banner spr - SPRACHLIEBE
SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - E


Nach der Wortsammlung folgen kurze Texte zu einzelnen Begriffen

• ebenwürdig (ist ebenbürtig gemeint?) (Schubkasten dumm-sprech)
• effektiv, effektiver - oder effizient, effizienter?
• Ehe, Eheboykott
• ehemalig (Schubkasten dumm-sprech)
• Ehre, Ehrenwort, ehrbar (z. B. "ehrbarer Kaufmann"),
Ehrenerklärung, Ehrenmord, Ehrenrettung, Ehrverlust
• Ehrenamt, Ehrenamtsakademie, Ehrenamtsbörse
• ehrwürdig, Ehrwürden (Anrede von bestimmten Personen, die hauptberuflich in der Kirche tätig sind)
• Eierlikör (vor allem der "selbstgemachte Eierlikör" - eine Spezialität in der DDR - Schubkasten Zeitgeist)
• Eierschalensollbruchstellenverursacher - - (das erste Sechs-Worte-Wort  - 40 Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Eierstockgehabe (Schubkasten dumm-sprech)
• Eiertanz, rumeiern (Bildsprache für  sich nicht entscheiden können, unnötige Umstände machen - Schubkasten Volksmund)
• Eigenbrötler
• Eigensinn
• Eigentor
• Eigenverantwortung, Eigenverantwortung stärken
• eindämmen (in diesem u. g. Sonderfall gehört es zum Schubkasten zynisch)
• Ein-Euo-Job, Ein-Euro-Jobber ((Schubkasten Zeitgeist - steht für unterbezahlt Arbeitende, meist nicht ganz freiwillig)
• Eingliederungsmaßnahmen (Schubkasten amts-deutsch, gaanz laange Wörter - 23)
• Einheit
Einheitsbrei, Einheitsdenkmal, Einheitsfeier, Einheitsfeiertag, Einheitsfeierlichkeiten, Einheitskanzler, Einheitspartei
• einknicken (besonders gern knicken z. B. Politiker vor den verschiedenen Lobby-Vertretern ein, im Juni 2017 wurde das z. B. vom AOK-Chef Martin Litsch dem Ernährungsminister Christian Schmidt unterstellt: "Offenber ist der Ernährungsminister wieder einmal vor der Lobby der Lebensmittelindustrie eingeknickt."- wörtliches Zitat in der MZ vom 29.06.2017, S. 26 im Zusammenhang mit dem Zuckerkonsum und dem versteckten Zucker in vielen Produkten) (Schubkasten polit-deutsch)
• Einkommen
Einkommenserzielungsabsicht, Einkommensschwache, Einkommenssituation - siehe auch Situation
• einpreisen
• Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (Fachbegriff im Rahmen der Kosten und Zuzahlungen der Bewohner in den Pflegeheimen - Schubkasten amts-deutsch)
• Einschüchterungseffekt
• Einwanderung, Einwanderungsgesetz (Man denke hierbei an das Einwanderungsgesetz des kleinsten Staates der Welt, des Vatikans, das mit seinen extrem restriktiven Bedingungen eine Übervölkerung verhindert und somit als erfolgreiches Modell gelten kann.)
• Einweg
Einwegverpackung, Einwegkunststoffe
• Einzelkind
• Eisschrank (Schubkasten alt-deutsch bis aussterbend)
• Elbvertiefung - oder heißt es "Fahrrinnenanpassung"? Das hängt wohl von den Interessen ab, wer welches Wort benutzt
• Elefantenpopel  (scherzhaft für Erdnussflips - Schubkasten Volksmund)
• Elektrokleinstfahrzeuge (E-Roller, Hoverboards usw. Schubkasten neu-deutsch)
• Elendsviertel
• Elite, z. B. Führungselite
Elitetruppen (Schubkasten krieger-deutsch)
siehe auch Repräsentationselite und MILITÄR hier in der Wortsammlung
• Elterngeldstelle (vergleiche: Wohngeldbehörde) (Schubkasten amts-deutsch)
• Elternurlaub, Elternzeit (siehe auch Babypause)
• E-Mobilität, Elektromobilität (siehe auch Ladeinfrastruktur - Schubkasten Zeigeist)
• Emission
Emissionsminderungslasten, Treibhausgasemissionen
• Emporkömmling, heute ggf. "Shooting-Star" (Schubkasten alt-deutsch)
• Endverbleibserklärung (muss bei Waffenexporten angegeben werden) (Schubkasten krieger-deutsch)
• Endverbraucherpreis (EVP - DDR-Wortschatz)
• Energiewende
• Energydrinks (Schubkasten Zeitgeist, neu-deutsch)
• Engagement
militärisches Engagement, Engagementassistentin (früher "Mädchen für alles" - Schubkasten Titel, Ämter, Berufe, ...)
• Engel
Engelsgeduld, Engelmacherin
• entchristlicht, entchristliche Region (z. B. Sachsen-Anhalt, Wittenberg)
• Entgelttransparenzgesetz (Vier-Wörer-Wort, 24 - Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Entnazifizierung
• Entscheidungsträger
• Entschuldigung und Entschuldung
• Entwarnung, Entwarnung geben (im übertragenen Sinne im Alltagsdeutsch erhalten gebliebene Kriegsterminologie siehe auch WORTSAMMLUNG MILITÄRISCH (weitere Beispiele))
• entzerren  (Schubkasten mode-deutsch)
• Entziehungsanstalt
• Epidemie (z. B. "Eine Diabetes-Epidemie droht")
• Erde (Planet Erde, Mutter Erde, Muttererde, Erdboden, "blauer Planet")
Erdenbürger (dessen Heimat ist ein ganzer Planet, der "Heimatplanet")
• erfinden, sich neu erfinden (Schubkasten mode-deutsch, gefloskelt)
• Erfolg, von Erfolgsgeschichten bis Erfolgsrezepten  (Schubkasten Zeitgeist, markt-deutsch) 

