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GOTTBILDER

ICH BIN, DER ICH SEIN WERDE

Es gibt zwei Interpretationen bzw. Übersetzungen der Stelle in der Bibel, in der Moses Gott im brennenden Dornbusch nach dessen Namen fragt und die Antwort bekommt:      "Ich bin, der ich bin." bzw. in anderer Übersetzung:      "Ich werde sein, der ich sein werde." In einer Gedankenspielerei machte ich vor mehr als 25 Jahren daraus:        "Ich bin, der ich sein werde." Ein Pfarrer bescheinigte mir damals, dass mein Gedankenspielerei einfach nur Quatsch sei, dass es unmöglich ist, die Originaltextstelle so zu übersetzen, wie ich es für möglich gehalten habe. Inzwischen ist mir dieses "Ich bin, der ich sein werde." mehrfach in Texten andere begegnet. So abwegig war mein Gedanke also gar nicht.

Aus meiner Sicht spiegelt sich in der Aussage "Ich bin, der ich sein werde." das alte Paradoxon des "Ewig-Gleichen" und des "Ständigen Werdens und Vergehens".

Dürfen Physiker an Gott glauben?

Wenn während meiner Studienzeit die Rede davon war, dass es berühmte Physiker gegeben hat, die "an Gott glaubten", dann wurde sofort erklärt, dass sie "anders" glauben, nicht wirklich an Gott, sondern nur so aus Tradition.

Wissenschaft zu betreiben und gleichzeitg an Gott zu glauben galt in der DDR  als undenkbar, war einfach unmöglich. Wissenschaft war materialistisch-rational, Religion war idealistisch-irrational. Religion war einfach überlebt - die Vorstellung von einer Schöpfung der Welt durch einen Gott galt als lächerlich, gab es doch inzwischen die Evolutionstheorie, die auch ohne Gott auskam.

Max Planck ( 1858 - 1947) war Physiker und gläubiger Christ. Im Alter befasste er sich stärker mit philosophischen Fragen, u. a. auch mit dem Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion. So sagte er   in seinem Vortrag auf dem Baltikum im Jahr 1937 "Religion und Wissenschaft" (in einem Alter von fast 80 Jahren)  etwas Erstaunliches  -
dass es aus mathematischer Sicht keinen Unterschied macht, ob man aus der Ursache in der Vergangenheit auf eine Wirkung in der Zukunft schlussfolgert, oder ob man aus einem angestrebten Ziel heraus rückkoppelnd den Verlauf der Ereignisse zu diesem Ziel hin ableitet.

Das erste ist die "Causa efficiens", die Wirkursache, das andere ist die "Causa finalis", die Zielursache.
(siehe das ausführliche Zitat auf der Seite Planck, M. (1) - Zitate - ich verlinke auf die besondere Stelle im Zitat, die ich fett hervorgehoben habe; Quellenangaben ebenda)
Beide Begriffe gehen bereits auf Aristoteles zurück.

Als ich damals, es muss irgendwann in den Jahren zwischen 1995 und 1998 gewesen sein, diese Broschüre las, hörte ich zum ersten Mal von dieser "causa finalis".
Das Wort machte mich neugierig. Mit dem Wissen um diese Denkmöglichkeit einer "Zielursache" veränderte sich mein Blick auf bisheriges Wissen.

Es dauerte noch Jahre, ehe ich diese "causa finalis" und "Gott" zusammen denken konnte.

Gott als Zielursache, als Zweck, als Frage nach dem Sinn

Damit bin ich bei der eigentlichen Gottes-Frage angekommen:
Die Frage nach einer „Existenz Gottes” ist die Frage danach, ob es zielgerichtete Prozesse in der physischen Welt gibt, ob die Entwicklung des Kosmos, des menschlichen Lebens auf der Erde, ob das individuelle Leben jedes Menschen ein Ziel, einen Zweck, einen Sinn hat.

Wenn es eine solche Ziegerichtetheit gibt, dann müsste sie z. B. in der Evolution des Lebens erkennbar sein.

Der Jesuitenpater und Wissenschaftler Pierre Teilhard de Chardin (1881 - 1955) erhielt für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Evolution  von der katholischen Kirche ein Veröffentlichungsverbot zu Lebenszeiten. Sein Buch "Der Mensch im Kosmos" erschien erst nach seinem Tod.
Was hatte er verbrochen? Er hatte die Evolutionstheorie über Darwin hinausgeführt hin zur Erkenntnis, dass diese Evolution NICHT ZUFÄLLIG, SONDERN ZIELGERICHTET ist. Das Ziel nannter er "Omegapunkt".
Seine Erkenntnisse zur Evolution wurden von der Wissenschaft natürlich auch nicht akzeptiert, da er angeblich seinen Glauben reingemischt hatte und demzufolge nicht wissenschaftlich geblieben war.

Er ging von der "creatio continua", der "ständigen Schöpfung" aus. Die Schöpfung Gottes - so behauptete er - sei noch gar nicht abgeschlossen, sie führe auf ein Ziel hin.

Mit seinen Erkenntnissen war er zwischen die Mühlsteine von Theologie und Wissenschaft geraten.
Ich stelle ihn und sein Buch "Der Mensch im Kosmos" im Thema DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE + ETHIK vor. Seine Gedanken gehören tatsächlich zu den besten, die ich je lesen  und durchdenken durfte: TEILHARD DE CHARDIN

Die weitere Erforschung der Evolution des Lebens, des Kosmos, des Menschen - unvoreingenommen  eine mögliche Zielgerichtetheit nicht von vornherein ausschließend - könnte  vielleicht die FRAGE beantworten, ob es eine Zielgerichtetheit gibt oder nicht.
Per AXIOM (Voraussetzung, Anfangsbehauptung) die Zielgerichtetheit von vornherein auszuschließen, kann strengen wissenschaftlichen Anforderungen nicht mehr genügen.

Dürfen Physiker die "Hypothese Gott" in ihren Theorien verwenden?

Die Physik weiß nur, dass Systeme, sich selbst überlassen, Entropie maximieren. Sie lehnt eine "Zielursache", einen "teleologischen Charakter" von Hypothesen mit der gleichen Vehemenz ab, wie sie ein "Perpetuum mobile" ablehnt: sie weiß von vornherein, dass es diese "causa finalis" bzw. die Zielgerichtetheit in der physischen Realität nicht gibt.
Wer als Wissenschaftler versucht, Zielgerichtetheit auch nur für möglich zu halten und einmal ausführlicher darüber laut nachzudenken, ist in der "science community" für den Rest seines Lebens erledigt.

Das wissenschaftliche Gottbild

Wie wäre es damit:
Wenn man den Schöpfungsgedanken und den Evolutionsgedanken verbindet, kommt man auf die oben bereits erwähnte "creatio continua". Sollte es gelingen, im Rahmen der Forschungen zur Evolution auf verschiedenen Gebieten doch eine Zielgerichtetheit zu erkennen, kann das der Ausgangspunkt für ein "wissenschaftliches Gottbild" werden.

Mit diesem Gedanken leite ich über zu einem anderen Thema, in dem ich diese Frage weiter ausbauen werde:
    GOTTES AUFTRAG - HAT "DAS GANZE" EINEN SINN?