen Endungen gibt
• Das Allerletzte: Die männliche Gottesanbeterin (31.12.2020)
(Ja, liebe Sprachfeminist_innen und Sprachdiktatörchen*innen - es gibt auch
ein "generisches Femininum".)
• Hinweis vom 19.03.2021 zum Aufruf des Vereins Deutsche Sprache:
"
Rettet doe deutsche Sprache vor dem Duden"
(Der will das generische Maskulinum abschaffen.)
"Liebe Mitgliederinnen und liebe Mitglieder"
Oh Gott, wie standen mir die Haare zu Berge, als ich dieses "Wort"
(Es ist ein "Scheinwort", dieses Wort gibt es nicht!) zum ersten Mal hörte:
›Mitgliederinnen‹!
Es war etwa in der Mitte der 1990er Jahre, der westdeutsche feministische Endungskult schwappte gerade in Riesenwellen über uns arme Ossifrauen. Einige übernahmen ihn begeistert, ohne nachzudenken, darunter auch meine damalige Chefin und die damalige Gleichstellungsbeauftragte von Wittenberg. Letztere hatte ein Tagung mit diesen Worten eröffnet:
"Liebe Mitgliederinnen und liebe Mitglieder"
Nun kann man
gegebenenfalls von maskulinen Substantiven (Dingwörtern mit "der" davor) ein Femininum bilden, z. B. durch Anhängen der Endung "-in":
Der Mann - die Männin, der Herr - die Herrin, der Hund - die Hündin.
"Die Salzsträuerin" in einem Witz
(Eine Feministin sagt zur anderen am Frühstückstisch: "Reich mir doch bitte mal die Salzstreuerin rüber.") spottete über diesen Endungszirkus.
Feministinnen haben gar nicht mitbekommen, dass dort, wo er praktiziert wird, unsere Sprache so sehr verhunzt wird, dass bei den meisten Menschen (Männlein wie Weiblein) inzwischen ein regelrechter Widerwillen herrscht, diesen anzuwenden.
In der abkürzenden Schriftsprache
sind noch eigenartigere Produkte entstanden, z. B. mit Schrägstrich oder Sternchen. So kann man in Stellenangeboten z. B. lesen:
"Suche LKW-Fahrer /-in".
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›Mitgliederin‹:
Bei "Mitglied" handelt es sich um ein Neutrum (Dingwort mit "das" davor). Diese kann man
prinzipiell nicht "feminisieren": das Pferd - die Pferdin, das Kind - die Kindin ist sprachlich
sinnlos.
Es kommt sogar vor, dass Feminina (Dingwörter mit "die" davor) noch einmal feminisiert
werden:
"die Katze - die Kätzin"
Letzteres ist in der Fachsprache üblich, um
den Gattungsbegriff "die Katze" von den weiblichen Tieren dieser Gattung zu unterscheiden, wie es ja schon mit dem Wort "Kater" für das männliche Tier unter den Katzen möglich ist. In diesem Sinne kann ich die "Kätzin" - wenn auch schweren Herzens - sogar akzeptieren. Der eigentliche Artbegriff war früher wohl
"das Katz" (oder Kats) - das Kat-
(e)s, die Kat-
se (für "sie"), der Kat
-er.
Es gibt Fälle, bei denen vom weiblichen Wort ausgehend ein zugehöriges männliches gebildet wird:
die Braut - der Bräutigam (und nicht andersherum vom Bräutigam aus "die Bräutigamin"),
die Witwe - der Witwer (und nicht andersherum: "der Witwer - die Witwerin"),
die Hexe - der Hexer.
Eine früher weit verbreitete "vermännlichende" Endung war der
"-rich":
die Ente - der Enterich.
Diese wird auf Personenbezeichnungen im allgemeinen nicht angewandt.
Der
"Krankenschwester" ist kein "Krankenschwesterich" oder "Krankenbruder" gegenüber gestellt worden, sondern ein "Krankenpfleger".
Extrem-Feminstinnen haben es geschafft, dass es nun auch das Wort
"Krankenpflegerin" gibt! Das ist zumindest konsequent, besteht doch
deren einzige Forderung bezüglich der Endungen, dass der männlichen Bezeichnung (meist mit einem "-er" am Ende) ein "-in" angehängt wird.
Dabei ignorieren sie die Vielfalt der Möglichkeiten, durch Endungen das weibliche Geschlecht einer Person bzw. die weibliche Form eines Wortes, das es in männlicher und weiblicher Form gibt, sichtbar zu machen.
In diese sprachliche Vielfalt sind viele Formen aus andere Sprachen eingeflossen. Eine solche Vielfalt macht Sprache jedoch lebendig, spielerisch, genussvoller.
Ich nenne einige Beispiele:
-elle, -ella, -la, -le, -a, -ia: Michael und Michaela, Paul und Paula, Franziskus und Franziska, Eugen und Eugenia
-ilie: Otto und Ottilie
-ika, -ike, -ine: Erich und Erika, Friedrich und Friederike, Cousin und Cousine, Ern(e)st und Ernestine
-ese, -se: Friseur (Friseu
-r, "er") und Friseuse (Friseu-
se, "sie")
(siehe dazu unten einen ausführlicheren Text: Friseurin, ... )
-e steht oft als Endung allgemein für "weibliche" Substantive: z. B. Margarine, Terrine, Birne, Klinke, Socke.