• Erholungsgewinne (Schubkasten markt-deutsch)
• Erinnerung, Erinnerungsmal
• Erinnerungskultur (siehe WORTSAMMLUNG KULTUR)
• Erkennungsmarken (für Soldaten; Schubkasten krieger-deutsch)
• erleben, Erleben, Erlebnis (ein neues "Schlagwort"? - z. B. Ermüdungserlebnis, Erschöpfungserlebnis, italienisches Kaffeeerlebnis)
• Erlebnisraum
• Ermächtigungssprechstunden
• Ernährungssituation (versteckt die Worte "Hunger" und "verhungern" - Schubkasten beschönigend, euphemistisch; siehe auch Situation
• ernst nehmen  (beliebte Floskel bei Kritik: "Wir nehmen  das / die Kritik sehr ernst und bedauern ...", vor allem beliebt bei Politikern - Schubkasten gefloskelt)
ernst nehmen ("die Bürger ernst zu nehmen" - diese Empfehlung unterstellt, dass man es eigentlich normalerweise nicht tut - Schubkasten polit-deutsch)
• Ernstfall
• erobern (Schubkasten krieger-deutsch)
• Erotik
Erotikdarstellerin, Erotikmesse, Erotikgeschäft (Schubkasten beschönigend, steht für Sexgeschäfte, hat absolut nichts mit der eigentlichen Bedeutung des Wortes "Erotik" zu tun)
• Erotikmarkt, gewerblicher (Rubik, unter der regelmäßig diverse Anzeigen im "Wochenspiegel" und "Supersonntag", den Werbeblättchen des Unternehmens Neven DuMont in Sachsen-Anhalt erscheinen)
• Ersatzfreiheitsstrafen (z. B. für unbezahlte Rechnungen) 
• Ersatznahrung für Säuglinge
• Erwerbsbeteiligung (z. B. der 60- bis 65-jährigen)
Erwerbsbiographie(n), vor allem die "unterbrochenen"
Erwerbsminderungsgrenze, Erwerbsmigration   (Schubkasten amts-deutsch)
• Erz- (wie Erzengel, Erzrivale, Erzfeinde, ...)
• Erziehungsmaßnahmen
• Erzwingungshaft
• Eskalation, Eskalationsdynamik
• Establishment (Oberschicht, etablierte bürgerl. Gesellschaft, Elite) (Schubkasten neu-deutsch)
• Etepetete (sein) (wohl aus franz. être, peut-être) (Schubkasten Volksmund)
• Ethik-Beauftragte bei VW (diese Dame hatte keine "ethischen" Probleme, für 13 Monate Arbeitszeit eine Abfindung oder Bonuszahlung von 12 Millionen Euro anzunehmen)
• Ethikbegleiter
• Etikettenschwindel
• Event (Schubkasten mode-deutsch)
• Ewig-Gestrige, der bzw. das (von Friedrich v. Schiller erstmals verwendet, später oft als ideologisches Schlagwort benutzt)
• Existenz, Existenzminimum, Existenzminimumbericht
• Experten, z. B. Parteienexperten, Klimaexperten, Gesundheitsexperten
• extralegal, extralegale Tötungen durch Drohnen (gefunden in der MZ vom 08.07.2020, S. 4, in einem Bericht über die Frage, ob die Bundeswehr bewaffnete Drohnen haben muss;
das meint sicher "illegale Tötungen", so dass die Assoziation zu "legalen Tötungen" aufkommt. Für mich  ist das lediglich beschönigend für "Mord")
- Die  "Lizenz zum Töten" ist damit gemeint bzw. (siehe Wikipedia zu "Extralegale Hinrichtung") "politischer Mord".
(Schubkasten beschönigend)
• Exzellenzinitiative

