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GOTTBILDER

ALS GOTT NOCH EINE FRAU WAR

Ich fange sozusagen "historisch" an - mit der Frage, ob es in den Anfängen der Götterbilder eine Zeit der weiblichen Gottheiten, z. B. eine "Große Mutter"-Göttin, gab.

Es gibt bei Männern und Frauen die Sehnsucht danach, das weibliche Prinzip anzubeten.
Viele Menschen haben inzwischen den Verlust des Weiblichen in der christlichen (evangelischen) Glaubenslehre beklagt.
Vorchristliche Kulturen kannten die "Große Mutter", in außerchristlichen Kulturen (Religionen) ist das weibliche Prinzip stärker vertreten als im Christentum.

• Die Marienverehrung in der katholischen Kirche und der Verlust der Anbetung des Weiblichen in der evangelischen Kirche
• Als Gott noch eine Frau war (Notizen von einer TV-Sendung)

Die Marienverehrung in der katholischen Kirche und der Verlust der Anbetung des Weiblichen in der evangelischen Kirche

Gut, Maria ist im Christentum "nur" die Mutter von Jesus, manchmal auch  die "Mutter Gottes" genannt, aber sie ist keine Göttin, nur ein Mensch, nur eine Frau.

Vor vielen Jahren - in Zahna war die neu renovierte Kirche eingeweiht worden - fiel es mir auf, dass es dort überhaupt keine Maria-Darstellung gab. Der Pfarrer, mit dem ich darüber sprach, versprach mir, darüber nachzudenken.
In meiner Taufkirche in Leetza prangte in meiner Kindheit noch an höchster Stelle über dem Altar eine von Strahlen umgebene Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Arm, hoch über allen anderen Figuren, die man in der evangelischen Kirche noch aus katholischen Zeiten belassen hatte.
Ein Relikt, ein Überbleibsel aus vorreformatorischen Zeiten, das nicht mehr zu den evangelischen Lehren passte: die Marienverehrung war abgeschafft und als Erfolg dargestellt worden. Luther hatte aus der von den Katholiken angebeteten Frau eine unbedeutende Magd und Dienerin Gottes gemacht, sie war nur noch die Mutter von Jesus ohne eigene Funktion.

Maria ist im Christentum "nur" ein Mensch, keine Göttin?
Das hatte ich bis zu diesem Tag im Mai 2011 geglaubt - da fiel mir in einer kleinen Kapelle auf einem großen Schiff dieses Bildchen in die Hände:
bAbb. Stella Maris, Vorderseite  Abb. Stella Maris Rückseite
(Klick auf eine Abbildung führt zu einer größeren Darstellung)

Bis zu diesem Augenblick war mir nicht bewusst, dass Maria auch als Schutzgöttin der Seeleute angesehen wird.
Bis dahin hatte ich mich eigentlich nicht mit der Rolle Marias innerhalb der katholischen Kirche befasst. Dass und wie sehr sie angebetet wurde und wird, wurde mir erst nach und nach klar.

In den folgenden Notizen, die ich von einer Fernsehsendung gemacht hatte, wird diese Rolle Marias in der katholischen Kirche genauer sichtbar:

Als Gott noch eine Frau war

(Notizen zu einer TV-Sendung [A1] mit diesem Titel)
Was ich da in der knappen Stunde zu hören bekam, war unglaublich! Ich kann es gar nicht alles korrekt wiedergeben. Doch wenn die dort präsentierten Forschungsergebnisse stimmen, müsste eine Revolution zumindest der christlichen Religion die Folge sein.

Angekündigt wird die Sendung auf der Seite der Produktionsfirma Mokino (www.mokino.eu/mml-folgen/) so:»Bis vor 2.700 Jahren war der Götterhimmel noch voller Frauen. Doch dann verschwanden sie plötzlich. Was war die Ursache dafür?« Auf Servus-TV lautete die Ankündigung: Jerusalem: die Wiege des Monotheismus. Vor 2.700 Jahren haben sich hier jene Umwälzungen zugetragen, die dazu führten, dass alle weiblichen Gottheiten aus dem Götterhimmel gestürzt wurden. Doch bis heute überdauern Hinweise darauf, dass der einzige Gott nicht immer allein war, was beispielsweise die im Jerusalemer Tempel gefundenen Heiligen Schriften belegen. Sie wurden im Laufe der Geschichte umgeschrieben, verfälscht und ausgelöscht. Verfolgt man diese Geschichte zurück, stößt man seit der Sesshaftwerdung des Menschen auf eine Vielzahl an weiblichen Gottheiten, die erstaunliche Ähnlichkeiten mit den rätselhaften Venusfiguren der Altsteinzeit aufweisen.
Ich versuche, im Folgenden einige wenige der gehörten Gedanken und Erkenntnisse wiederzugeben:

Anfangs ist noch die Rede von dem "Übermaß an weiblichen Darstellungen", die man in verschiedenen Bodenschichten - also aus Zeiten bis vor 27.000 Jahren und eine Figurine, die sogar 40.000 Jahre alt sein soll - gefunden hat.
Wer empfindet eigentlich und warum die Anzahl der gefundenen Figurinen als "Übermaß", wem sind sie in diesem Sinne "einfach zu viele"?

