SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN
WORTSAMMLUNG VON A BIS Z - KRIEG
Die Sammlung "
MILITÄR" wurde zum Ende des Jahres 2023 beendet.
Das Wort trifft die Situation der Gegenwart nicht mehr.
"Wir treten in eine Ära der Kriege ein"
fand ich heute - am 15.12.2023 - auf der Startseite von WELT.de:
(Klick auf die Abbildung öffnet diese vergrößert in einem neuen Fenster)
Diese Aussage nehme ich zum Anlass, die Sammlung ab dem 04.01.2024 unter dem Begriff "KRIEG" fortzusetzen.
"Ära der Kriege" - das weckt den Eindruck, als wären Kriege ein Schicksal: unvermeidlich. Und es sind immer "die anderen", die daran Schuld sind. Niemand, kein Politiker, kein Militär, kein Staat, kein Mensch sagt, er trage Schuld daran, dass es zu einem Krieg gekommen sei.
Weil "die anderen böse" seien, muss man sich vor ihnen schützen - mit immer mehr Waffen und immer mehr Kriegen.
Aus meiner Sicht sind Kriege nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, Kriege sind heute das Ergebnis des Versagens der Politik, der Politiker.
Gerade das Ende des 2. Weltkrieges hat gezeigt, dass danach die Feinde von einst im Frieden lernten, friedlich zusammenzuarbeiten.
Warum also haben sie erst einen Krieg machen müssen? Hätten sie nicht gleich zum gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten können?
Siehe auch die Seite FRIEDEN.
Die Struktur dieser Seite
• Antoine de Saint-Exupery - sein Tod und die Lehren daraus (neu 03.08.2025)
• Krieg auf allen Gebieten - ein "Minus-Summen-Spiel" (neu 02.05.2025)
• Eine "Internationale der Kriegsdienstgegner:innen"? - Über die "Ehre, fürs Vaterland zu sterben" (neu 30.03.2025)
• Baue auf und reiße nieder, ... (neu 17.03.2025)
• Kriegsanleihen 2.0? (neu 12.03.2025)
• Der Handelskrieg zwischen EU und USA - Krieg auf allen Gebieten
(neu 03.02.2025, erg. 11.04.2025)
• "Kriege gehören ins Museum" (neu 07.10.2024)
• Ideologische Kriegsvorbereitung in der Geschichte
• Wie sich der Pazifist Albert Einstein nach dem 1. Weltkrieg über die deutsche Kriegsbegeisterung äußerte
• Die alten und wieder neu in den Mittelpunkt tretenden Wörter rund um Krieg im Jahr 2024 sind:
darin auch:
Wie in der Alltagssprache zunehmend Wörter aus der Kriegssprache
verwendet werden
• alte Notizen vor 2024, u. a.
Kriegssprache - Kriegersprache - die Sprache des Krieges
Antoine de Saint-Exupery - sein Tod und die Lehren daraus
Viele kennen sein Buch "Der kleine Prinz", wenige wissen, wie er gestorben ist.
Am 31. Juli 1944 kam er von einem Aufklärungsflug nicht mehr zurück, lange suchte man die Überreste seines Flugzeuges, fand sie wohl im Jahr 2000.
Nach längeren Recherchen konnte schließlich herausgefunden werden, dass offenbar der deutschen Kampfpilot Horst Rippert ihn damals "abgeschossen" hatte. Es ist nicht wirklich wichtig, wer es war, denke ich.
Interessant ist jedoch, was dieser Herr Rippert sagte, als ihm klar wurde, dass er es vermutlich war, der für Saint Exuperys Tod verantwortlich ist.
"»Wenn ich gewusst hätte, wen ich vor mir habe, hätte ich niemals geschossen, niemals!« Saint-Exupéry sei sein Lieblingsautor und ein Vorbild für viele deutsche Piloten gewesen."Wenn er gewusst hätte, wen er da vor sich hatte, hätte er ihn nicht abgeschossen - aber da er es nicht wusste,
war es halt die normalste Sache das Krieges?
Und wie ist es heute? Könnte es nicht sein, dass zwei Burschen, die eben noch miteinander irgendwo in den Social Media-Kanälen gechattet haben, sich später als "Feinde" in einer Schlacht, im Krieg gegenüberstehen
und der eine den anderen tötet, ohne zu wissen, dass es der Chat-Partner war?
