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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - LÜCKE UND LOCH


Mit dem 15.03.2024 erweitere ich diese Sammlung um das schöne  Wort Loch bzw. Löcher.
Denn was ist das Loch anderes als eine Lücke mit geschlossenem Rand, was ist die Lücke anderes als ein Loch, das keinen geschlossenen Rand hat?

1. Teil - die LOCH-Sammlung
2. Teil - die LÜCKE-Sammlung

Die LOCH-Sammlung

Auslöser für diese neue Unterrubrik ab dem 15.03.2024 war eine Nachricht über "Schlupflöcher in den nationalen Gesetzen".

Eigentlich "gibt es keine Löcher" - Löcher sind Materialmangel an einer bestimmten Stelle in einem Stoff, Material, geradezu die Negation des Existierenden, das wortgewordene Nicht-Sein. Meist stören sie, nur selten werden sie benötigt wie beim "Loch in der Badewanne", das aber als gewolltes "Loch" dann "Abfluss" genannt wird.

• Schlupflöcher in nationalen Gesetzen
Auf der Website der österreichischen Zeitung "DER STANDARD" (derstandard.at) gibt es mit Datum 07.02.2024 einen Artikel über die Nutzung von Bargeld in Österreich und Ungarn (Tendenz: wieder steigende Nutzung).
Darin heißt es ausführlich im Zusammenhang mit dem EU-Verbot von Barzahlungen in Höhe von mehr als 10.000 Euro:
"Diese EU-weite Vorschrift gegen Geldwäsche soll Schlupflöcher in den nationalen Gesetzen stopfen."

Eine Unterkategorie der Schlupflöcher sind die "Steuerschlupflöcher".

Die eigentliche "Loch-Sammlung" beginnt natürlich beim fast nur im übertragenen Sinne als Schimpfwort geläufigen "A.-Loch", geht über "Haushaltsloch", "Lochkarte" und "Ozonloch" bis zum "Sommerloch", zum "Tagebaurestloch" und "Wurmloch".

Gern erwähne ich das paradoxe "fehlende Loch": "Hier fehlt noch ein / das Loch!" - ob am Bierfass oder als Gegenstück zum Knopf, das "Knopfloch".

Was wären Halbleiter ohne "Löcherleitung", was wäre die Kunst bzw. das Kunsthandwerk ohne "Lochmuster"?
Wie war das noch mit Lochkarte und Lochstreifen bei den ersten Rechnern?

Wer kennt sie nicht, die "Schlaglöcher" auf vielen Straßen und das "Sommerloch" in den Medien?
Früher gab es Kellerwohnungen, "Kellerloch" genannt, fast wie ein Verlies so wohnlich. Der berühmte Blick durchs "Schlüsselloch" brachte manche, gelegentlich durchaus unangenehme Erkenntnis.
"Wasserloch", "Startloch" ... - die Sammlung lässt sich beliebig fortsetzen.
Ich breche erst einmal ab.
Nein, eines habe ich noch, einen Kindermund:
Anton, 4 Jahre (gefunden in der MZ vom 27.02.2023):
„Auf dem Spielplatz haben wir ein riesiges Loch gegraben, aber Mama hat uns verboten, es mit nach Hause zu nehmen.“

Die LÜCKE-Sammlung

Die "Lücke" ist ein neues Modewort oder Zeitwort oder einfach nur eine neue Floskel.

Nicht, dass ich das Wort schlecht finde, nur erscheint es mir so, als ob mit der inflationären Verwendung dieses Wortes unsere Sprache weiter verarmt.
Hatten wir früher noch "fehlende" Gerechtigkeit, "nicht genügend" Lehrer in Sachsen- Anhalt, "mangelndes" Kapital, "ungenügende" Sicherheit, "zu wenig" Baumaterial, "leere" Kassen in diesem oder jenem Bereich zu beklagen, so werden daraus inzwischen "Lücken". Bei mir entsteht der Eindruck, dass dahinter die Denkweise steckt: "Lücken sind eben vorhanden, kann man nichts machen." Das eigentliche Problem wird "objektiviert", die Schuldigen / Verursacher des Zustandes, der heute so monoton "Lücke" genannt wird, werden nicht mehr sichtbar. Die "Lücke" verhindert, dass man versucht ist, nach den Ursachen für die unbefriedigende bzw. ungenügende Situation, für den Mangel oder Notzustand  oder gar nach den Verursachern zu fragen. Lücke ist Schicksal.

Was inzwischen alles zur "Lücke" geworden ist, zeigt die folgende Wortsammlung.