Vielleicht war sogar das weibliche Substantiv die Ur-Form des Wortes,
das erst mit einem "-r" sozusagen "vermännlicht" werden musste?
Ich versuche es einmal mit "der Salzstreuer" und komme auf
"die Salzstreue". Klingt doch ganz gut, oder?
"Frau Krüger, Sie sind kein Physiker, Sie sind eine Physikerin."
Mit diesem Satz meiner damaligen Chefin begann meine Ablehnung, meine Auflehnung gegen diesen feministischen Endungskult.
Dieses "kein Physiker" war zu viel.
Natürlich ist eine Physikerin auch ein Physiker.
Auf meinem Diplom steht "Diplom-Physiker" und nicht "Diplom-Physikerin".
Physiker ist
die allgemeine Berufsbezeichnung für alle - männlichen und weiblichen - Menschen mit diesem Beruf.
Folglich lässt sich aus dem Wort "Physiker" nicht ableiten, dass damit nur die Männer gemeint sind. In ihm wird sogar der männliche Teil dieser Gruppe unsichtbar, denn es gibt für ihn keinen speziellen Begriff: will man die Männer unter den Physikern sichtbar machen, muss man von den "männlichen Physikern" reden, während man die Frauen unter den Physikern einfacher sichtbar machen kann.
Wer unter "Physiker" nur Männer verstehen will, kommt mehr als 100 Jahre zu spät.
Auf einer "Physikertagung" sind Physiker beider Geschlechter und ggf. diverse andere anwesend. Es wäre albern zu fordern, diese Tagung "Physiker- und Physikerinnentagung" zu nennen.
Sinnvoll ist die Verwendung des Wortes "Physikerin" selbstverständlich trotzdem:
Natürlich kann z. B. als Rednerin oder Gesprächspartnerin in einem Interview "die Physikerin Frau Müller" angekündigt werden.
Ergänzung 31.12.2020:
In der MZ vom 04.04.2020 ist auf S. 29 zu lesen, dass das Deutsche Historische Museum Berlin eine Schenkung von Gegenständen aus dem Nachlass der Philosophin und Politikwissenschaftlerinnen Hannah Arendt (1906 - 1975) erhalten hat.
Der Museumspräsident Raphael Gross bezeichnet diese Schenkung als
"außerordentlichen Glücksfall und Gewinn für unser Haus"sie bereichere die Bestände des Museums um
"wertvolle Zeugnisse einer der wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts."Dieses Wort
"Denkerinnen" (Hervorhebung im Text von mir - B. K.) habe ich früher noch nie gelesen oder gehört, es ist ausgesprochen ungewöhnlich.
Die Philosophiegeschichte weist in der Liste der berühmten Denker bzw. Philosophen noch weniger Frauen auf als die Geschichte der Naturwissenschaften Frauennamen aufweisen kann.
Es ist sicher ein Fortschritt, dass im 20. Jahrhundert endlich auch Frauen in der Philosophie (die es auch früher gab, nur wurden sie bisher verschwiegen) sichtbar gemacht werden.
Haben doch Männer in früheren Jahrhunderten oft Frauen die Fähigkeit, denken zu können, generell absprechen wollen. In diesem Sinne ist es durchaus akzeptabel, dieses Wort zu verwenden.
Sicher kann man Hannah Arendt eine "Denkerin" nennen, so wie man von Frau Merkel als der "Bundeskanzlerin" spricht.
Sie ist "die erste Bundeskanzlerin" und
gleichzeitig der "8. Bundeskanzler Deutschlands" (Bezeichnungen von Titel bzw. Amt sind "übergeschlechtlich", unabhängig vom Geschlecht des Titelträgers oder Amtsträgers).
Verallgemeinernder Plural ist in beiden Fällen jedoch sprachlicher Humbug.
Denn diese Formulierung
"eine der wichtigsten Denkerinnen" schließt
eindeutig die Männer, die männlichen Denker aus:
hiermit sind nur die Frauen unter den Denkern gemeint.
Das obige Zitat enthält also letztlich wieder eine Diskriminierung von Frauen.
Sie werden als separate Gruppe registiert, die nichts mit der Gruppe der männlichen Denker zu tun hat.
Beim Sport mag es noch hingehen; wenn z. B. von der besten Marathonläuferin die Rede ist, weiß jeder, dass auch sie nicht an die Leistungen ihrer männlichen Kollegen heranreicht. Ist es bei den Denkern ähnlich?
Sind "Denkerinnen" trotzdem nicht vergleichbar mit "Denkern"?
Noch krasser gefragt:
War Hannah Arendt "kein Denker"?
Welchen Platz nimmt sie in der Reihe der (männlichen) Denker ein - unter "ferner liefen" oder ist sie
auch "einer der führenden Denker" des 20. Jahrhunderts?
Mit unseren Sprachregelungen kann man schwer sichtbar machen, was gemeint ist. Man könnte aber vielleicht trotzdem sagen:
"Wenn man die besten und wichtigsten Denker*innen des 20. Jahrhunderts
betrachtet, kann man sagen, dass Hannah Arendt zu ihnen gehört." Hier wird der Vorteil deutlich, die die "Sternchen-Schreibweise" bietet - mit relativ wenig Aufwand kann man sagen:
Ich betone hiermit, dass es unter den Denkern auch Frauen gibt, WEIL man bisher mit "Denker" nur Männer gemeint hat.