Krieg auf allen Gebieten - ein "Minus-Summen-Spiel"
"Einer wird gewinnen" - Ältere kennen diese Spielshow des BRD-Fernsehens sicher noch.
Aktuell ist viel vom
"Handelskrieg"(siehe auch unten) die Rede, der angeblich durch die Trump-Politik ausgelöst würde. Es wird sogar von
"Handelskriegern" gesprochen.
Man vergisst, dass es ihn schon früher, vielleicht "schon immer" gegeben hat,
den Krieg gegen den Handels-"Partner": der Stärkere konnte den Schwächeren übervorteilen, ausnutzen, ausbeuten, sogar ruinieren oder zerstören. Die Abhängigkeit des Schwächeren gab ihm keine Möglichkeit, auf gleichberechtigte, friedliche Handelsbeziehungen hinzuarbeiten.
Der Krieg tobt auch auf der Ebene der Politik, der Medien, des Sports, ...
Auf allen Gebieten verseucht und zerstört das kriegerisches Denken die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Das ist das Schlimmste am Krieg. Der Schaden für die Menschheit insgesamt ist verheerend.
Manchmal hört man von einem "Nullsummenspiel" - das, was der andere verliert, das gewinne ich.
Leider ist Krieg, egal auf welchem Gebiet, immer ein "Minus-Summen-Spiel" - die Verluste insgesamt übersteigen die Gewinne Einzelner um ein Vielfaches.
Selbst wenn man ein Menschenleben nicht "mitzählt", denn das hat ja keinen Preis.
Vielleicht zerstört die Menschheit sich selbst.
Dann verlieren auch die, die sich jetzt für die Gewinner des Spiels halten.
Dann heißt es
"Keiner wird gewinnen".
Eine "Internationale der Kriegsdienstgegner:innen"? - Über die "Ehre, fürs Vaterland zu sterben"
Eine solche Vereinigung wird in einem Interview der Berliner Zeitung vom 30.03.2025 mit dem Anwalt Udo Grönheit erwäht - es geht um die Wehrpflicht. Grönheit hat Wehrdienstverweigerer in West-Berlin verteidigt und zitiert den Spruch der Römer
Dulce et decorum est pro patria mori - es ist süß und ehrenhaft, fürs Vaterland zu sterben.Ist es das
- ist es ehrenvoll, tot sein, getötet zu werden?
In dem Musical
"Der Mann von La Mancha", dass ich in unserem Wittenberger Theater zu DDR-Zeiten sah, wird in einem Gefängnis dem Miguel Cervantes, dem Schöpfer des "Don Quichotte", der Prozess gemacht. Dabei erzählt er dem "hohen Gericht" der anderen Häftlinge
von sterbenden Männern im Krieg, die fragten:
"Warum? Warum?" - und sie fragten, so der Text der Rolle - nicht danach, warum sie sterben müssen, sondern danach, wofür sie gelebt haben.
Wurde der Begriff der "Ehre" nicht sogar dafür entwickelt, dass Menschen freiwillig in den Tod gingen für die angeblichen Vaterlandsinteressen?
Wenn Menschen im Krieg getötet werden, sind sie Opfer und keine Helden oder Märtyrer!
Baue auf und reiße nieder ...
Diese "lustige" Geschichte ist bekannt:
Dem Glaser geht das Geschäft schlecht, er wartet sehnsüchtig auf einen neuen Auftrag. Doch der Bedarf ist gedeckt, niemand braucht etwas. Eigentlich könnte er sich freuen, dass nun alles getan ist. Doch ohne Geldeinnahmen ist dieser Zustand für ihn existenzbedrohend.
Also sagt er zu einem Dorfjungen, der vorbeikommt:
"Hier hast du 10 Mark, wenn du dem Bäcker da drüben die Schaufensterscheibe einwirfst."
Kriegsanleihen 2.0?
Wie werden Kriege finanziert? Wer bezahlt die Kosten und wer bekommt die Gewinne? Rheinmetall, ein börsennotiertes Unternehmen, ist offenbar der führende Konzern für Waffen und Kriegstechnik allgemein. Sein Kurs steigt und steigt und steigt.
