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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - KRIEG


Die Sammlung "MILITÄR" wurde zum Ende des Jahres 2023 beendet.
Das Wort trifft die Situation der Gegenwart nicht mehr.
         "Wir treten in eine Ära der Kriege ein"
fand ich heute - am 15.12.2023 - auf der Startseite von WELT.de:
Ära der Kriege
Diese Aussage nehme ich zum Anlass, die Sammlung ab dem 04.01.2024 unter dem Begriff "KRIEG" fortzusetzen.

"Ära der Kriege" - das weckt den Eindruck, als wären Kriege ein Schicksal: unvermeidlich. Und es sind immer "die anderen", die daran Schuld sind. Niemand, kein Politiker, kein Militär, kein Staat, kein Mensch sagt, er trage Schuld daran, dass es zu einem Krieg gekommen sei.
Weil "die anderen böse" seien, muss man sich vor ihnen schützen - mit immer mehr Waffen und immer mehr Kriegen.

Aus meiner Sicht sind Kriege nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, Kriege sind heute das Ergebnis des Versagens der Politik, der Politiker.
Gerade das Ende des 2. Weltkrieges hat gezeigt, dass danach die Feinde von einst im Frieden lernten, friedlich zusammenzuarbeiten.
Warum also haben sie erst einen Krieg machen müssen? Hätten sie nicht gleich zum gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten können?

Siehe auch die Seite FRIEDEN.

Die Struktur dieser Seite
• Ideologische Kriegsvorbereitung in der Geschichte
• Wie sich der Pazifist Albert Einstein nach dem 1. Weltkrieg über die deutsche Kriegsbegeisterung äußerte
• Die alten und wieder neu in den Mittelpunkt tretenden Wörter rund um Krieg im Jahr 2024 sind:
• alte Notizen vor 2024, u. a.
             Kriegssprache - Kriegersprache - die Sprache des Krieges

Ideologische Kriegsvorbereitung in der Geschichte

Am 15.03.2024 veröffentlichte die F.A.Z. einen Artikel (leider hinter Bezahlschrake) über die Rolle der Reichsbank (Rechtsnachfolger Bundesbank) in der Zeit des Dritten Reiches. Die Bundesbank selbst hatte eine Studie in Auftrag gegeben "Von der Reichsbank zur Bundesbank".
Es ging auch um die Rolle von Personen, die an herausragender Stelle in beiden Einrichtungen tätig waren (z. B. Karl Blessing, erster Direktor der Bundesbank).
Mir wichtig ist aus dem Artikel der folgende Satz, der aus o. g. Studie zitiert wird:
"Ohne Männer wie Schacht und diejenigen, die ihm folgten, wäre der Nationalsozialismus an der Macht zwischen 1933 und 1939 kaum erfolgreich gewesen - und ohne engagiertes Mittun wäre es kaum gelungen, den deutschen Staat, die deutsche Wirtschaft und die deutsche Gesellschaft auf jene politischen und ideologischen Ziele einzustimmen, die dann  mit dem Krieg durchgesetzt werden sollten."
(Hjalmar Schacht war von 1923 bis 1930 und von März 1933 bis Januar 1939 Reichsbankpräsident.)

Wie sich der  Pazifist Albert Einstein nach dem 1. Weltkrieg über die deutsche Kriegsbegeisterung äußerte