Wenn es mit den Sternchen nicht übertrieben wird, könnte man diese
als ergänzendes Element, als Nuancenerweiterung in den Ausdrucksmöglichkeiten meiner Meinung nach durchaus verwenden.
Wie gesagt, in diesem Fall hat es - das Sternchen - ja den Sinn, bewusst zu machen,
dass es nicht nur männliche Denker gibt.
Sinnvoller ist es natürlich, wenn man das "*innen" einfach weglässt und schreibt:
Hannah Arendt gehört zu den wichtigsten Denkern des 20. Jahrhunderts.
Dann wird "von allein" deutlich, dass Frauen "mitgemeint" sind, anders als in der albernen Formulierung oben.
Will man nur die Männer unter den Denkern beiderlei Geschlechts sichtbar machen, muss man direkt sagen
"die männlichen Denker".
Will man allerdings
rigoros zwischen männlichen Denkern und weiblichen Denkern unterscheiden, dann begibt man sich auf Glatteis.
Denn dann steht man vor der
Frage, ob Männer und Frauen in gewisser Weise unterschiedlich denken.
Manche behaupten,
Frauen denken "anders".
Merken Sie den Unterschied beider Formulierungen?
Letztere stellt das männliche Denkvermögen als
das normale dar, währen das der Frauen
davon abweicht.
Die Forderungen der Sprach-Feministinnen
"Frauen sind mitgemeint", wenn das generische Maskulinum benutzt wird, wurde früher den Frauen oft entgegengehalten.
Dieses "Mitgemeint-Sein" entsprach nicht den Tatsachen, also musste irgendwie sichtbar werden, dass es auch Frauen in Politik, Wissenschaft und Kunst - im öffentlichen Leben, in Funktionen, vor allem auch in bisher Männern vorbehaltenen Berufen - gibt.
Dieser Gedanke war sehr, sehr wichtig, sehr notwendig.
Vor allem im Westen Deutschlands war das sicher ein berechtigtes Anliegen.
Im Osten, in der DDR, stand diese Frage nicht - dass man Frauen sprachlich hervorheben müsste. Es war Alltag, dass sie sichtbar waren im Berufsleben, in der Kunst, der Wissenschaft, der Politik. Sie waren allerdings auch hier "in den Führungsetagen unterrepräsentiert", aber man war auf gutem Weg, das zu überwinden.
Oft scheiterte es noch am mangelnden Selbstvertrauen der Frauen. Deshalb wurden sie ermuntert und aufgefordert, es sich zuzutrauen, auch im öffentlichen Leben aktiver zu sein.
Einmal hörte ich z. B. von dem Problem, dass Frauen (Lehrerinnen) zwar gern auch die Aufgaben einer stellvertretenden Schuldirektorin übernehmen würden (in DDR-Sprache: »stellvertretender Schuldirektor« sein würden), aber kaum zu bewegen waren, auch als Direktor zu agieren. Es gab auch dort eine Scheu bei Frauen, zu sehr im Mittelpunkt, in der ersten Reihe, in der Öffentlichkeit zu stehen.
Wie sollen bzw. können Frauen sichtbar gemacht werden - allein durch Sprache?
Die separate Nennung von Frauen in öffentlichen Reden von Politikern und in den Medien ist sicher wichtig. Reduziert man das Anliegen darauf, geht es "nach hinten los".
Ja, es sind Frauen, und ich vermute
ausschließlich Frauen, die dieses Endungsunwesen, diesen Endungszirkus in die Welt gesetzt haben. In guter, in bester Absicht, Frauen in der Gesellschaft sichtbar zu machen, haben sie so sehr übertrieben, dass es eher zu einer
Verhunzung der deutschen Sprache gekommen ist, als dass ihr Ziel damit wirklich erreicht wurde.
Wären sie konsequent gewesen, hätten sie auch das Wort "Frau" durch "Männin" ersetzen müssen.
Es ist furchtbar und erschreckend, wie diese einmal gute Absicht sich ins Gegenteil verkehrt: ich kenne keinen Mann und fast keine Frau, die diese Endungs-Hascherei gut finden
.
Wenn
Petra Gerster in den ZDF-heute-Nachrichten innerhalb weniger Minuten einmal
das "Gendersternchen" »spricht« (also diese "Gender-Pause" - fachsprachlich "Glottisschlag" - macht) und einmal nicht, dann kann man rätseln, was sie meint.
Es passierte in eine der Heute-Nachrichten um 19 Uhr im April 2021. In irgendeinem Wort "sprach" sie diese Pause, um kurz danach über den Fund einer 3000 Jahre alten Stadt in Ägypten durch
"Archäologen" zu berichten.
Logischwerweise muss man daraus schlussfolgern, dass keine Frauen, keine Archäologinnen dabei gewesen sind.