Im allgemeinen kommt es nach Kriegen zu Not, Hunger, Verzicht, Verlust des Sparguthabens - und Inflation, sprich Geldentwertung. Sparguthaben sind nur noch ein Bruchteil wert. Wer hat das Geld?
In diesem Zusammenhang muss das Wort
"Kriegsgewinnler" genannt werden.
Das sind die Leute, die durch einen Krieg nichts verloren haben, die sich die Hände reiben, wie es ihnen wieder gelungen ist, sich am Krieg zu bereichern.
Der Handelskrieg zwischen EU und USA - Krieg auf allen Gebieten
GERÜSTET FÜR DEN HANDELSKRIEG
EU ist wegen Trump-Zöllen in Alarmbereitschaft Neben dieser Überschrift in der F.A.Z am 03.02.2025 hat die Seite auch einen Titel (unter dem sie gespeichert werden kann):
"Donald Trump: So rüstet sich die EU für den Handelskrieg" Die Europäische Union bereitet sich jetzt also auf einen Handelskrieg mit den USA vor. Ausgebrochen ist er noch nicht, aber alle Anzeichen lassen sich nur in diese Richtung deuten. Die F.A.Z. schreibt in der Unterzeile:
Von Dienstag an sollen Importe aus Kanada und Mexiko mit Zöllen von 25 Prozent belegt werden. Europa dürfte das nächste Ziel des US-Präsidenten sein. Pläne für Gegenmaßnahmen liegen in der Schublade. Wir sind
in Alarmbereitschaft, rüsten uns für einen Krieg und haben schon die entsprechenden
Kriegspläne (die in diesem Fall "Gegenmaßnahmen" heißen) vorbereitet.
Der Feind trifft uns nicht unvorbereitet.
Der Feind? Sind die USA nicht unsere Verbündeten, Partner? Freunde?
Nicht nur die Angst vor dem Feind im Handelskrieg macht vielen in der EU zu schaffen.
Da ist auch
die "Angst vor dem lachenden Dritten" . F.A.Z.-Zitat:
"Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kalas betonte, wenn es zu einem Handelskrieg komme, gebe es einen lachenden Dritten: China."
Ja, das lernen schon die Kinder:
"Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte."
Wenn sich doch alle drei gemeinsam freuen könnten!
Weitere - z. T. ziemlich furchtbare - Äußerungen von Politiker lasse ich hier weg. Nur eine biete ich noch feill, die des luxemburgischen Premierministers:
"Wir sind nicht schwächer als die Vereinigten Staaten. Wenn jemand einen Handelskrieg will, dann kriegt er ihn."
Genau so!
Da kann der Mann zehnmal "Luc Frieden" heißen.
Das ist toxisches männliches Denken pur.
Erinnert mich an blöde Werbesprüche nach dem Motto:
"Du willst ...? Dann kriegst du ...!
Nachtrag 11.04.2025
Als ich oben "Krieg auf allen Gebieten" schrieb, war eher gemeint, dass dieser auch im nichtmilitärischen Bereich stattfinden kann. Auch das "Dann kriegst du ...!" hat ja noch ein zweite Bedeutung, nicht nur im Sinne von "Geld, Gut, Besitz bekommen", die andere Bedeutung ist ja "etwas abbekommen" im Sinne von "Dresche bekommen" ("Hast wohl wieder mal Dresche gekriegt?")
Der erwähnte Handelskrieg tobt inzwischen mit einer unvorstellbaren Schärfe -
Zollkrieg, Wirtschaftskrieg sind die ergänzenden Bezeichnungen.
"Kriegen" und "Kriege" - diese Beziehung wird immer deutlicher.
Nur dass das "bekommen" irgendwann ins Hintertreffen geraten wird - wir werden alle was "abkriegen" - aber im Sinne von "die Folgen zu spüren bekommen".
Wir werden auch "Dresche bekommen" - in einer Größenordnung, die wir heute noch gar nicht ahnen können.
Dann gnade uns Gott!
"Kriege gehören ins Museum"
Diese Formulierung ist zweideutig - zweideutig deshalb, weil sie als
Leitspruch vor dem Heeresgeschichtlichen Museum in Wien zu finden ist.