Kurze Texte zu einzelnen Begriffen

• ›ebenwürdig‹ (Ist "ebenbürtig" gemeint?)
Diese schauderhaft klingende Wort (ist es überhaupt ein Wort oder tut es  nur so?) ›ebenwürdig‹ las ich zum ersten Mal am 30.06.2016  - natürlich wieder in der MZ (30.06.2016, S. 28): darin wurde ein Film über eine vergessene Philosophin vorgestellt, Lou Andreas-Salomé. Irgendetwas war zwischen ihr und dem Philosophen Friedrich Nietzsche, doch er bekannte sich nicht zu ihr, ›"die ihm geistig zweifellos ebenwürdig war"‹.
Das klingt ähnlich wie "ebenbürtig", dieses Wort aus feudalen Zeiten, das eher in Adelskreisen wichtig war. Warum schreibt man (Nadja Naumann) dann nicht "ebenbürtig"?
Obwohl mir die "Sprachhaare zu Berge stehen", bleibt mir nichts anderes übrig als zu recherchieren nach "ebenwürdig":
Google fragt zuerst, ob ich "ebenbürtig" gemeint habe und zeigt mir mehr als 8000 Fundstellen an - mit dem Hinweis, dass auch Spuren von "ebenwürtig" enthalten sein könnten. Nein, ich will "ebenwürdig" pur - und finde mehr als 7000 Fundstellen.
Für "ebenbürtig" findet Google mehr als 600.000 Fundstellen.
Habe ich etwas verschlafen? Was bedeutet das Wort "ebenwürdig" denn nun? Weder "synonyme.woxikon.de" noch "fremdwort.de" erkären es oder wissen Synonyme. "Fremdwort.de" will wissen, ob ich "denkwürdig", "ebenbürtig" oder "ehrwürdig" gemeint habe. Ich denke, Frau Naumann hat vielleicht "ebenbürtig" gemeint.
Da es zur Zeit weit verbreitet ist, zwei Sprichwörter oder auch verschiedene Wortbedeutungen zu mischen und neue Wörter zu kreieren (lies: kre-ieren), nehme ich einmal an, dass es sich bei "ebenwürdig" um eine Mischung aus "ehrwürdig" und "ebenbürtig" handelt. Das passt aber nicht in die Textstelle. Das Wort taucht in weiteren Fundstellen auf, die Leute scheinen es hier und da zu verwenden, aber niemand weiß, was es bedeutet.  Auf "gutefrage.net" gibt es eine Frage, die in diesem Sinne behandelt wird: das Wort "ebenwürdig" gibt es nicht. (Wer es nachlesen will: hier klicken »externer Link«.) Ich bin beruhigt, in einer weiteren Fundstelle  - im "Fundbüro für  Sprachtand und  Sprachperlen »externer Link«" - wird das Wort als "Verballhornung von ›ebenbürtig‹" bezeichnet.
Dem schließe ich mich vollinhaltlich an.