Die Sammlung gliedert sich in
• Neue Lücken öffnen sich im Jahr 2024 Die erste ist die nicht besonders kleine "Repräsentationslücke", die zweite ist die nun gefüllte "Lücke zwischen AfD und CDU/CSU". Hinzu kommen die "Ärztelücke" und die "Gehaltslücke".
Die Lücken pflanzen sich auch im Jahr 2023 fortSchon jetzt sind sie zahlreich: Klimalücke, Strafverfolgungslücke, Sicherheitslücke, Lücke im Haushalt 2024 (auch als "Loch"), ..., Schutzlücke, Kostenlücke, Sprechlücke, Dichtelücke, Lückenstopfer, Angebots- und Nachfragelücken, Messlücke
Auch im Jahr 2022 geht es nicht ohne Lücken
Eine neue Lücke im Jahr 2021
Was der Duden über "Lücken" weiß
Noch mehr Lücken im Jahr 2020
Die neuesten "Lücken" im Jahr 2019
In der WORTSAMMLUNG VON A BIS Z bis Ende 2018 bereits notierte Wörter mit "Lücke"
Weitere Lücken, gefunden in anderen Quellen im Jahr 2018

Neue Lücken öffnen sich im Jahr 2024


• Die "riesige Lücke in der Treibhausgasminderung"
In einem Bericht über die Klimaziele und deren Umsetzung schreibt die F.A.Z. am 15.03.2024 (Hervorhebung von mir - B.K.):
"Die Vorgängerregierung habe eine riesige Lücke in der Treibhausgasminderung hinterlassen, klagt die Ampel - und lobt sich selbst: Inzwischen sei Deutschland auf dem richtigen Pfad. ..."
Am Rande bemerkt: "Treibhausgasminderung" (Treib-Haus-Gas-Minderung) - ein gaanz laanges Vier-Wörter-Wort mit  21 Buchstaben - ist ein extra Leckerbissen meiner Wortsammlung.

• Die "Ärztelücke"
Die MZ vom 29.02.2024 titelte auf ihrer Seite 2
"Haseloff will Ärztelücke stopfen"
Ob unser Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff selbst von der "Ärztelücke" gesprochen hat, geht aus dem Artikel nicht hervor. Man erfährt im eigentlichen Text, dass er den "Ärztemangel" in Sachsen-Anhalt bekämpfen will.
Unangenehm in diesem "Lücke"-Bild (Stichwort "Kopfkino") ist aus meiner Sicht vor allem das Wort "stopfen".
• Die Gehaltslücke resp. Lohnlücke
Seit Jahren wird sie immer mal wieder sichtbar gemacht: die schlechtere Bezahlung von Frauen gegenüber Männern.
Die MZ weiß in ihrer Ausgabe vom 29.02.2024, S. 7: unter der Überschrift
"Hartnäckige Gehaltslücke"
zu berichten:
"Ein Grund für die Lohnlücke ist, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Jobs tätig sind."
Ei, wer hätte DAS gedacht? Sollen sie sich doch besser bezahlte Jobs suchen, könnte man nun meinen. Leider waren und sind da wohl die Männer schneller.
Übrigens gab es diese Unterschiede schon in der DDR. Da hatten die Frauen auch meist die schlechter bezahlten Jobs. Denn das Gebot lautete ja:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Die Frauenjobs waren oft "Angestellten"-Jobs, damit gehörten sie nicht zur privilegierten Arbeiterklasse: ein ungelernter Arbeiter in einem Industriebetrieb konnte da gern mehr verdienen als eine qualifizierte Schreibkraft.
• Die nun gefüllte Lücke zwischen AfD und CDU/CSU
In diese Lücke ist eine neue Partei gesprungen: die "Werteunion" des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.  Am 17. Februar 2024 verkündete z. B. die WELT Quelle  bereits in ihrer Überschrift zu dem Artikel:
Maaßen-Partei hat sich gegründet - und will jetzt die Lücke zwischen Union und AfD füllen.

• Die "Repräsentationslücke"
Von dieser neu entdeckten Lücke wusste die F.A.Z. am 02.02.2024 in einem Artikel "F+" (Bezahlschranke) zu berichten, die Überschrift war beeindruckend, sie zitiert wen:
"Die Repräsentationslücke ist kein Hirngespinst von Wagenknecht"
Der Artikel gibt ein Interview mit dem "wissenschaftlichen Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft der Universität Potsdam", Herrn Jan Philipp Thomeczek wider. Das Zitat in der ausführlichen Version geht so:
"Es gibt auf jeden Fall eine Repräsentationslücke im deutschen Parteiensystem, die das BSW füllen kann mit seiner linken Sozial- und Wirtschaftspolitik und eher konservativen Migrations-, Gesellschafts- und Klimaschutzpolitik. Diese Lücke ist kein Hirngespinst von Sahra Wagenknecht, sondern empirisch belegbar und sie ist auch nicht besonders klein."