Das Hauptproblem dieser Schreib- und Sprechweise ist also, dass sie nicht konsequent durchzuhalten ist, dass sie das flüssige Lesen, Hören und Verstehen schwieriger macht. Diese Art zu sprechen und zu schreiben schreckt viele Menschen ab, Sprachliebhaber und Sprachwissenschaftler genauso wie Menschen, die es mit dem Verstehen von Texten sowieso schwer haben. Man denke auch einmal an die Ausländern, die die deutsche Sprache lernen wollen.
Es ist ein Bärendienst für die Frauen, ein Trauerspiel, das hoffentlich bald
dem Spott der Geschichte preisgegeben wird.
Männ*in und Semmel*knödel*
Wer sich noch erinnern kann an Karl Valentin und Liesl Karlstadt, kennt sicher auch deren Streit um die Frage, ob es "Semmelknödel", "Semmelnknödel", "Semmelknödeln" oder "Semmelnknödeln" heißen muss.
Vor dem gleichen Problem stehe ich nun bezüglich der
"Männin" (¿ »*) .
Wie bildet man hier den Plural?
Soll es
"Männinnen" oder "Männerinnen" heißen? Wäre auch eine
"Männerin" denkbar?
Letztes Wort ist sprachlich-grammatikalisch natürlich völliger Unsinn, während es bei den ersten beiden Pluralbildungen durchaus grammatikalisch korrekt zugeht. Im ersten Fall, der
"Männinnen" ist die Singularform "Männin" in den Plural versetzt worden, im der zweiten Fall wurde der Plural "Männer" mit der Pluralendung "-innen" versehen.
Ich hoffe, Sprachwissenschaftler*innen ist es zu blöd, darüber zu streiten, was korrekt wäre - falls es die "Männin" als echtes Wort und nicht nur
scherzhafte Sprachspielerei in die deutsche Sprache schaffen würde.
Nicht alles, was
Luther (von dem die Formulierung "Männin" stammt, wenn ich mich nicht irre), kreiert hat, hat die Nachwelt übernommen.
Hat er eigentlich von seiner Frau als der
"Lutherin" gesprochen? Überliefert ist nur, dass er sie gelegentlich
"Herr Käthe" genannt hat.
* Dieses umgekehrte Fragezeichen steht für "Vorsicht - Satire".
Siehe dazu auch meine Erklärung auf der Seite Technische Details im Register.
Die Diskriminierung des Weiblichen in der deutschen "Männersprache"
Am einfachsten und anschaulichsten kann man diese Diskriminierung mit einer kleinen Gegenüberstellung veranschaulichen:
"ein dämlicher Mann - eine herrliche Frau".
Das Wort
"herrlich" stammt sichtlich von "Herr". In seiner positiv besetzten Bedeutung hat man diese Herkunft oft aus den Augen verloren:
"So ein herrliches Wetter!"
Interessant ist demgegenüber die andere Ableitung von Herr:
"herrisch". Luthers Frau Katharina von Bora galt als "herrisch". Das Wort wird vorwiegend für das Verhalten von Frauen verwendet, die sich herausnehmen, sich wie Männer zu verhalten.
Dem Deutschen als "Männersprache" sind viele Bücher (von Frauen) gewidmet worden. Diese wurden dafür oft ignoriert, kritisiert, angefeindet.
Doch Mario Barth, der "Männer-Frauen-Beziehungs-Komiker" hat mit seinem Buch
"Langenscheidt Deutsch - Frau / Frau - Deutsch: Schnelle Hilfe für den ratlosen Mann" auf ganz einfacher Ebene genau das gesagt, was man den Sprachwissenschaftlerinnen übel genommen hatte:
Deutsche Sprache ist Männersprache.
Eigentlich sollten wir Frauen ihm dankbar sein, hat er uns doch mitunter ganz schön den Spiegel vorgehalten.
Die Bibel in "gendergerechter Sprache"?
Hier haben sie eindeutig übers Ziel hinausgeschossen.
Diese Bibel ist durch und durch patriarchalisch, männerzentriert. Da kann man nichts mehr im Sinne der Gleichberechtigung retten, wenn man aus "Gott" eine "Göttin" macht. Das fälscht die Bedeutung des Wortes - denn dieser biblische Gott ist ein "männlicher Gott" durch und durch.
Sie ist
ein historisches Dokument, dessen Inhalt bzw. dessen Sprache man nicht so einfach "modernisieren" kann. Selbst bei den heute unverständlichen Wörtern müsste das Original bewahrt und ggf. durch ein
"Wörterbuch Bibel - heutige Sprache" ergänzt werden.
Wenn man
jedoch die heutige Männerzentriertheit der christlichen Religion bzw. Kirchen überwinden will, dürfte die Änderung des Bibeltextes nicht die Lösung sein. Das ist offenbar innerhalb der heutigen klassischen Institutionen des Christentums mit seiner
Abwertung von Frauen einfach nicht möglich.
Das Christentum muss nach einer misslungenen Reformation vor 500 Jahren eher eine
Renaissance seiner ursprünglichen Lehre, wie sie von Jesus geschaffen wurde, vollbringen. Dann würde aber die Bibel in ihrer heutigen Interpretation - egal, ob dort ein männlicher Gott auftritt oder nicht - sowieso nicht mehr so wichtig sein.
Man löst das Problem also nicht auf gleicher Ebene durch
die Bildung des Gegensatzes statt männlich eben weiblich, sondern auf höherer Ebene durch
die Überwindung dieses Gegensatzes.