Das war Dumm-Sprech vom Feinsten, Frau Naumann -  das ist kein gutes Zeichen für eine Journalistin! NOCH steht das Wort nicht im Duden - aber es ist angesichts der zahlreichen Verwendungen zu befürchten, dass es demnächst "alltagstauglich" sein wird und die Dudenredaktion dann mit Schweißperlen im Gesicht, verzweifelt und demotiviert, das Wort  doch noch aufnehmen wird. 
Dann wird Frau Naumann als Vorreiterin für die Entwicklung der deutschen Sprache gefeiert. Nein, natürlich nicht wirklich - Journalisten anderer Medien haben es ihr längst vorgemacht.
Ich benötige für das, was ich sagen möchte, weder "ebenbürtig" noch "ebenwürdig". Alle Menschen sind gleich, niemand ist durch Geburt oder Würde etwas besseres. Hoffentlich sterben beide Wörter bald aus.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt:
"Eben würdig" (hierzu gibt es einige Fundstellen in der Suche nach ›ebenwürdig‹) -  wird in diesem Sinne verwendet:
»XYZ sei des [ABC] "nicht eben würdig"«
(z. B. "Dieser Herr Müller ist des Lobes nicht (eben) würdig, das man ihm allerorten zollt.")
Das ist korrekt. Aber das ist nicht synonym zu ›ebenwürdig‹.

PS1: Ich kann es nicht lassen, das Wort beschäftigt mich mehr als mir lieb ist:
Wie wäre es z. B. mit den Antonymen (den Worten mit gegensätzlicher Bedeutung) - "minderwürdig" und "höherwürdig"?
Ich glaube, in dieser Gegenüberstellung wird der  ganze Unsinn von "ebenwürdig" noch viel besser deutlich.
Statt "ebenbürtig" oder ›ebenwürdig‹ hat die deutsche Sprache auch noch andere Möglichkeiten:
Im obigen Fall der Lou Andreas-Salomé und des Friedrich Nietzsche wäre von "einander geistig gewachsen sein", "auf gleichem geistigen Niveau" u. ä. denkbar.

PS2 22.02.2019: "Die Ebenbürtigkeit der Frau in der DDR" sei "Verfassungsgut in der DDR" gewesen, denn dort konnte man lesen
      "Mann und Frau sind gleichberechtigt."
Nachdem er einen alten, frauenfeindlichen Witz aufgewärmt hat, schreibt Andreas Montag das in der MZ vom 10.04.2018 - siehe
www.mz-web.de/kultur/68er-zeit-in-ost-und-west-~ »exerner Link«

Was haben "Ebenbürtigkeit"
(wie gesagt, ein Begriff aus Zeiten von Adel und Leibeigenschaft, der die "Standesgleichheit der Geburt nach" ausdrückt und vor allem bei Eheschließungen von Bedeutung war, siehe Wikipedia zu "Ebenbürtigkeitexterner Link" - ein Wort, das  übrigens in der DDR kaum jemand verwendete, schon gar nicht in Bezug auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen)
und "Gleichberechtigung" miteinander zu tun? Nichts!

Übrigens brauchen wir die "Ebenbürtigkeit" (das Wort als solches) gar nicht mehr, denn wir haben "hochrangige" Mitbürger und "Eliten", die sind auch "was besseres".

PS3 04.11.2023: ›gleichwürdig‹, ›Gleichwürdigkeit‹
Ein ähnlich klingendes Scheinwort kam mir  dieser Tage unter. Ich habe es an anderer Stelle kommentiert. (siehe dazu Würde in der WORTSAMMLUNG "XYZ")
• "ehemalig"
Natürlich gibt es das ganz normale Wort "ehemalig": Helmut Kohl war Bundeskanzler, also ist er danach ein "ehemaliger" Bundeskanzler.