Die Lücken pflanzen sich auch im Jahr 2023 fort


• Die Klimalücke der Ampel
Das Wort "Klimalücke" ist mir völlig neu. Gefunden habe ich es am 22.08.2023 auf der Startseite der Tagesschau (tagesschau.de) in der Ankündigung eines Beitrags mit: „Experten monieren Klimaschutzmaßnahmen
Viel Kritik an der »Klimalücke« der Ampel“

Die zugehörige Notiz war: „Das schlechte Urteil des Expertenrats am Klimakurs der Ampelkoalition ruft breite Kritik hervor. Vor allem Umweltverbände sehen die eigenen Einwände bestätigt. Klimaminister Habeck räumt Nachholbedarf ein, eigene Fehler jedoch nicht.“Ich entschließe mich, diesen Beitrag aufzurufen.
Es geht um die „Lücke bei Klimazielen bis 2030“ schließlich folgt unter einer Zwischenüberschrift
                „Größere Lücke als erwartet“
noch diese Notiz (Hervorhebung im Text von mir - B.K.):„Dem Expertenrat zufolge überschätzt die Bundesregierung jedoch die eigene Einschätzung über die Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnahmen. Die Lücke bei den Treibhausgaseinsparungen werde größer ausfallen als erwartet. Das Umweltbundesamt geht derzeit davon aus, dass bis 2030 eine Lücke an einzusparenden Emissionen von bis zu 311 Millionen Tonnen klafft.“Am meisten fasziniert mich
        "... überschätzt ... die eigene Einschätzung über ..."

• Baerbock will Strafverfolgungslücke schließen
So lautet die Überschrift für eine Info im Newsletter der F.A.Z. vom 17.07.2023.
Dabei sind die rechtlichen Grundlagen des Internationalen Strafgerichtshofs im Zusammenhang mit dem Verbrechen der Aggression gemeint. Diese können zur Zeit nicht auf Russland angewandt werden,"da weder die Ukraine noch Russland das Römische Statut ratifiziert haben. Diese Strafverfolgungslücke will Baerbock schließen."Im gleichen Info-Block des F.A.Z.-Newsletters gibt es noch einen Text über den "Lückenfüller". Damit ist eine ganz furchtbare "Lücke" gemeint:
Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan hatte  geäußert (in nichtwörtlicher Rede wiedergegeben), "dass die Streumunition eine Lücke füllen müsse, die ansonsten bei der Lieferung von Munition an die Ukraine entstanden wäre." Ich hatte vermutet, dass Streumunition eher Lücken reißt.
Diese Munition ist wegen ihrer Gefährlichkeit, die sie auch für Zivilisten und auch nach dem Ende eines Krieges hat, von 111 Ländern geächtet, nicht jedoch von z. B. den USA, der Ukraine und Russland.
Könnte Frau Baerbock sich nicht auch gleich noch mit bemühen, eine "Strafverfolgungslücke" für den Einsatz dieser Munition zu schließen?
(notiert am 17.07.2023)

• Sicherheitslücken bei Pestizidzulassungen "Agrochemie-Konzerne haben bei der Zulassung ihrer Produkte wichtige Studien zurückgehalten. ..." So beginnt eine Nachricht auf tagesschau.de am 01.06.2023. Aus dem ausführlichen Text erfährt man dann, dass es sich vor allem um den Stoff Abamectin handelt, der bei zahlreichen Obst- und Gemüsesorten zum Einsatz kommt und :"Studien zur Entwicklungsneurotoxizität sind im EU-Zulassungsverfahren nicht grundsätzlich vorgeschrieben." Dabei geht es um "potenzielle Gesundheitsgefahren für Föten und Kinder" und vorwiegend darum, ob "Pestizidwirkstoffe die Entwicklung des Gehirns schädigen können". Nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Menschen habe man entsprechende Wirkungen "in zahlreichen Studien nachgewiesen". Und:
"Autismus könne eine Folge sein."
Mein Kommentar:
Könnte es sein, dass es weniger eine Sicherheitslücke ist, die hier gefunden wurde, als eine Lücke im Verantwortungsbewusstsein der Verantwortlichen?