Meint das nur die Dokumentationspflicht auch dieser geschichtlichen Ereignisse? Sollen sie -
die Erinnerungen an Kriege - für die Zukunft bewahrt werden? Sicher soll ein Museum das - doch für mich ergibt sich die Frage,
ob das als Mahnung vor Kriegen oder als Mobilisierung für die Jugend, als ideologische Einflussnahme auf sie, auch in Zukunft "in den Krieg zu ziehen" gedacht ist.
Dem stellt sich die Doppeldeutigkeit der Aussage entgegen:
Ins Museum gehört, was vorbei ist.
Wenn die Jugend in Zukunft über Kriege nur aus dem Geschichtsunterricht oder eben aus Museen erfährt -
was für herrliche Zeiten wären das!
(Quelle: Wikipedia über das Heeresgeschichtliche Museum Wien, eingesehen am 27.09.2024, in der Version vom 02.09.2024)
Ideologische Kriegsvorbereitung in der Geschichte
Am 15.03.2024 veröffentlichte die F.A.Z. einen Artikel (leider hinter Bezahlschranke) über die Rolle der Reichsbank (Rechtsnachfolger Bundesbank) in der Zeit des Dritten Reiches. Die Bundesbank selbst hatte eine Studie in Auftrag gegeben
"Von der Reichsbank zur Bundesbank".
Es ging auch um die Rolle von Personen, die an herausragender Stelle in beiden Einrichtungen tätig waren (z. B. Karl Blessing, erster Direktor der Bundesbank).
Mir wichtig ist aus dem Artikel der folgende Satz, der aus o. g. Studie zitiert wird:
"Ohne Männer wie Schacht und diejenigen, die ihm folgten, wäre der Nationalsozialismus an der Macht zwischen 1933 und 1939 kaum erfolgreich gewesen - und ohne engagiertes Mittun wäre es kaum gelungen, den deutschen Staat, die deutsche Wirtschaft und die deutsche Gesellschaft auf jene politischen und ideologischen Ziele einzustimmen, die dann mit dem Krieg durchgesetzt werden sollten."
(Hjalmar Schacht war von 1923 bis 1930 und von März 1933 bis Januar 1939 Reichsbankpräsident.)
Wie sich der Pazifist Albert Einstein
nach dem 1. Weltkrieg
über die deutsche Kriegsbegeisterung äußerte
Ein Zitat aus der Einstein-Biographie von Johannes Wickert:
"Einstein war kaum ein halbes Jahr in Berlin, als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Dem Taumel, der die deutsche Bevölkerung, insbesondere die Preußen, überkam, fiel er nicht zum Opfer.
»Denn diese begeisterte Freude beruhte zum großen Teil auf dem Gefühl, daß der einzelne nun aufhören konnte, für sich selbst zu leben.«
Gerade dieses Gefühl war Einstein jedoch stets fremd.
Als dann Einzelheiten der frühen Kriegsstadien bekannt wurden, der Einmarsch in das neutrale Belgien, die Leiden der okkupierten Bevölkerung, standen die Kulturnationen der Welt vor der Frage:
»Wie ist es möglich, daß das deutsche Volk, dessen Musik, dessen Wissenschaft wir so lieben und bewundern, solcher Grausamkeiten und widerrechtlicher Handlungen fähig ist?«" (Diese Biographie liegt mir nur als Text aus einer CD aus dem "Einsteinjahr 2005" vor. - Die Zitate im Zitat habe ich rot hervorgehoben.
Das zweite Zitat in dem obigen Text ist aus meiner Sicht nicht eindeutig als Einsteins Worte erkennbar - als öffentliche Meinung jener Zeit wäre es noch wesentlich wichtiger als wenn es "nur" von Einstein stammt.)