Bei der "ehemaligen" DDR wird es schwierig. Ich wurde in der DDR geboren und wohne jetzt im Gebiet Deutschlands, auf dem früher die DDR lag. Es ist das Gebiet der "ehemaligen DDR". Aber ich wurde nicht in der "ehemaligen DDR" geboren, genausowenig wie jemand im "ehemaligen Kaiserreich" geboren wurde.
Spitze im dumm-deutschen ("dumm-sprecherischen") Gebrauch des Wortes "ehemalig" ist nun dieser Text in der MZ vom 03.02.2016 auf S. 5. über das ehemalige Mitglied der AfD bz. deren ehemaligen Vorsitzenden Bernd Lucke. Er wurde mal schnell zum ›ehemaligen Mitbegründer‹ der AfD.
Genau genommen, bedeutet diese Aussage, dass er nun nicht mehr Mitbegründer der AfD sei.

Allgemein kann man den Unterschied so sehen:
Bei "ehemalig" gibt es auch ein anderes "jetzig".
Bezüglich "ehemalige DDR" bedeutet das, dass damit das jetzige Territorium gemeint ist, auf dem früher mal die DDR existierte.
Sehr schön (sprachlich korrekt) hat das Helge Schneider in einem Interview mit der MZ vom 20.02.2020, S. 21 formuliert.
Er erzählt darin u. a. von seinen Erlebnissen in der DDR, wird gefragt, ob er heute noch "einen Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland" sieht.  Er antwortet u. a.: "Ich spiele unheimlich gern in der ehemaligen DDR." Zur MZ ("Mitteldeutsche Zeitung") kann man gut und gerne sagen: das ist die ehemalige Tageszeitung "Freiheit". Aber ein Artikel aus dieser früheren Zeitung (die heute nicht mehr existiert) stand in der "Freiheit" und nicht in der "ehemaligen Freiheit". Denn wenn er in der "ehemaligen Freiheit" stehen würde, stünde er in der "Mitteldeutschen Zeitung". 
Ach, so eindeutig ist das gar nicht - dazu müsste erst geklärt werden, ob sich die "Freiheit" nur umbenannt hat in "Mitteldeutsche Zeitung" oder ob die "Mitteldeutsche  Zeitung" die Nachfolgerin  der Freiheit (also eine völlig neue Zeitung)  ist.

Wie bei Frau Müller, die geheiratet hat: das ist jetzt die Frau Meier, die "ehemalige / frühere Frau Müller". Und wenn es eines Tages zur Scheidung kommt und der Herr Meier eine neue Frau Meier vorzeigt, dann ist sie (die "ehemalige Frau Müller") die "ehemalige Frau Meier". Es sei denn, sie nimmt ihren früheren Namen Müller wieder an. Dann bleibt sie trotzdem die "ehemalige Frau Meier".
Kompliziert.

PS 22.02.2019: Hier habe ich ein interessantes Beispiel zur Verwendung von "ehemalig" gefunden, auf der Website bodetal.de über das "Harzeum":
Es heißt dort (Hervorhebung im Text von mir - B.K.): "Der Museumsbau befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Walpurgisgaststätte, unweit des Harzer Bergtheaters."
Erst stutzte ich  und dachte, es wäre ein Fehler: vielleicht war
"das Gelände der ehemaligen Walpurgisgaststätte"

gemeint?
Im Originaltext bedeutet die Formulierung, dass die Walpurgisgaststätte an einen anderen Ort umgezogen ist, in der Formulierung von mir bedeutet  es, dass die Gaststätte früher an dem Ort stand, aber dann geschlossen wurde.
Was ist nun aber
"das ehemalige Gelände der ehemaligen Gaststätte"?
Das ist schlechter Ausdruck.
Man kann dann nämlich auch sagen:
"Auf diesem Gelände, stand früher die inzwischen geschlossene (bzw.  an einen anderen Ort umgezogene) Walpurgisgaststätte."
• Eierstockgehabe
Als ich das Wort zum ersten Mal hörte oder las, habe ich laut lachen müssen. Das Wort  ist so doof, dass es sich geradezu verbietet, sich als Frau darüber zu ärgern. Man muss dem Erfinder (Holger Stahlknecht, war er es?) wohl nicht die vordergründige Absicht unterstellen, Frauen damit beleidigen zu wollen. Da hat sich einfach ein Mann Luft gemacht über uns Frauen. Der war halt etwas genervt. Kann ich verstehen.