• "LÜCKE IM HAUSHALT 2024"
ist eine Nachricht der FAZ online am Morgen des 23.05.2023 überschrieben:
"Scholz und Lindner planen offenbar 20-Milliarden-Sparpaket" Eigentlich ist so eine "Lücke" gar nicht mehr erwähnenswert, so alltäglich sind die Nachrichten darüber. Früher hieß das noch "Loch" - ein "Loch im Haushalt".
Ich finde, "Loch" beschreibt den Zustand besser, anschaulicher. Den "Haushalt" kann man sich als riesigen Geldsack vorstellen ...
Ach nein, das Problem ist ja nicht ein "Loch im Geldsack", sondern die Tatsache, dass zu wenig in den Sack reingeschüttet, aber zu viel rausgeschüttet wird.
Irgendwann ist dann ein Minusbetrag im Sack - finanztechnisch "Schulden" genannt.
Dann muss man diesen Minusbetrag (den "Schuldenberg") - wie im alten Mathematikerwitz A1 - wieder reinfüllen, bis der Sack leer ist.

• "Die Lücken sinnvoll füllen"
will die MZ vom 22.05.2023 auf ihrer Seite 22 - dabei geht es um die "Lücken" zwischen zwei Jobs, um einen möglichen "nahtlosen Übergang" oder auch die als Lücke anzusehende "Übergangsphase" bzw. "Auszeit", gern darf die Lücke auch als "Sabbatical" genutzt werden.

• Lücken bei der Einlagensicherung
      "Lindner sieht Lücken bei der Einlagensicherung"
(Tagesschau online am 17.05.2023). Gemeint ist die gemeinsame Einlagensicherung der EU-Staaten als wichtigen Schritt bei der Vollendung der europäischen Bankenunion.  Das meint Regeln für das Krisenmanagement bei den Banken zu entwickeln. Viele EU-Länder begrüßen diese Entwicklung hin zu einer gemeinsamen Einlagensicherung, während Christian Lindner für Deutschland dieser Idee eher skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, da zu befürchten sei, dass mit den jetzigen Vorschlägen das gute deutsche Einlagensicherungssystem damit untergraben wird. Außerdem - das ist offenbar die Lücke - will er, dass Anteilseigner und Gläubiger einbezogen werden, bevor man diesen Schritt der gemeinsamen Einlagensicherung geht.

• Schutzlücke im Strafrecht
Im Unterschied zur "Datenschutzlücke" bzw. "Strafbarkeitslücke" (s. u.) handelt es sich bei dieser Lücke um eine Lücke im Gesetz, und zwar beim
›sexuellen Missbrauch‹.
Früher hatten Gesetze gelegenlich "Löcher", durch die der oder die eine oder andere "schlüpfen" konnte. Nun sind aus den Löchern Lücken geworden.
So konnte man am 22.03.2023 auf der F.A.Z.-Startseite lesen:
"Schutzlücke im Strafrecht
Bislang ist es äußerst schwierig, schutz- und aufsichtspflichtige Personen zur Rechenschaft zu ziehen, falls sie durch ihr Tun und Lassen Missbrauch gefördert haben. Dass muss sich ändern."

In der  Juristensprache ist es übrigens mit dem "und" so eine Sache.
"Tun und Lassen" ist etwas anderes als "Tun oder Lassen".

PS: Neben der "Datenschutzlücke" wird auch eine "Datenlücke" beklagt.

• Kostenlücke
Um es vorweg zu nehmen, der Ausdruck meint eigentlich eine eine Dififerenz zwischen den zu erwartenden Kosten und den vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten, also Geldern, vor allem natürlich von Forschungsgeldern.
"Finanzierungslücke" wäre - wenn man unbedingt das Bild von der "Lücke" heraufbeschwören will - zutreffender.
Eine "Lücke bei den Kosten" ist eigentlich nicht einsichtig, klingt in meinen Ohren unsinnig. Fehlen da Kosten?

Natürlich habe ich das Wort aus berufenem Munde, aus dem des Intel-Sprechers.
Intel will in Sachsen-Anhalt eine Chip-Fabrik bauen, hat vom Land (und ggf. Bund) bereits eine Zusage von 6,8 Mrd. Euro ab Fördermitteln und sagt nun, dass ihnen das nicht genügt und sie noch mehr Geld haben wollen: 10 Milliarden Euro. Die Begründung spar ich mir hier.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in ihrem Artikel  vom 09.02.2023 über die "Chip-Fertigung - Intel verlangt mehr Fördergelderexterner Link, öffnet in einem neuen Fenster":"Man arbeite aktuell mit dem Land Sachsen-Anhalt und dem Bund daran, die Kostenlücke durch die entstehenden Mehrkosten zu schließen, sagte ein Intel-Sprecher am Donnerstag. Das Unternehmem müsse schließlich wettbewerbsfähig sein."PS 03.08.2023: Intel hat es geschafft - sie bekommen zwar nicht die 10 Mrd. Euro, nur 9,9 Mrd. Euro, bei z. Zt. geschätzten 30 Mrd. an Investitionsaufwand.
Mittelständler und andere beklagen, was mit dieser Fördersumme an Projekten und Arbeitsplätzen hätte gefördert werden können. Sie meinen, das geht zu Lasten der Gesamtinfrastruktur Sachsen-Anhalts. Das könnte man ggf. "Infrastruktur-Lücke" nennen, aber dieses Wort habe ich noch nirgends gefunden.