Dann muss dem göttliche Prinzip gar kein Geschlecht mehr angehängt werden.
Was die Beziehung der Geschlechter betrifft, hatte bereits Jesus
diese Einheit von weiblichen und männlichen Aspekten in genialer Weise betont:
"Wenn Ihr die zwei zu eins macht ... und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht ..."Das vollständige Zitat (Vers 22 aus dem Thomas-Evangelium) gebe ich auf der Seite JESUS, DER PHILOSOPH (in DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE + ETHIK) wieder.
Mögliche feminine Endungen in Fremdsprachen
Wie halten es eigentlich andere Länder mit den Bezeichnungen bzw. Kennzeichnungen männlicher und weiblicher Begriffe?
In vielen
slawischen Sprachen wird bei Namen für Frauen ein
"-a" an den Namen des Vaters oder Ehemanns angehängt, z. B.
Herr Michailow und Frau Michailowa.
Meine Nachbarin, eine seit sehr langer Zeit hier lebende Russin, wurde vor kurzem deutsche Staatsbürgerin. Dabei wurde in ihrem Familiennamen das "-a" gelöscht. Ich nenne nicht ihren wirklichen Namen - logisch. Ich nehme obiges Beispiel gleich zur Veranschaulichung: aus "Michailowa" wurde "Michailow".
Es lohnt sich, darüber einmal nachzudenken, ob eine solche Namensänderung nötig oder sinnvoll ist. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.
Die Nachbarin jedenfalls freute sich über diese Änderung.
Und das ist letztlich das, was zählt: ob jemand selbst mit seinem (ihrem) Namen oder einer Berufsbezeichnung usw. einverstanden ist oder nicht.
Der Deutsche - die Deutsche - die Deutschen
Auffällig ist, dass es zwar in der deutschen Sprache für Frauen anderer Nationalität besondere Wörter gibt:
der Franzose / die Franzosen - die Französin / die Französinnen
der Spanier - die Spanierin, der Italiener - die Italienerin usw.
Nur für uns deutsche Frauen gibt es kein Wort, das uns sichtbar macht:
der Deutsche / ein Deutscher - die Deutsche / eine Deutsche.
Eine
"Deutschin" gibt es nicht. Aber
vielleicht wird es nicht mehr lange dauern, bis das Wort Gewohnheitsrecht bekommt und schließlich akzeptiert wird.
Bis dahin kann man sich behelfen mit
ein deutscher Mann / eine deutsche Frau /
der deutsche Mann die deutsche Frau
deutsche Männer deutsche Frauen.
Bei "die Deutschen" im Plural setzt man stillschweigend voraus, dass beide Geschlechter gemeint sind. Oder nicht?
Passend zu diesen Gedanken finde ich in der MZ vom 12.11.2016 auf S. 18 in einem Artikel über Teebauern in Deutschland diesen Satz, der eine wörtliche Rede eines Teebauern in indirekter Rede fortsetzt:
"Tee werde in Deutschland zunehmend nachgefragt, der Deutsche trinke immer mehr Tee." Hierbei handelt es sich um "
den Deutschen"
(Singular, auch wenn es der verallgemeinernde Singular ist), das ist
eindeutig ein Mann. In der hier verwendeten Form steht "der Deutsche" für die Gruppe deutscher Männer.
Da vermutlich auch deutsche Frauen mehr Tee trinken als früher, wäre diese Formulierung wünschenswert und zutreffender gewesen:
"Die Deutschen trinken immer mehr Tee." Vielleicht hat es der Teebauer auch so gesagt, aber bei der Umwandlung in indirekte Rede musste die Möglichkeitsform des Verbs erscheinen, die sich im Plural nicht als solche zu erkennen gibt. Wer sagt schon in indirekter Rede,
"die Deutschen tränken immer mehr Tee."
Selbst die Formulierung
"in Deutschland wird immer mehr Tee getrunken" wäre gefälliger (frauenfreundlicher) gewesen.
Friseurin, Friseuse, Frisörin oder Frisöse?
Bei der auch im Wort "Friseuse" zu findenden
Endung "-euse" handelt es sich um
eine inzwischen von Feministen mit heftigsten Kämpfen aus dem deutschen Sprachgebrauch gestrichene
Möglichkeit einer weiblichen Endung.
Was alles passiert, wenn jemand doch noch "Friseuse" statt "Friseurin" sagt, konnte man bei dem Film "Die Friseuse"
(2010, Regisseurin - und nicht etwa die "Regisseuse" - war Doris Dörrie) erleben.
Andreas Montag spottete in der MZ vom 11.02.2010 auf S. 22 unter der Überschrift:
"Friseuse heißt jetzt Frisörin" über Frau Dörrie, den Film und seinen Titel. Am Ende schrieb er dann:
"Friseuse ist pfui, Frau Dörrie! Frisörin heißt das.“ Sicherlich zielte er dabei ebenfalls auf den Endungszirkus ab.
Dabei übersah er allerdings, dass Frau Dörrie mit der bewussten Wahl dieses Filmtitels "Die Friseuse" ja selbst schon gegen den Endungskult rebellierte. Was Herr Montag da gemacht hat, hat in meinen Augen keinen weiteren Sinn als zweifach Häme gegen Frauen auszugießen.