Gut, wir Frauen haben ja auch nicht ganz feine Wörter gefunden für ganz bestimmtes, nicht ganz feines Verhalten von Männern, z. B. "schwanzgesteuert" (auch "hormongesteuert"). Hochdeutsch geht es dabei um Testosteronüberschuss.
Da erscheint es doch nur legitim, wenn Männer uns Frauen im Gegenzug weibliche Hormonspezifik vorwerfen.

 Sachsen-Anhalt, damals im Jahr 2011. Am besten wird wohl sein, ich gebe den betreffenden Auszug aus der MZ vom 11.05.2011 (Onlineversion, den Link habe ich nicht notiert) wieder: MAGDEBURG/MZ/HK. Nach frauenfeindlichen Äußerungen von CDU-Spitzenpolitikern hat die Frauenunion Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landesvorsitzenden Thomas Webel aufgefordert, sich von chauvinistischen Tendenzen in der Partei zu distanzieren. Innenminister Holger Stahlknecht soll den Frauen in der CDU "Eierstockgehabe" nachgesagt und sich dafür zwischenzeitlich entschuldigt haben. Haseloff wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit dem Streit um die Frauenquote in der Landtagsfraktion das Wort "hormongesteuert" benutzt zu haben. PS: Eigentlich hatten die Frauen ja nur mehr politische Teilhabe innerhalb der CDU gefordert, eine Frauenquote gar.
Stahlknecht soll gesagt haben (Hervorhebung im Text von mir -  B. K.): "Das Eierstockgehabe geht mir auf den Geist." Das ist unlogisch, meiner Meinung nach wäre treffender gewesen: "Das Eierstockgehabe geht mir auf den Sack."
• eindämmen
Das Wort "eindämmen" ist ein unauffälliges Alltagswort. Nun habe ich es der Kategorie (dem "Schubkasten") "zynisch" zugeordnet.
Anlass war eine Laufzeile auf dem Bildschirm des TV-Senders "Welt" vom 13.08.2018: "Deutschland und Spanien wollen Zuwanderung aus Marokko eindämmen."
Das Wort "Zuwanderung" ist abstrakt, losgelöst vom Wort "Flüchtling", lässt die sich täglich abspielenden Katastrophen verschwinden bzw. versteckt die menschlichen Tragödien. "Eindämmen" erinnert an Hochwassermassen und andere unangenehme Dinge.
Bei alltäglichen "Eindämmungen" (Dämmschicht, Isolierung, Wärmedämmung usw.) will man sich vor etwas schützen, was unangenehm ist. Es gibt z. B. solche Formulierungen:
"Betonflut eindämmen", "Lebensmittelverschwendung eindämmen", "E-Mail-Flut eindämmen", "Kosten eindämmen".