Die alten und wieder neu in den Mittelpunkt tretenden Wörter rund um Krieg im Jahr 2024 sind:
Kriegsaktien - damit sichert man sich Kriegsprofite
Kriegsflüchtlinge
Kriegsgegner - sehr doppeldeutiges Wort
Kriegsgewinne und Kriegsgewinner, Kriegsgewinnler
Kriegshetze
Kriegsjahre und Nachkriegsjahre
Kriegslust
kriegsmüde
Kriegsstudien (ISW, das "Institut für Kriegsstudien", eine "US-Denkfabrik")
kriegstauglich, kriegstüchtig (Deutschland muss "kriegstauglich" (gemacht) werden)
Kriegstreiber
Kriegsvorbereitung
Kriegswaffen
Kriegswirtschaft
Etwas Text zu einzelnen Wörtern
• Kriegswaffen - Hunger als Kriegswaffe
Es gibt ja auch Jagd- und Sportwaffen.
Und Waffen-Spielzeug: kleine Panzer, Wasserspritzpistolen, ... - ich kenne mich damit nicht aus, kann keine weiteren Beispiele nennen.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell hat es gesagt, dass Hunger als Kriegswaffe im Israel-Palästina-Konflikt eingesetzt wird. Ein Artikel z. B. in der WELT vom 18.03.2024 zu dieser Aussage ist überschrieben
"Borrell wirft Israel Einsatz von Hunger als Kriegswaffe vor"
Wie in der Alltagssprache zunehmend
Wörter aus der Kriegssprache verwendet werden:
Verteidigung, verlustreich, sich wappnen
Wie sehr Konkurrenzkampf, Marktwirtschaft (Kapitalismus) und Krieg zusammenhängen, wurde mir in einem Kommentar der
FAZ vom 31.03.2024 bewusst. Tobias Pillner schrieb ihn unter der Überschrift
"Chinas Auto-Erfolg in Europa ist noch nicht garantiert"
Abgesehen davon, dass diese Überschrift schon ziemlich defensiv klingt (so schreiben nicht Leute, die den eigenen
Sieg in der Tasche haben oder ihn doch bald erwarten), wird im weiteren Text dieser Zusammenhang Konkurrenzkampfes mit einem Krieg sehr direkt deutlich:
Vorerst ist der Weg der chinesischen Anbieter in Europa noch mühsam und verlustreich. Das gibt den traditionellen europäischen Anbietern eine Frist, sich für die Verteidigung gegenüber der neuen Konkurrenz zu wappnen. ..."
Sehr beliebt ist dabei das Verb "rüsten" bzw. "aufrüsten":
"Rüsten für den Superwahltag"
(eine große Überschrift in der
MZ vom 14.03.2024, S. 13 - es geht um die diesjährigen Kommunalwahlen) - "Vorbereitung auf den Superwahltag" (wenn es denn ein "super" sein muss) oder "Superwahltag wird jetzt vorbereitet" hätte genügt.
Bereits auf S. 2 dieser MZ-Ausgabe geht es um den
"Ausbau von Glasfaser-Internet". den die "Landesdigitalministerin" Lydia Hüsken (FDP)"ankurbeln" will.
(Am Rande - "ankurbeln" kommt vermutlich aus der Zeit, als das Starten von Autos noch mit einer Kurbel erfolgte.)
Frau Hüsken will für eine entsprechende Werbekampagne 500.000 Euro ausgeben - der Slogan ist suggestiv:
"Glasfaser brauchst du!" - Damit
"sollen Sachsen-Anhalter überzeugt werden, digital aufzurüsten."
Schlagkraft
"Diabetes-Prävention braucht Schlagkraft"
Nein, die braucht natürlich vor allem Einsicht und Selbstdisziplin der Betroffenen. Aus dem Kommentar in der
MZ vom 21.03.2024, Seite 10 von Lisa Garn unter dieser Überschrift geht nicht einmal hervor, was diese "Schlagkraft" genau sein soll.
"Das Thema muss breiter aufgestellt werden, damit Bewusstsein wächst. Nur so erreicht Prävention mehr Schlagkraft."
Die folgenden Notizen habe ich aus der Seite "MILITÄR" zum 04.01.2024 übernommen:
»Den letzten Intelligenztest müssen die Menschen noch bestehen,
nämlich sich miteinander zu vertragen.«
Heinz Haber (1913 - 1990, Physiker, Fernsehmoderator, ...)
In Zeiten der Globalisierung und
der notwendigen internationalen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen Gebieten, im Klima- und Umweltschutz usw.
ist Krieg keine Methode mehr, eigene politische Ziele gegen die Interessen anderer Länder und Völker durchzusetzen.