A1
Weitaus interessanter wurde es, als ich meine Notizen zu diesem Artikel
(übrigens unter der Überschrift "Wie Männer Frauen belehren") in den Computer tippte, da zeigte mir das
Rechtschreibprogramm seltsame Dinge an:
Es kennt zwar "Friseuse", "Frisöse" und "Friseurin", aber aus der „Frisörin“ will es unbedingt „Frisören“ machen.
Meiner "Friseuse" bzw. "Frisörin", die ich damals fragte, wie sie das sieht, ist es egal, wie sie bezeichnet wird. Sie meinte, es wären beide Bezeichnungen gleichermaßen in der Branche üblich, keine der beiden hätte eine bevorzugte Stellung.
Ich empfinde die Endung
"-euse" als angenehmer vom Klang her gegenüber dem harten
"-in". Das ist Geschmackssache und leider vor allem auch eine Sache der Gewohnheit.
Allerdings haben die beiden formal
(auch laut Duden sind beide gleich gültig, sind beide "erlaubt"!!) gleichwertigen Wörter bzw. diese zwei verschiedenen Endungen in den mir bekannten Fällen
(siehe unten "Tippse" und "Masseuse") einen aus der Geschichte der Beziehungen zwischen Männern und Frauen überkommenen Bedeutungsunterschied.
An zwei weiteren Berufsbezeichnungen für Frauen will ich das anschaulich machen:
In den Anfängen der Berufstätigkeit der Frauen gab es Frauen, die an der Schreibmaschine "saßen" (also arbeiteten, schrieben) und den männlichen Chefs dienten und
"Tippse" genannt wurden. In diesem Wort schwang immer eine Abwertung der jeweiligen Frau und ihrer Arbeit mit.
Noch trauriger erging es dem Wort "
Masseuse" , denn es wurde oft noch
wesentlich abwertender, mit einem geradezu verächtlich machenden Unterton verwendet und galt wohl als Umschreibung für eine Prostituierte.
Brüderlein und Schwesterlein, Gebrüder und Geschwister, Brüderlichkeit und Versöhnung
Bei den
"Geschwistern" denkt man gar nicht darüber nach, dass das Wort von
"Schwester(n)" abgeleitet ist: man weiß ganz sicher, dass auch zwei Jungen oder ein Junge und ein Mädchen "Geschwister" sind. Bei den
"Brüdern" und bei den
"Schwestern" ist es ebenso klar, dass mit den "Brüdern" die Söhne der Familie, mit den "Schwestern" die Töchter der Familie gemeint sind.
Ein inzwischen nur noch selten im Alltagsdeutsch zu hörendes Wort ist
"Gebrüder". Ich erinnere mich an seine Verwendung fast nur aus den Märchen selbst, bei den "Gebrüdern Grimm" und bei einigen anderen Bruderpaaren aus der Geschichte. Einige Firmen tragen noch "Gebr. XYZ" in ihrem Namen.
Wie die Wikipedia schreibt, ist "Gebrüder" ein altes Pluralwort zu "Bruder" das inzwischen überwiegend von "Brüder" abgelöst wurde.
Aufmerksam wurde ich auf diesen Unterschied in der Bedeutungsebene zwischen "Geschwister" und "Gebrüder", als ich am 04.11.2016 hier in Wittenberg Aushänge von einer Gruppe
"Gebrüder Scholl" las. Sie werden auch "Scholl-Brüder" genannt, nennen sich selbst aber "Gebrüder Scholl".
Sofort musste ich an die
"Geschwister Scholl" denken,
Bruder und Schwester, zwei noch sehr junge Menschen, die von den Nazis für ihre Widerstandsaktionen im Rahmen der "Weißen Rose" hingerichtet wurden.
Die "Gebrüder Scholl" sind eine Artistikgruppe, die RTL-"Supertalent 2016" wurden.
Natürlich ist es gerechtfertigt, wenn sich zwei Brüder als Künstlergruppe "Gebrüder" nennen.
In diesem Fall ist es aus meiner Sicht jedoch wegen der möglichen Assoziation zu den "Geschwister Scholl" eher taktlos.
Es ist schon oft auf die einseitig-männliche Ausrichtung der Losung der Französischen Revolution von 1789 verwiesen worden:
"Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit"
es gab auch Versuche, eine
"Geschwisterlichkeit" an die Stelle der "Brüderlichkeit" zu setzen.
"Alle Menschen werden Brüder" unseres großen Klassikers Friedrich Schiller ist aus heutiger Sicht auch etwas einseitig-männlich geraten.
Doch man soll die Kirche im Dorf lassen - vieles sprachlich-historisch-einseitig-männlich Gewachsenes kann man ja heute durchaus
"geschlechterübergreifend" verstehen, sicher werden mir die meisten Männer hierbei zustimmen können und "Brüderlichkeit" auch mit Frauen für möglich halten.
So, wie die "Geschwister" heute auch die Jungen mit betreffen, betrifft die "Brüderlichkeit" alle Menschen - ist eher ein anderes Wort für "Menschlichkeit".