Mit dieser Formulierung ist also gemeint, dass flüchtende Menschen an der Flucht gehindert werden sollen, man sie ihrem Schicksal vor Ort überlassen will.
Es bleibt der Widerspruch zwischen dem Anspruch, in einer zunehmend globalisierten Welt zu leben, und der Unfähigkeit,regionale Probleme als Menschengemeinschaft gemeinsam zu lösen.
(siehe auch WORTSAMMLUNG FLÜCHTLINGE
z. B. "Flüchtlingswelle", "Flüchtlingsflut", "Flüchtlingsstrom")
• einpreisen
Beim ersten Hören bzw. Lesen dieses Wortes hatte ich noch gezuckt, doch zumindest konnte man aus dem Zusammenhang seine Bedeutung erahnen: in einer Kaufhalle (Wessis sagen Supermarkt) werden Waren "eingepreist", also Preis  bzw. Preisänderung und Warencode irgendwie so kombiniert, dass an der Kasse der richtige Preis erscheint bzw. in Rechnung gestellt werden kann.
So weit - so gut.
Nun zuckte es aber wieder bei mir - bei dieser Textstelle in der MZ vom 11.02.2017, S. 2:
Es geht um Gemauschel der Landesregierung im Jahr 2013 bezüglich der Lehrerstellen. (Inzwischen ist ja in Sachsen-Anhalt chronischer Lehrermangel zu verzeichnen, doch damals wurden offensichtlich bereits die Weichen gestellt.)
Es sollen 500 fehlende Stellen verschwiegen worden sein bei den Haushaltsverhandlungen für 2014, also auf deutsch: es wurden weniger Stellen für Lehrer angegeben als tatsächlich Lehrer im Schuldienst angestellt waren. Offenbar (so entnehme ich dem Text) geht es dabei nicht einmal um den tatsächlichen Bedarf an Lehrern in Sachsen-Anhalts Schulen.
Finanzministerium und Kultusministerium waren damals einen "strikten Sparkurs in Sachen Bildung" gefahren. Und nun kommt die Zuckungen auslösende Textstelle, die ich rot-fett hervorhebe: "Die Ministerien hätten auch in Kauf genommen, dass es 2014 in der Folge zu Verstößen gegen das Haushaltsrecht gekommen sei. Denn das Geld für die nicht eingepreisten Lehrer sei aus anderen Stellen im Haushalt geflossen." Da es mich immer noch schüttelt bei dieser Formulierung, entfällt jeder weitere Kommentar.

• entzerren
Zum ersten Mal ist mir dieses Wort - sehr unangenehm - aufgefallen, als es in einer Info-Veranstaltung hier in Wittenberg  im Jahr 2014 um die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 ging. U. a. ist dabei ein Gottesdienst mit bis zu 300.000 Teilnehmern geplant, "der An- und Abtransport der Menschenmassen muss" - so unser damaliger OB - "entzerrt" werden.
Sachlich ist das Wort nicht eindeutig: zerren bedeutet das gleiche wie "dehnen", das Gegenwort zu "dehnen" ist "stauchen", zusammendrücken. Die Vorsilbe "ent-" drückt i. a. das Gegenteil des Basiswortes aus, z. B. bei entbinden, entfärben, entlasten.
In der Fotografie bedeutet "entzerren", dass man im Nachhinein Verzerrungen von Fotos aufheben will.
In obigem Beispiel ist augenscheinlich gemeint, dass man die Besucherströme verlangsamen will bei der Anreise und bei der Abfahrt.
Ich gebe es zu, eigentlich geht es mir hier um die Formulierung "An- und Abtransport der Menschenmassen". Es ist durch und durch abstoßend, so über Menschen zu reden.

• erfinden, sich neu erfinden
Sie tun es - alle, die was auf sich halten, die in den Medien genannt werden (wollen): sie "erfinden sich" immer mal wieder "neu". Sich selbst erfinden - das kann man nur, wenn man sich als Objekt des eigenen Geistes sieht. Das kann ich mir nur in dem Sinne vorstellen, dass diese Leute uns allen nur eine Rolle von sich selbst vorspielen- also Theater machen.

Jüngstes Opfer der Selbsterfindungsmarotte:
Billi Kaulitz - so schreibt die MZ vom 07.05.2016, S. 6 (auf ihrer sich "Galaxo" nennenden Kinderseite) - "hat sich neu erfunden". Er will - noch so ein schönes Wort - "durchstarten" (nun als Solo-Künstler).

"Wenn wir uns auch für die Zukunft eine menschenfreundliche, lebenswerte Stadt wünschen, müssen wir uns organisatorisch und mental neu erfinden. Dafür will das Wissenschaftsjahr 2015 den Anstoß geben."(Hervorhebung im Zitat von mir - B. K.)
Gesagt hat das unsere Bundesforschungsministerin Johanna Wanka im Februar 2015, zur Eröffnung des "Wissenschaftsjahres 2015", das sich dem Thema "Zukunftsstadt" stellt. Ähnliche Floskeln sind z. B. "sich neu aufstellen" oder "sich neu sortieren".