• Sprechlücke - dieses Wort taucht im Zusammenhang mit der Genderei auf.
Lt. Tagesschau vom 06.02.2023 (online) gab es eine Infratest-dimap-Umfrage, zu deren Ergebnissen sich der WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn  äußerte. Er nennt das "Sprechlücke", was bei anderen "Gender-Gap"  oder "Sprechpause" heißt - dieses nach dem Ende eines Wortes mit kurzer Pause erfolgende klickende Anhängen von "innen" an dieses Wort, das in der Schriftsprache dann meist als "*" (Sternchen) erscheint.
Schönenborn sagte:"Sprache ist ja etwas ganz Persönliches und wir wollen so sprechen wie unser Publikum. Und wenn wir feststellen, dass diese Sprechlücke abgelehnt wird, dann empfehlen wir auch, darauf zu verzichten."(siehe: tagesschau.de/inland/nordrheinwestfalen/umfrage-gendern-wdr-101.html externer Link, öffnet in einem  neuen Fenster)
• Dichtelücke - das ist ein Begriff aus der Physik oder der Wissenschaftsjournalistik.
Wie auf spektrum.de im Februar 2023 zu lesen war, haben Forscher jetzt eine solche "Lücke" im "Dichtespektrum" von Wasser bzw. Eis entdeckt.
Dieses Wort "Dichtespektrum" sagt der Artikel nicht, ich stelle es jetzt eher als Behauptung bzw. "Hypothese" in den Raum.
Allgemein kennt man nur kristallines (Wasser-)Eis, doch sind inzwischen auch zwei amorphe Formen von Eis bekannt und nun ist experimentell eine solche "dritte" amorphe Form gefunden worden. Deren Dichtewert liegt zwischen den Dichtewerten der anderen beiden amorphen Formen. Indem man also eine Differenz oder "Lücke" zwischen diesen beiden Werten annimmt bzw. sieht, kann man logischerweise von einer "Dichtelücke" sprechen.
Es mag etwas irritieren, sind wir doch im Alltag eher gewohnt, dass Dichte von Stoffen sich temperaturabhängig kontinuierlich (in einem "Dichtespektrum" sage ich jetzt einfach noch einmal) ändert. Dichtesprünge bei bestimmten Temperaturen (wenn der Aggregatzustand wechselt) sind auch möglich.
(Ich empfehle hierzu den Wikipedia-Artikel "Amorphes Eisexterner Link, öffnet in einem neuen Fenster")
• Der Lückenstopfer
Der Lückenbüßer
war einmal, denn jetzt gibt es - trara! - den Lückenstopfer:
Die F.A.Z. titelte online zum Ukrainekrieg und der Panzerfrage am 31.01.2023:
      "Schweizer Panzer als Lückenstopfer"
Die Schweizer holen jetzt "eingemottete" Panzer wieder hervor. ...
Reißen Panzer nicht Lücken? Seit wann "stopfen" sie denn solche?
• Angebots- und Nachfragelücke
Eine "Nachfragelücke" bedeutet, dass die Gesamtgüternachfrage bei ungefähr gleich bleibendem Güterangebot sinkt. Manchmal hört man auch das Wort "Schwemme" (z. B. war der "Butterberg" eine solche "Schwemme").
Die "Angebotslücke" bedeutet das genaue Gegenteil: ein gegenüber der Nachfrage zu geringes Angebot. Die kennen wir ja aus DDR-Zeiten zur Genüge.
Ein Lückenschluss bedeutet also, Angebot und Nachfrage ausgewogen zu gestalten, eine "innere Harmonie" zwischen beiden zu erzeugen.
• Messlücken - z. B. bei der Erforschung der Erde.
Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass zwischen den über den ganzen Erdball verteilten Mess-Stationen in einigen Regionen zu große Abstände existieren, so dass die gewonnenen Werte für qualifizierte Aussagen nicht genügen.
Diese "Messlücken" betreffen vor allem Prozesse, die die ganze Erde betreffen und die zu schließen für die gesamte Erdengemeinschaft wichtig sein könnte, wie im Fall der Erdbebenforschung.