Dem alten, biblisch "begründbaren"
*, nach wie vor tobenden furchtbaren
"Geschlechterkrieg" werde auch ich die Forderung nach einer
"Versöhnung der Geschlechter" entgegenstellen und dafür (für "Versöhnung") kein gender-gerechtes Neuwort erfinden.
Das ist auch gar nicht nötig, denn es hat nicht direkt mit "Sohn" zu tun, sondern mit "sühnen", "versühnen", "gutmachen". "Versöhnlich" meint denn auch "tröstlich", "erfreulich".
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* Ich denke an die Geschichte über den Sündenfall, in der Eva als die eigentliche Sünderin, die Verführerin Adams und letztlich Schuldige an der Vertreibung aus dem Paradies angesehen wird.
Fundstückchen (31.12.2020)
Nun half mir eine der Wikipedia-Listen lateinischer Phrasen, diese hübschen Formulierung hier erwähnen zu können:
Verbum hoc 'si quis' tam masculos quam feminas completctitur.
"Der Ausdruck 'wenn jemand' umfasst ebenso männliche wie weibliche Personen."
Dabei geht es um die Auslegung römischer Gesetzestexte durch einen gewissen Ulpian im Zusammenhang mit einem Rechtsverständnis, das Frauen nicht automatisch einschloss.
Die Wikipedia schreibt hierzu noch:
Im Deutschen wird Ulpians Satz heute in bildungssprachlichen Zusammenhängen zitiert, um zu betonen, dass in einem Text Frauen bei grammatisch maskulinen Formulierungen mitgemeint seien.und sie verweist auf eine weitere Stelle in den Listen lateinischer Phrasen:
Hominis appelatione tam feminam quam masculum contineri non dubitatur.
"Dass die Bezeichnung Mensch Frau ebenso wie Mann einschließt, unterliegt keinem Zweifel." - Pandekten 50.16.152.
Weitere Beispiele
Papst und Päpstin
ist zwar grammatikalisch richtig, aber praktisch eher seltsam. Zumindest behauptet die katholische Kirche, es habe nie eine "Päpstin" gegeben. Selbst im Märchen vom
"Fischer un sine Fru" will die Frau nicht "Päpstin", sondern "Papst" werden. Manchmal vermute ich allerdings, dass dieses Märchen vor allem die Erinnerung an eine historische Päpstin wach halten soll. Aber das ist reine Spekulation.
Liebhaber, Liebhaberin, Geliebter, Geliebte
Da das Wort
"Liebhaber" zwei Bedeutungen hat - als Verehrer besonderer Gegenstände und als Verehrer einer Frau - könnte man das weibliche Gegenstück einfach
"Liebhaberin" nennen. Als z. B. "Liebhaberin von Porzellanfiguren" mag das durchaus verwendet werden. Bezieht sich das Liebhaben auf eine Person anderen Geschlechts
wird die Frau zur "Geliebten", zum Objekt, dem auch noch ein Wort mit abwertendem Klang gegeben wird. Oft waren es verheiratete Herren, die "sich eine Geliebte hielten".
Zum Glück hat sich diese Negativbedeutung inzwischen gemildert, vielleicht ist sie in der Gegenwart sogar verschwunden. Mit den außer- bzw. unehelichen Beziehungen, die schon "Normalität" sind, ist die Diskriminierung nicht mehr so wirksam wie früher.
Die
"Geliebte" hat diesen abwertenden Klang heute nur noch selten, meist klingt das Wort ausgesprochen schön. Finde ich.
Männliche und weibliche Gottheiten - das Göttliche - der Gott - die Göttin
Zum Glück gibt es das Wort "Gottheiten". Die sind
grammatikalisch zwar weiblich, im Gebrauch aber
- wenn man es denn so nennen will - "geschlechtslos". Einer "Gottheit" ("die Gottheit") kann man nicht ansehen, ob dahinter ein personaler, männlicher Gott oder ein personaler weiblicher Gott (eine Göttin) steht. "Der Gott" wird normalerweise immer männlich gedacht.
Im Christentum wird das Göttliche nicht nur als männlich-personaler Gott gedacht (Anrede "HERR" bzw. Bezeichnung "der Herrgott"), zur Verstärkung seiner Männlichkeit wird er auch als "Vater" ihres Religionsgründers Jesus von Nazareth im biologischen Sinne angesehen.
Jesus hatte jedoch lediglich versucht, den
alttestamentarischen Richter-Gott ("richten" im Sinne von "beurteilen / verurteilen" und ggf. "strafen" - noch nicht im Sinne eines "Richtungsgebers, einer Orientierungshilfe, etwas "richtig" machen zu können) freundlicher zu gestalten, indem er ihn mit der Anrede "Vater" sozusagen liebevolle-väterliche Eigenschaften zusprach.
Das war für damalige Zeiten offenbar schon eine gewaltige Revolution des Gottbildes. Für
das Bild einer "geschlechtslose" Gottheit war es noch zu früh. Das hätte vermutlich noch niemand akzeptieren können.
(siehe in diesem Zusammenhang auch
ALS GOTT NOCH EINE FRAU WAR (in GOTT UND DIE WELT » GOTTBILDER))
Wofür es keine weiblichen Endungen gibt
Bis vor kurzem war das Wort
"die Gästin" nicht denkbar, heute ist es in der Tourismusbranche durchaus üblich, den weiblichen Gast - sprachlich völlig korrekt - so zu nennen.