Deshalb stelle ich vor die eigentliche Wortsammlung diese Grafik von Käthe Kollwitz
[Abbildungsnachweis] aus dem Jahr 1924:
Kriegssprache - Kriegersprache - die Sprache des Krieges
• "kriegstüchtig" oder "kriegstauglich"?
Was hat Ende Oktober 2023 der aktuelle Verteidigungsminister Deutschlands, Herr Pistorius, gesagt? Will er
"Deutschland kriegstüchtig machen" oder soll
"Deutschland kriegstauglich werden"?
Oder soll
"Deutschland kriegstüchtig werden" oder will er
"Deutschland kriegstauglich machen"?
Oder ist es egal ("gleichgültig", "gleich gültig"), was er wörtlich gesagt hat, da das, was er gemeint hat, in jedem Fall auf das gleiche hinausläuft?
Eines ist jedenfalls sicher: Das Folgende hat er
genau so gesagt:
"Die Deutschen müssen endgültig lernen, wieder mit dem Militärischen umzugehen."(F.A.Z. vom 04.07.2023 in "Boris Pistorius ist der Gegenentwurf zu Guttenberg" - Bezahlschranke)
Wie "endgültig" ist das denn zu verstehen?
Bis zum "Endsieg" oder bis zum Ende der Menschheit, weil sie es nicht mehr geschafft hat, friedlich zusammen zu leben?
• Der "globale Millitarisierungsindex" (GMI)
zeigt das Verhältnis eines Landes / Staates zwischen Militärapparat und ziviler Gesellschaft anhand einer Kennzahl auf.
Meist werden vor allem die Militärausgaben und das Bruttoinlandprodukt BIP)als Basis genommen, es fließen weitere Kennzahlen ein, so z. B. auch die Zahl der Soldaten und der schweren Waffen.
Makabrerweise werden dafür Plätze vergeben ("Top 10").
Dieser Index wird jährlich erhoben, seit 2007 war Israel die unangefochtene Nr. 1 auf der Liste. Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022 - in dem nun hatte die Ukraine Israel vom Platz 1 verdrängt.
Ob Israel sich seit dem 7. Oktober diesen Platz zurückerobern konnte, ist noch nicht erfassbar.
Russland liegt nach diesem Index auf Platz 10, die USA auf Platz 25.
Meine Quelle - der
Liveticker der F.A.Z. vom 05.12.2023 zum Ukraine-Krieg - verrät auch:
"Deutschland liegt als »schwach« militarisiertes Land auf Platz 98 von 149 Staaten ..."
Na, da müsste doch für Deutschland noch "Luft nach oben sein"? Oder?
Man muss auch bedenken, dass der Index für ein armes Land bei gleichen Militärausgaben wie die eines sehr reichen Landes (höheres BIP unterm Strich) automatisch höher ist.
• Kriegswörter
Kriegsrausch -
ausführlich s. u.
Kriegskasse (Russlands) - die darf nicht weiter gefüllt werden
Kriegsgefangene - gelegentlich findet da ein gewisser "Tauschhandel" statt
Kriegsschäden - wir wissen, wer die letztlich bezahlen muss
Kriegsjahre -
Kriegseinwirkungen - meist sind das Kriegsschäden, menschengemacht
Kriegszeiten -
Kriegserfahrungen - auf die möchte wohl jeder gern verzichten
Abnutzungskrieg - ein mir neues Wort macht die Runde:
Ich frage mich: Was nutzt sich dabei ab?
und last but not least:
Kriegswirtschaft - auf die sich auch Deutschland einstellen muss, wie in jüngster Zeit vielfach gefordert wird von den unterschiedlichsten Politikern bzw. Medien
Das Wort "Kriegsende" ist kaum zu hören.