Auch im Jahr 2022 geht es nicht ohne Lücken

Stromlücke, Energielücke, Gaslücke - die Energiekrise reißt schlimme Lücken auf. Man kann auch wahlweise von
Strommangel, Energiemangel, Gasmangel bzw.
Stromknappheit, Energieknappheit, Gasknappheit
reden.
Weitere hübsche Begriffe in diesem Zusammenhang sind z. B. der "Lastabwurf", also das Abschalten von Netzlast im Stromnetz, als letzte Methode, um einen Zusammenbruch des gesamten Verbundnetzes zu verhindern; damit verbunden ist ein regionaler "Stromausfall".

Ich erinnere mich an solche "Stromausfälle" in meiner Kindheit in den 1950er Jahren, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Wenn der Strom nicht ausreichte, alle Haushalte zu versorgen, wurde er gar nicht so selten regional abgeschaltet.
Damals gab es noch nicht so hübsche Wörter wie "Blackout" und "Stromlücke".

Eine neue Lücke im Jahr 2021

• Strafbarkeitslücke
Da hat  jemand in Osnabrück in einer Apotheke einen mutmaßlich gefälschten Impfausweis vorgelegt, um ein digitales Impfzertifikat zu erhalten. Polizei, das Amtsgericht Osnabrück, die Staatsanwaltschaft  und die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Osnabrück waren damit beschäftigt, die Rechstlage zu klären und den Betrüger zu bestrafen oder eben nicht. "Das Vorzeigen eines gefälschten Impfausweises in einer Apotheke zur Erlangung eines digitalen Impfzertifikats sei nach der derzeitigen Rechtslage kein strafbares Handeln. Es sei von einer Strafbarkeitslücke auszugehen."(siehe landgericht-osnabrueck.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformation~
-  die ganze URL ist zu lang, um sie hier im Link ausschreiben, ich verlinke obigen Text aber auf die am 3.11.2021 eingesehene Seite, von der ich das Zitat habe, und gebe die URL mit Leerzeichen unverlinkt wieder:
https://landgericht-osnabrueck.niedersachsen.de/startseite/aktuell/presseinformation/ landgericht-osnabrueck-bestaetigt-entscheidung-zur-beschlagnahme-eines-mutmasslich-gefaelschten-impfausweises-205424.html
)
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Landesgericht natürlich sieht, dass so ein gefälschter oder unechter Impfausweis in der jetzigen Situation "aufgrund der bestehenden Ansteckungsgefahr eine gegenwärtige Gefahr für die Allgemeinheit dar(stellt)." Das macht die Existenz von "Strafbarkeitslücken" oder "Gesetzeslücken", wie man dazu auch sagen kann, ja so gefährlich.

Was der Duden über "Lücken" weiß

(eine vollständige Übernahme der dort genannten "Lücken"-Wörter, keine exakte Abschrift aller Details)
Lücke, die
Lückenbüßer (ugspr. für Ersatzmann), Lückenbüßerin,
Lückenfüller, Lückenfüllerin,
lückenhaft, Lückenhaftigkeit,
lückenlos, Lückenlosigkeit
Lückenschluss (Fachsprache)
Lückentest (Psychologie)