Ein Zitat aus der Einstein-Biographie von Johannes Wickert:
"Einstein war kaum ein halbes Jahr in Berlin, als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Dem Taumel, der die deutsche Bevölkerung, insbesondere die Preußen, überkam, fiel er nicht zum Opfer. »Denn diese begeisterte Freude beruhte zum großen Teil auf dem Gefühl, daß der einzelne nun aufhören konnte, für sich selbst zu leben.« Gerade dieses Gefühl war Einstein jedoch stets fremd.
Als dann Einzelheiten der frühen Kriegsstadien bekannt wurden, der Einmarsch in das neutrale Belgien, die Leiden der okkupierten Bevölkerung, standen die Kulturnationen der Welt vor der Frage:
»Wie ist es möglich, daß das deutsche Volk, dessen Musik, dessen Wissenschaft wir so lieben und bewundern, solcher Grausamkeiten und widerrechtlicher Handlungen fähig ist?«"
(Diese Biographie liegt mir nur als Text aus einer CD aus dem "Einsteinjahr 2005" vor. - Die Zitate im Zitat habe ich rot hervorgehoben.
Das zweite Zitat in dem obigen Text ist aus meiner Sicht nicht eindeutig als Einsteins Worte erkennbar - als öffentliche Meinung jener Zeit wäre es noch wesentlich wichtiger als wenn es "nur" von Einstein stammt.)

Die alten und wieder neu in den Mittelpunkt tretenden Wörter rund um Krieg im Jahr 2024 sind:


Kriegsaktien - damit sichert man sich Kriegsprofite
Kriegsflüchtlinge
Kriegsgegner - sehr doppeldeutiges Wort
Kriegsgewinne und Kriegsgewinner, Kriegsgewinnler
Kriegshetze
Kriegsjahre und Nachkriegsjahre
Kriegslust
kriegsmüde
Kriegsstudien (ISW, das "Institut für Kriegsstudien", eine "US-Denkfabrik")
kriegstauglich, kriegstüchtig (Deutschland  muss "kriegstauglich" (gemacht) werden)
Kriegstreiber
Kriegsvorbereitung
Kriegswirtschaft

Wie in der Alltagssprache Wörter aus der Kriegssprache zunehmend verwendet werden:

Sehr beliebt ist dabei das Verb "rüsten" bzw. "aufrüsten":
              "Rüsten für den Superwahltag"
(eine große Überschrift in der MZ vom 14.03.2024, S. 13 - es geht um die diesjährigen Kommunalwahlen) - "Vorbereitung auf den Superwahltag" (wenn es denn ein "super" sein muss) oder "Superwahltag wird jetzt vorbereitet" hätte genügt.
Bereits auf S. 2 dieser MZ-Ausgabe geht es um den "Ausbau von Glasfaser-Internet". den die "Landesdigitalministerin" Lydia Hüsken (FDP)"ankurbeln" will.
(Am Rande - "ankurbeln" kommt vermutlich aus der Zeit, als das Starten von Autos noch mit einer Kurbel erfolgte.)
Frau   Hüsken will für eine entsprechende Werbekampagne 500.000 Euro ausgeben - der Slogan ist suggestiv: "Glasfaser brauchst du!" - Damit
"sollen Sachsen-Anhalter überzeugt werden, digital aufzurüsten."

Die folgenden Notizen habe ich aus der Seite "MILITÄR" zum 04.01.2024 übernommen:


»Den letzten Intelligenztest müssen die Menschen noch bestehen, nämlich sich miteinander zu vertragen.« Heinz Haber (1913 - 1990, Physiker, Fernsehmoderator, ...)

In Zeiten der Globalisierung und der notwendigen internationalen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen Gebieten, im Klima- und Umweltschutz usw. ist Krieg keine Methode mehr, eigene politische Ziele gegen die Interessen anderer Länder und Völker durchzusetzen.

Deshalb stelle ich vor die eigentliche  Wortsammlung  diese Grafik von Käthe Kollwitz [Abbildungsnachweis] aus dem Jahr 1924:

                          Käthe Kollwitz - Nie wieder Krieg

Kriegssprache - Kriegersprache - die Sprache des Krieges


• "kriegstüchtig" oder "kriegstauglich"?
Was hat Ende Oktober 2023 der aktuelle Verteidigungsminister Deutschlands, Herr Pistorius, gesagt? Will er "Deutschland kriegstüchtig machen" oder soll "Deutschland kriegstauglich werden"?
Oder soll "Deutschland kriegstüchtig werden" oder will er "Deutschland kriegstauglich machen"?
Oder ist es egal ("gleichgültig", "gleich gültig"), was er wörtlich gesagt hat, da das, was er gemeint hat, in jedem Fall auf das gleiche hinausläuft?
Eines ist jedenfalls sicher: Das Folgende hat er genau so gesagt:
"Die Deutschen müssen endgültig lernen, wieder mit dem Militärischen umzugehen."(F.A.Z. vom 04.07.2023 in "Boris Pistorius ist der Gegenentwurf zu Guttenberg" -  Bezahlschranke)
Wie "endgültig" ist das denn zu verstehen?
Bis zum "Endsieg" oder bis zum Ende der Menschheit, weil sie es nicht mehr geschafft hat, friedlich zusammen zu leben?


• Der "globale Millitarisierungsindex" (GMI)
zeigt das Verhältnis eines Landes / Staates zwischen Militärapparat und ziviler Gesellschaft anhand einer Kennzahl auf.
Meist werden vor allem die Militärausgaben und das Bruttoinlandprodukt BIP)als Basis genommen, es fließen weitere Kennzahlen ein, so z. B. auch die Zahl der Soldaten und der schweren Waffen.
Makabrerweise werden dafür Plätze vergeben ("Top 10").
Dieser Index wird jährlich erhoben, seit 2007 war Israel die unangefochtene Nr. 1 auf der Liste. Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022 - in dem nun hatte die Ukraine Israel vom Platz 1 verdrängt.
Ob Israel sich seit dem 7. Oktober diesen Platz zurückerobern konnte, ist noch nicht erfassbar.
Russland liegt nach diesem Index auf Platz 10, die USA auf Platz 25.
Meine Quelle - der Liveticker der F.A.Z. vom 05.12.2023 zum Ukraine-Krieg - verrät auch:
"Deutschland liegt als »schwach« militarisiertes Land auf Platz 98 von 149 Staaten ..."

Na, da müsste doch für Deutschland noch "Luft nach oben sein"? Oder?
Man muss auch bedenken, dass der Index für ein armes Land bei gleichen Militärausgaben wie die eines sehr reichen Landes (höheres BIP unterm Strich) automatisch höher ist.
• Kriegswörter
Kriegsrausch - ausführlich s. u.
Kriegskasse (Russlands) - die darf nicht weiter gefüllt werden
Kriegsgefangene - gelegentlich findet da ein gewisser "Tauschhandel" statt
Kriegsschäden - wir wissen, wer die letztlich bezahlen muss
Kriegsjahre -
Kriegseinwirkungen - meist sind das Kriegsschäden, menschengemacht
Kriegszeiten -
Kriegserfahrungen - auf die möchte wohl jeder gern verzichten
Abnutzungskrieg - ein mir  neues Wort macht die Runde:
                            Ich frage mich: Was nutzt sich dabei ab?
und last but not least:
Kriegswirtschaft - auf die sich auch Deutschland einstellen muss, wie in jüngster Zeit vielfach gefordert wird von den unterschiedlichsten Politikern bzw. Medien

Das Wort "Kriegsende" ist kaum zu hören.

• "Kriegsrausch"
(gefunden im F.A.Z.-Newsletter vom 18.04.2023 im Zusammenhang mit der Nachricht, dass der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sich mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz trifft - es geht um die "Schweizer Neutralität"  und darum, dass das Land Schweiz mit "seiner Haltung beim Thema Waffenhilfe zunehmend andere Länder" verärgert)
Ich zitiere:
"»Kriegsrausch«: Dass Bewegung in die Sache kommt, darf bezweifelt werden. Bersetz hatte kürzlich die unnachgiebige Haltung der Regierung verteidigt und in einem Interview gesagt, dass er »in gewissen Kreisen« geradezu einen »Kriegsrausch« spüre, was ihn sehr besorge. Roderich Kiesewetter (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, warf dem Schweizer Bundesrat und Berset daraufhin vor, noch nicht verstanden zu haben, welche Auswirkungen der Ukrainekrieg auch auf das eigene Land hat. ..."Das Wort "unnachgiebig" ist spannend.
• "Scholz erklärt den Krieg" - das ist wohl (noch) keine Kriegserklärung
Die F.A.Z. gefällt sich auf ihrer Startseite am 03.02.2023 mit dieser Ankündigung eines weiterführenden Artikels "Scholz erklärt den Krieg".