• "Kriegsrausch"
(gefunden im F.A.Z.-Newsletter vom 18.04.2023 im Zusammenhang mit der Nachricht, dass der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sich mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz trifft - es geht um die "Schweizer Neutralität" und darum, dass das Land Schweiz mit "seiner Haltung beim Thema Waffenhilfe zunehmend andere Länder" verärgert)
Ich zitiere:"»Kriegsrausch«: Dass Bewegung in die Sache kommt, darf bezweifelt werden. Bersetz hatte kürzlich die unnachgiebige Haltung der Regierung verteidigt und in einem Interview gesagt, dass er »in gewissen Kreisen« geradezu einen »Kriegsrausch« spüre, was ihn sehr besorge. Roderich Kiesewetter (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, warf dem Schweizer Bundesrat und Berset daraufhin vor, noch nicht verstanden zu haben, welche Auswirkungen der Ukrainekrieg auch auf das eigene Land hat. ..."Das Wort "unnachgiebig" ist spannend.
• "Scholz erklärt den Krieg" - das ist wohl (noch) keine Kriegserklärung
Die F.A.Z. gefällt sich auf ihrer Startseite am 03.02.2023 mit dieser Ankündigung eines weiterführenden Artikels
"Scholz erklärt den Krieg".
"Hübsches Wortspiel" mag sich der Redakteur, dabei gedacht haben,
"ist so schön doppeldeutig":
"erklären, was (ein) Krieg ist" und
"den Krieg erklären" - was davon hat er denn gemeint, der Herr Bundeskanzler? Das erfährt man sicher beim Lesen des Artikels.
"Den Krieg erklären" ist eine feststehende Formulierung, die man auch unter dem Begriff
"Kriegserklärung" kennt.
Man sollte hier
eindeutig bleiben in den Formulierungen - ein Missverständnis könnte tödlich enden.
• Deutschland als "Kriegspartei"?
Die "Tagesschau" fragte das am 29.01.2023 auf ihrer
Online-Startseite www.tagesschau.de:
"Wann wird Deutschland »Kriegspartei«"?
Das klingt, als sei es schon beschlossene Sache,
dass Deutschland in den Krieg zieht. Es ist nur noch zu klären,
wann es losgehen soll.
Warum auch nicht? Schließlich - das dämliche Wortspiel kann ich mir nicht verkneifen - haben wir ja schon lange den
"Parteienkrieg" in Deutschland. Da wird gekämpft ("Wahlkampf"), gewonnen, verloren: das Gegeneinander steht im Vordergrund - wie im richtigen Krieg.
Die Suche nach gemeinsamen Lösungen, die bleibt auf der Strecke.
Das zumindest ist nicht Kriegsrhetorik, sondern Jagd-Metaphorik.
• "In Europa ist Krieg." - "Europa ist im Krieg."
Diese kleine Nuance in der Bedeutung bzw. den "kleinen" Bedeutungsunterschied sollte man erkennen.
Die zweite Formulierung hat der Unionspolitiker Johan Wadephul im Bundestag am 19. Januar 2023 verwendet.
Details kann man z. B. hier nachlesen:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/krieg-wortwahl-deutschland-101.html
•
"Kriegsfähigkeit", "Kriegswirtschaft", "Kriegspartei", "Kriegsbetroffenheit"
Im o. g. Tagesschau-Artikel (mit der Überschrift
"Reden vom Krieg") tauchen auch diese drei Wörter auf.
Zitat aus dem Artikel:
"Verteidigungspolitiker reden von »Kriegsfähigkeit«"
Es geht auch um
"Kriegswirtschaft" - dieses Wort hat der ehemalige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinerg, öffentlich in den Mund genommen.
Und noch sagen Politiker
"Deutschland ist nicht Kriegspartei". Auch wenn der neue Verteidigungsminister Pistorius Deutschland indirekt am Krieg beteiligt sieht. Pistorius sagte:
"Deutschland ist nicht Kriegspartei. Trotzdem sind wir von diesem Krieg betroffen."
Der Autor des Artikels, Georg Schwarte (ARD-Hauptstadtstudio), fragt dann:
"Wann aber wird aus Kriegsbetroffenheit indirekte Beteiligung?"
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siehe auch den Text
"Der Geist der Zeit verlangt Aufrüstung - ein Teufelskreis"
Notizen zu einem Zeitungskommentar aus dem Jahr 2016 in
ZEITGEIST(ER)-BESCHWÖRUNG (in EINMISCHUNGEN » ZEITGEIST AUFGEMISCHT)