Zur Website (des Bundesministerium für Bildung und Forschung) mit diesem Zitat: Wissenschaftsjahr 2015 »externer Link«(aufgerufen am 12.12.2015)
• Erfolg, Erfolgsgeschichte, Erfolgsrezept
Erfolg ist ein Schlüsselwort (eine Erfolgsgeschichte) unserer Zeit - seine im weitesten Sinne Gegenworte sind unbeliebt: der Misserfolg, die Erfolglosigkeit, der Erfolglose, der Looser, Versager, ...
Die "Erfolgsgeschichte" ist offenbar nicht nur ein Lieblingswort der Medien sondern auch unserer Kanzlerin. Fußballvereine wie der HFC müssen sich an diesem Wort messen lassen: Der HFC "wurde nie zur großen Erfolgsgeschichte" (siehe MZ vom 26.01.2016 auf den Seiten 2 und 3).
Zur Legende, geradezu zum Symbol einer Erfolgsgeschichte wurde unser Martin Luther. In der Ausgabe vom 11.01.2017 auf S. 1 titelte der "Wochenspiegel" Quelle Wop groß und breit:
          "Luther: Eine Erfolgsgeschichte".

Weitere "Erfolgsgeschichten" sind z. B.:
- die der 5-Euro-Münze
- "Lernen mit Weitblick" in Gräfenhainichen (meint frühzeitige Berufsorientierung für Förderschüler - seit 2009 haben sieben Schüler dieses Projekt "mit Erfolg durchlaufen")

Wie eng die Begriffe "Erfolg" und "Held" zusammehängen, wird auf dieser Seite  auch sichtbar. Neben dem großen, o. g. Beitrag über den Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters gibt es einen kleineren über die Sonntagsvorlesung des Predigerseminars am 15.01.2017, die unter dem Thema steht:
"Hinter der Heldengeschichte - Ergebnisse aktueller Lutherforschung".

Weitere "Erfolgs-Wörter" folgen:
Erfolgskontrolle
Erfolgsmeldung (könnte aus der Kriegsberichterstattung kommen - s. u. "erobern")
Erfolgsmodell (ist z. B. der Vereinssport)
Erfolgsspur (auf der ist man nicht nur, die kann man auch "legen") 
Erfolgsstory
Der "Erfolgstrainer" ist beim Fußball inzwischen wohl eine rare Gestalt.

Auch der "Erfolgskurs" ist beliebt, z. B. steht die Frage, ob die SPD wieder auf einem solchen sei.

Nicht vergessen sollte man das "Erfolgsrezept" - das muss man kennen, wenn man auf "Erfolgskurs" ist. Nicht jedes Rezept funktioniert, manches könnte gerade in den heutigen Zeiten durchaus "tödliche Folgen und Nebenwirkungen" haben.

• erobern
"Die Stadt XYZ wurde zurückerobert."  ist eindeutig Kriegsberichterstattung. Wenn aber jemand einen Sendeplatz im Fernsehen "zurückerobert", dann ist das entweder Sensationssprache oder  spiegelt die tatsächlichen Verhältnisse wider: da ist Krieg im TV!
Ein Beispiel aus der MZ vom 19.01.2016, S. 1 belegt das (und man beachte die Verstärkung durch "erfolgreich", denn "zurückerobert" ist ja von sich aus schon eine "Erfolgsmeldung"): Nach dem Rückzug von Günther Jauch hat die Moderatorin Anne Will den Sonntagabend in der ARD erfolgreich zurückerobert. Eroberer sind eine Spezialeinheit der Helden. Man assoziiert mit ihnen Heldenmut, Einsatz des eigenen Lebens, Stärke, Kühnheit.
Die reale Geschichte der Eroberer und der Eroberungen ist brutal, blutig, von schreiender Ungerechtigkeit und Unterdrückung  der eroberten Völker und Länder und deren mörderischen Ausbeutung gekennzeichnet.
Kolonien entstanden, in denen sich die Eroberer-Länder schamlos an den dortigen Früchten des Landes und an den Bodenschätzen bedienten. Die Menschen wurden versklavt und entrechtet.
Bis heute hat sich an dieser Praxis nichts geändert, nur wird den realen Eroberungen und Einmischungen ein "ideologisches Mäntelchen" umgehängt: Der "Kampf um Demokratie" z. B. ist eine solche Begründung.