"Hübsches Wortspiel" mag sich der Redakteur, dabei gedacht haben, "ist so schön doppeldeutig":
"erklären, was (ein) Krieg ist" und "den Krieg erklären" - was davon hat er denn gemeint, der Herr Bundeskanzler? Das erfährt man sicher beim Lesen des Artikels.
"Den Krieg erklären" ist eine feststehende Formulierung, die man auch unter dem Begriff "Kriegserklärung" kennt.
Man sollte hier eindeutig bleiben in den Formulierungen - ein Missverständnis könnte tödlich enden.

• Deutschland als "Kriegspartei"?
Die "Tagesschau" fragte das am 29.01.2023 auf ihrer Online-Startseite www.tagesschau.de:
        "Wann wird Deutschland »Kriegspartei«"?
Das klingt, als sei es schon beschlossene Sache, dass Deutschland in den Krieg zieht. Es ist nur noch zu klären, wann es losgehen soll.
Warum auch nicht? Schließlich - das dämliche Wortspiel kann ich mir nicht verkneifen - haben wir ja schon lange den "Parteienkrieg" in  Deutschland. Da wird gekämpft ("Wahlkampf"), gewonnen, verloren: das Gegeneinander steht im Vordergrund - wie im richtigen Krieg.
Die Suche nach gemeinsamen Lösungen, die bleibt auf der Strecke.
Das zumindest ist nicht Kriegsrhetorik, sondern Jagd-Metaphorik.
• "In Europa ist Krieg." - "Europa ist im Krieg."
Diese kleine Nuance in der Bedeutung bzw. den "kleinen" Bedeutungsunterschied sollte man erkennen.
Die zweite Formulierung hat der Unionspolitiker Johan Wadephul  im Bundestag am 19. Januar 2023 verwendet.
Details kann man z. B. hier nachlesen:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/krieg-wortwahl-deutschland-101.html externer Link, öffnet in einem neuen Fenster

• "Kriegsfähigkeit", "Kriegswirtschaft", "Kriegspartei", "Kriegsbetroffenheit"
Im o. g. Tagesschau-Artikel (mit der Überschrift "Reden vom Krieg") tauchen auch diese drei Wörter auf.
Zitat aus dem Artikel:
"Verteidigungspolitiker reden von »Kriegsfähigkeit«"
Es geht auch um "Kriegswirtschaft" - dieses Wort hat der ehemalige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinerg, öffentlich in den Mund genommen.
Und noch sagen Politiker "Deutschland ist nicht Kriegspartei". Auch wenn der neue Verteidigungsminister Pistorius  Deutschland indirekt am Krieg beteiligt sieht. Pistorius sagte:
"Deutschland ist nicht Kriegspartei. Trotzdem sind wir von diesem Krieg betroffen."

Der Autor des Artikels, Georg Schwarte (ARD-Hauptstadtstudio), fragt dann:
"Wann aber wird aus Kriegsbetroffenheit indirekte Beteiligung?"
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siehe auch den Text
"Der Geist der Zeit verlangt Aufrüstung - ein Teufelskreis"
Notizen zu einem Zeitungskommentar aus dem Jahr 2016 in  ZEITGEIST(ER)-BESCHWÖRUNG (in EINMISCHUNGEN » ZEITGEIST AUFGEMISCHT)