Noch mehr Lücken im Jahr 2020

• Die Wurstlücke
Es gibt sogar einen extra Wikipedia-Artikel über diese Lücke:"Als Wurstlücke wird eine 2017 geschlossene Haftungslücke ("Schlupfloch") im deutschen Kartellrecht bezeichnet, bei dem Konzerne in Kartellverfahren verhängten Bußgeldern entgehen konnten, indem sie die jeweiligen Tochterunternehmen durch Umstrukturierung auflösten."Hübsch ist die Vorstellung, dass diese Lücke eigentlich ein Loch ist bzw. war. 
Mit diesem Trick konnte z. B. die in der Corona-Krise in  Verruf geratene Tönnis-Gruppe (mehr als 1300 Corona-Infizierte unter den ca. 7000 Mitarbeitern) noch im Jahr 2014 Bußgeldern in Höhe von 128 Millionen Euro entgehen.
(siehe auch unten zu "Gesetzeslücke") • Die "immer lückenlosere Überwachung"
(eine Notiz aus dem Jahr 2012)
Ein lückenloser Zaun, ein lückenloses Gebiss, eine lückenlose Überwachung -  so etwas ist denkbar. Doch was sucht das Wörtchen "immer" hier?
Dadurch wird "lückenlos" gesteigert:
              lückenlos - (immer) lückenloser - am lückenlosesten?
Die Formulierung habe ich in der MZ gefunden, bereits im Jahr 2012, wohl in der Ausgabe vom 9.5.2012 (ggf. gibt es einige Tage Abweichungen von diesem Datum). Sie war dem damaligen EU-Gesundheitskommissar John Dalli in den Mund gelegt worden, ich hatte mir nicht notiert, in welchem Zusammenhang er das gesagt hatte: Die immer „lückenlosere Überwachung“ zeige Erfolge.Rein formal könnte man von einer "lückenarmen" bzw. "immer lückenärmeren" Überwachung reden, doch das klingt genause furchtbar, ist auch "kein gutes Deutsch". "Flächendeckend" wäre denkbar: die "flächendeckende Überwachung".  Klingt auch nicht so gut - aus anderen Gründen.
Das "immer lückenlosere Gebiss" wäre vielleicht praktisch durchaus vorstellbar in dem Sinne, dass es den Arbeitsprozess des Zahnarztes beschreibt. Doch sollte man da nicht besser sagen (z. B.):
"Der Zahnarzt ist bald fertig mit seine Arbeit, dann sind alle Zahnlücken verschwunden."
- ?
Was verschwindet eigentlich bei einer "lückenlosen Überwachung"?
• Gesetzeslücke
auch: Lücke im Gesetz, Steuerschlupfloch und Hintertürchen
Diese "Lücke im Gesetz" hat es in sich: die MZ vom 28.02.2020 schreibt auf S. 21 über eine "Razzia im Bankenviertel".
"Mit Aktiengeschäften rund um den Dividendenstichtag in den Jahren 2008 und 2009" war der Staat um 53,3 Millionen Euern Steuern geprellt worden. Die Summe wurde inzwischen zurückgefordert und auch zurückgezahlt."Bei "Cum-Ex"-Geschäften nutzten Investoren eine Lücke im Gesetz.  Rund um den Dividendenstichstag wurden Aktien mit ("cum") und ohne ("ex")  Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin und her geschoben. Am Ende war dem Fiskus nicht mehr klar, wem die Papier gehörten. Finanzämter erstatteten daraufhin Kapitalertragssteuern, die gar nicht gezahlt worden waren."und     "2012 wurde das Steuerschlupfloch geschlossen." In diesem Fall assoziiert manch einer sicher gern das "Hintertürchen", das das Gesetz offen gelassen hat, pardon "hatte".

Die neuesten "Lücken" im Jahr 2019

Die "Lücke im Lehrerzimmer" oder der "Lehrermangel"
Lücken in Arbeitskollektiven
werden eigentlich "gerissen", wenn jemand beispielsweise wegzieht, kündigt oder stirbt. Wenn es ein besonders beliebter Kollege oder eine besonders tüchtige Kollegin war, spricht man auch gern davon, dass  diese Lücke nur schwer zu schließen sein wird. Wie ich mir eine "Lücke im Lehrerzimmer" vorstellen soll, weiß ich nicht.

"Lücken im Lehrerzimmer" überschreibt die MZ vom 10.09.2019, S. 2 ihren Beitrag zum ach so überraschend aufgetauchten Problem.
Der Lehrermangel, nun als "Lücke" schmerzhaft wahrgenommen, entstand durch überraschend viele Kinder, die nun in die Grundschule drängen, von denen man vor 5 Jahren noch gar nicht wusste, dass es sie gibt. Die Lücke wird in den nächsten Jahren noch größer werden, weil man sich bei der "Schülerzahlprognose" einfach verschätzt hat.
Quer- und Seiteneinsteiger sollen es richten. Wer denkt da in Ostdeutschland nicht an die Zeit, als nach 1945 Lehrer fehlten und über die ABF (die "Arbeiter- und Bauernfakultät") Arbeiterkinder Abitur machten, damit sie ganz schnell zu "Neulehrern"  (oder anderen Berufen mit Studium) ausgebildet werden konnten. Man lese darüber beispielsweise den Roman von Hermann Kant "Die Aula".

Chancen-Lücke
Wieder einmal wurden Untersuchungsergebnisse (natürlich in einer "Studie") vorgestellt. Das "Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung" (DeZIM-Institut) hat offenbar dieses Mal auch den Stand der Integration der Ostdeutschen in die westdeutsche Gesellschaft analysiert.
Neben geringerem Lohnniveau und höherer Arbeitslosigkeit sind auch in "Elitepositionen ... Ostdeutsche unterrepräsentiert." Erst recht trifft es die Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Zitat aus der Studie:
Für sie bestehen "nach wie vor erhebliche Chancen-Lücken und eine ebenso ausgeprägte Unterrepräsentation, wenn es um die tatsächlichen Spitzenpositionen geht".