Der Filmstar kann männlichen und weiblichen Geschlechts sein, eine
"Filmstarin"
gibt es nicht.
(Beispiel:
TV-Today 5.95 , S. 205 Ankündigung einer Fernsehsendung mit
»dem italienischen Filmstar Ornella Muti«)
Da kann man nicht "gendern" - auch wenn es im Tierreich "Star und Starin" gibt.
(Ja, ich weiß, dass der "Star" Stern bedeutet und nichts mit dem Namen des Vogels zu tun hat.)
Der Häftling ist überwiegend männlich in Deutschland, ansonsten spricht man von "weiblichen Häftlingen", aber nicht von der
"Häftlingin", das wäre einfach nur ein blöder Zungenbrecher.
Ebenso hat
"der Lehrling" kein Gegenstück in einer
"Lehrlingin",
der
"Azubi" lässt nicht erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Wie müsste eine weibliche Endung aussehen: die Azubiin,
die Azubine?
Früher gab es im deutschsprachigen Raum (auch Schweiz und Österreich) noch die hübschen Wörter "Lehrbub" und "Lehrmädchen", die wohl auch zu den aussterbenden Wörtern gehören.
PS: Herrlich - soeben
(06.12.2016, unmittelbar vor der heutigen Aktualisierung) habe ich vorsichtshalber noch einmal gegoogelt:
Das Wort "Azubine" gibt es wirklich! Das ich das noch erleben durfte: die
Endung "-ne" für die weibliche Bezeichnung darf verwendet werden. Offenbar wird das Wort jedoch nicht offiziell, sondern nur scherzhaft benutzt. Manche meinen sogar, es wäre beleidigend, andere halten es für einen
Kosenamen ("Kosenamen" ist übrigens für mich ein zauberhaftes Wort).
GuteFrage.net bietet mehrere Meinungen, lesen Sie bitte selbst:
www.gutefrage.net/frage/weiblicher-azubi-azubine .
Das Allerletzte: die männliche Gottesanbeterin
(31.12.2020)
Es gibt
"sie" wirklich -
die männliche Gottesanbeterin.
Bei dieser Artbezeichnung wird das Männchen nicht zum "Gottesanbeter" gemacht.
"Er" fällt unter
das generische Femininum. Er ist "mit gemeint", wenn man von Gottesanbeterinnen spricht.
Man spricht von männlichen und weiblichen Individuen der Gottesanbeterin.
"Die" Gottesanbeterin
(Artbezeichnung für sowohl eine Vertreterin als auch einen männlichen Vertreter der Ordnung der Fangschrecken) gilt als "
Meisterin der Täuschung".
Den folgenden Text hatte ich bis zum 04.11.2023 oben an den Anfang der Seite gestellt.
Er ist nach wie vor im weitesten Sinne aktuell - doch etwas älter. Er muss daher dort möglichen aktuelleren Infos Platz machen.
19.03.2021 - Hinweis aus aktuellem Anlass:
Heute habe ich einen Aufruf des
Vereins Deutsche Sprache gefunden, die deutsche Sprache zu retten:
Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden.
(URL ausgeschrieben:
https://vds-ev.de/allgemein/aufrufe/rettet-die-deutsche-sprache-vor-dem-duden/)
Es geht um den Versuch der Duden-Redaktion, das
"generische Maskulinum" abzuschaffen.
Bitte lesen Sie den Aufruf - und so Sie dem Text zustimmen können, unterschreiben sie ihn bitte auch.
Am 23.10.2023 hatte der Aufruf knapp 44.000 Unterschriften.
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↑ Anmerkung A1
Was ich damit sagen will: Indem er sich scheinbar auf die Position von Feministinnen begibt, lästert er gegen Frau Dörrie UND gegen die Feministinnen. Damit bringt er zum Ausdruck,
dass er das Anliegen der Feministinnen nämlich Frauen "sichtbar zu machen", weil sie in der männlich dominierten Sprache verschwinden, nicht verstanden hat bzw. es ablehnt.
Er versteht also das Kunststück, in einem Satz sowohl die Feministinnen als auch Frauen, die gegen deren Übertreibungen vorgehen, herabzusetzen.
Mir kam dieser raffinierte Trick, diese Taktik des Herrn Montag sehr bekannt vor. So etwas ähnliches hatte ich einmal in einem privaten Gespräch mit einem eigentlich recht intelligenten Mann erlebt. Er äußerte sich anerkennend über unser Gespräch dahingehend, dass er sich überrascht zeigte, einmal mit einer intelligenten Frau sprechen zu können, so etwas würde er sonst kaum erleben. Das war eindeutig
das Prinzip des "vergifteten Lobes". Ich dachte nur: Wieso kann er eine Frau nur loben, indem er sie
als eine Ausnahme unter den Frauen bezeichnet?
In seiner Aussage schwang die Herabsetzung der Frauen als überwiegend ein bisschen doof mit. Ich fand seine Bemerkung hochgradig unverschämt, schwieg aber aus Höflichkeit (!). Hätte ich ihm entgegnen sollen, dass ich ihn da verstehe, schließlich geht es mir andersherum ja genauso?