Dann geht es um Maria, die Muttergottes, und deren Verehrung durch die Katholiken. 
Es wird gesagt, dass sie in den Volksreligionen "Göttinnen-Funktion" hat. Sie wird "Himmelskönigin" genannt.
Dann sieht man eine vergleichende Abbildung von Isis, die den Horusknaben stillt, und von Maria mit dem Jesuskind.

Ich will es kurz machen - bei allen interessanten Details der Sendung  bleibt als allerwichtigstes:

Die Göttin Isis wurde weitverbreitet verehrt. Dann aber haben die Christen "heidnische Kulte" verboten.
Und nun kommt ein spannender Satz:
Die Bilder der alten Gottheiten waren "zu mächtig". Sie konnten nicht abgeschafft werden. Darum wurden sie in die weibliche Heilige, in Maria überführt.
Noch im Alten Testament (in der Thora) hatte der monotheistische Gott vermutlich eine weibliche Gottheit an seiner Seite: Aschera. Sie kommt in vielen Heiligen Schriften vor.
Erst im 4. / 3. Jh v. Chr. verschwindet die weibliche Kultfigur. Man findet Verbote des Aschera-Kultes. Gesagt wird auch, dass Luther in seiner Bibelübersetzung "Aschera hinausübersetzt" hat.
Aschera vereint Merkmale von Astarte, Isthar und Isis.

Es geht auch um die "astralen Aspekte dieser Gottheiten", die man in der Mariensymbolik finden kann: Mondsichel und Sternenkrone.
Die Sprecherin im Beitrag meint, die Änderung des Namens ändere nicht die Bedeutung dieser Gottheiten.
Es wird erwähnt, dass Frauen vor langer Zeit  als die Gebärenden eine größere Rolle spielten. Es könne sein, dass sich aus diesen mächtigen Urmüttern die Göttinnen entwickelt haben.

Und dann folgt gegen Endes des Filmes die wohl wichtigste Bemerkung:
Zu keiner Zeit wollten Menschen ohne Verehrung des weiblichen Prinzips leben.
Das aber wurde ausgelöscht und hat nun eine andere Gestalt angenommen:
Maria.
Die Erklärung für die Verehrung der Mütterlichkeit liegt darin, dass jeder Mensch sich bewusst ist, das sein Leben ohne eine lebensspendende Mutter nicht denkbar ist.
Glaube ist die Suche nach Halt für die Existenz.

Meine Schlussfolgerung aus dem Gehörten ist:
Das heutige christliche Gottbild ist nicht das ursprüngliche. Es wurde einseitig-männlich verfälscht. Es  ist hohe Zeit, wieder das männliche und das weibliche Prinzip gemeinsam  zu vergöttlichen und zu "vergöttern", "zum Göttlichen" zu machen.

Hier sind die christlichen Kirchen und Religionsgruppen an vorderster Stelle gefragt. Denn die Leute laufen ihnen weg, wohl auch deshalb,
weil diesem Christengott etwas fehlt: seine weibliche Seite.
Zu allen Zeiten entwickelten sich die Gottbilder weiter.
Es ist an der Zeit, das alte christliche Gottbild weiter zu entwickeln.


PS 22.02.2019:
Diese Website gibt Auskunft über weibliche Gottheiten, Göttinnen usw. aus verschiedenen Kulturkreisen: www.artedea.net  externer Link, öffnet in neuem Fenster
Als Einstieg empfehle ich eine Seite über die viel geschmäht Zeusgattin Hera:
www.artedea.net/hera/externer Link
Hier erfährt man, was dahinter steckt: Hera als vorhellenistische, kretische "Große Göttin", als Matriarchin,  wurde mit dem Hereinbrechen patriarchalischer Stämme in Griechenland deren Hauptgott Zeus untergeordnet. 
Damit begann die Umwandlung ihres Bildes aus einer starken, souveränen Frau in ein zänkisches Eheweib.
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 Anmerkung A1:
Es gab vor längerer Zeit eine 12-teilige Serie in Servus-TV "Menschen, Mythen und Legenden", von der nur - glaube ich - die Hälfte der Teile gesendet wurde. Dann war plötzlich Schluss. Hat da eine stille Zensur  zugeschlagen? Ich wurde neugierig und recherchierte. Auch die Folge mit obigem Titel "Als Gott noch eine Frau war" hatte es offenbar nicht ein einziges Mal auf einen Sendeplatz geschafft. Ich schrieb an Servus-TV und brachte mein Bedauern darüber zum Ausdruck. Nun - Monate später - war am 05.05.2016 diese Folge doch noch gezeigt worden. Eine Wiederholung oder die Möglichkeit, diese Folge sich noch einmal in der Mediathek anzusehen, fand ich nicht.