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ERKENNTNISTRIEB UND SPIRITUALITÄT

oder: Das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft

Einführung
Es war eine von jenen leider so spärlich gesäten TV-Sendungen, die wirklich neue und interessante Informationen bieten. Mitte der 90er Jahre habe ich sie gesehen und sie hat mein weiteres Erkennen und Verstehen vieler Fragen rund um Glaube und Wissen, Erkenntnis und Offenbarung in einer solch umfassenden Weise geprägt, dass ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie mein Erkenntnisweg ohne diese TV-Sendung weiter gegangen wäre. Leider kann ich weder den Titel noch den TV-Sender nennen.

Bernard de Clairvoix und Petrus Abaelardus
wurden darin vorgestellt und ihr Streit um den besten Erkenntnisweg.
Während Abaelard für das rationale, logische Erkennen plädierte - "Nichts ist zu glauben, wenn es nicht zuvor verstanden ist", - ließ Bernard nur "geoffenbartes Wissen" gelten. Ihm ging es um "die mystischen Erfahrungen der Seele auf dem Weg zur Einigung mit Gott",um den "Vorrang des Glaubens gegenüber dem intellektuellen Erkenntnisstreben".A
Diese beiden "Pole des Wissens", dieser Streit zwischen Glauben und Wissenschaft kamen mir damals schon sehr bekannt vor, hatte ich doch bereits zu DDR-Zeiten eine Broschüre von Max Planck in die Hände bekommen, die ebenfalls zu den äußerst wichtigen Wegweisern auf meinem Erkenntnisweg gehört:
"Wissenschaft und Glauben - Religion und Naturwissenschaft" Quelle Planck, M. (1)

Die Ausführungen darin über die "causa finalis" und das "Prinzip der kleinsten Wirkung" stellten mein vorheriges naturwissenschaftliches Wissen auf eine ziemlich raffinierte Weise in Frage. In Planck, M. (1) - Zitate werden einige seiner Gedanken aus "Religion und Naturwissenschaft" wiedergegeben.

Fortan ließ mich die Frage, ob es diese nie zuvor gehörte "causa finalis", diese "Zielursache" gibt, nicht mehr in Ruhe. Denn - das wurde mir ziemlich bald klar - dahinter verbirgt sich die Frage nach der "Existenz Gottes". 
Eigentlich muss jedoch andersherum gefragt werden:
Steckt hinter all den Gottbildern letztlich die Frage nach dem Ziel, dem Zweck nicht nur des menschlichen Lebens, sondern der Existenz der Welt?
Sind die spirituellen Annäherungen an diese Frage der gegenwärtigen wissenschaftlichen Ignoranz einer möglichen Zweckursache gegenüber nicht sogar die überlegeneren?

Treffen sich nicht vielleicht beide Erkenntniswege - der von Bernhard von Clairvaux und der von Petrus Abaelardus - letztlich in dieser Frage?

Das Streben nach Erkenntnis  gehört zu den spannendsten menschlichen Eigenschaften, die die Evolution (oder die Schöpfung)  hervorgebracht hat. Ich behaupte:
Der Erkenntnistrieb des Menschen ist ein Gottesgeschenk!

PS 31.01.2020: An anderer Stelle befasse ich mich ebenfalls mit  dem Thema ERKENNEN (in FREUDE AM ERKENNEN). Dort gibt es nicht nur eine kleine Variation der biblischen Geschichte von Adam und Eva und dem menschlichen Erkenntnistrieb, dort will ich mich mit den eher praktischen Fragen des Erkennens befassen, während hier die philosophischen Grundfragen über das Verhältnis von Glauben und Wissen, von Religion und Wissenschaft im Mittelpunkt stehen sollen.
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Anmerkung
Die Zitate habe ich entnommen:
- das Zitat von Petrus Abaelardus (1079 - 1142) dem Wikipedia-Artikel über ihn
de.wikipedia.org/wiki/Petrus_Abaelardus »externer Link«, (eingesehen am 21.02.2019)
- die zitierten Aussagen über Bernhard de Clairvaux   (1090 - 1153) dem "Zisterzienserlexikon"  - zisterzienserlexikon.de »externer Link«