In der WORTSAMMLUNG VON A BIS Z fanden sich
bis Ende 2018 diese Wörter rund um die "Lücke":


Betreuungslücke
Datenschutzlücke
Deckungslücke (betrifft Staats- und Länderhaushalte)
Erdbebenlücke (seismische Lücke, eine Stelle zwischen Erdbebengebieten, in der kein Erdbeben aufgetreten sind)
Fachkräftelücke
Förderlücke
Gerechtigkeitslücke
Geschlechterlücke (z. B. die beim Alkoholkonsum sich schließende)
Kapitallücke (z. B. bei Banken
Rentenlücke
Rekordlücke
Sicherheitslücke
Strafbarkeitslücken (im Sexualstrafrecht, die werden durch ein neues Gesetz geschlossen)

Eine interessante Lücke gibt es bei der Polizei: die "zwischen Schlagstock, Pfefferspray und Schusswaffengebrauch". Diese soll nun mit Hilfe von "Distanz-Elektroimpulsgeräten" bzw. "Elektroschockpistolen", "Elektroschocker" bzw. "Taser" möglicherweise geschlossen werden. Ein entsprechender Vorschlag steht im Raum. Damit kann man schwere oder tödliche Verletzungen durch Pistolen vermeiden. In den USA wurde im Jahr 2012 der 500. Tasertote gezählt.

Weitere Lücken,  die ich im Jahr 2018 (z. B. in der MZ) 
gefunden habe, sind:


- Baulücken
- Bildungslücken
- Erinnerungslücken
- Fachkräftelücke
- Finanzierungslücke bzw. Finanzlücke
- Forschungslücke
- Gedächtnislücke
- Gesetzeslücke und Rechtslücke
- Glaubwürdigkeitslücke
- Impflücke (siehe auch in der WORTSAMMLUNG A BIS Z - I - impfen)
- Informationslücken
- Investitionslücke
- Klimaschutzlücken
- Lehrerlücke (die ist z. Zt. besonders schlimm in Sachsen-Anhalt, aber auch anderswo)
- Lehrstellenlücke
- Liquiditätslücke
- Marktlücke
- Milliardenlücke
- Netzlücke
- Parklücke
- Personallücke
- Produktionslücke
- Qualitätslücke
- Regelungslücke
- Rekordlücke
- Riesenlücke
- Stromlücke
- Versorgungslücke (z. B. auf dem Land)
- Wissenslücke
- Wolkenlücke
- Die gute alte Zahnlücke darf in dieser lückenhaften Lückensammlung aber nicht fehlen.

Mitunter wird auch betont, dass etwas "lückenlos" oder "lückenhaft" ist. Dann gibt es auch den "Lückenfüller" bzw. "Lückenbüßer", die "Lückenbebauung" und auch den "Lückenschluss".

Eine (fast) lückenlose Liste mit zugehörigen Quellenangaben zu den einzelnen Lücken-Funden kann ich natürlich vorweisen.
PS: Übrigens können nicht nur "Lücken klaffen", sondern auch Unterschiede:
"Auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung klaffen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland." (MZ 02.10.2018, S. 5)

Natürlich können Unterschiede nicht klaffen, denn "klaffen" bedeutet ja u. a. (neben dem gegenständlichen Auseinandergehen wie z. B. bei einer "klaffenden Wunde"), dass es (mehr oder weniger große) Unterschiede zwischen zwei quantitativ bestimmbaren Werten gibt:
die Arbeitslosenzahlen, Löhne und Gehälter, die Mieten können unterschiedlich hoch oder niedrig sein in Ost und  West - und von mir aus kann man dann davon sprechen, dass sie, die verglichenen Zahlen, "auseinanderklaffen".
Unterschiede kann es "geben".
¿ - Da "klaffen wohl wieder mal Unterschiede" in der Fähigkeit, die deutsche Sprache zu gebrauchen?
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Anmerkung A1
Der Mathematikerwitz geht so:
Der Professor schaut in den Hörsaal, in dem gleich seine Vorlesung beginnen soll. Es ist noch niemand drin. Kurz danach gehen fünf Studenten hinein und es kommen sieben Studenten heraus. Der Professor denkt bei sich: "Wenn jetzt noch zwei reingehen, ist der Saal wieder leer."