banner HZ -  HEITERE ZUKUNFT -  EIN ZUKUNFTSMODELL STELLT SICH VOR


HEITERKEIT UND LEBENSFREUDE ALS DAS ZUKUNFTSPRINZIP

ÜBER DAS LACHEN

"Die Menschen werden schöner,
wenn sie lachen."
Rolf Herricht, deutscher Komiker (1927 - 1981)

Lachen kann Ausdruck von Freude sein. Doch es ist ein sehr komplexes Phänomen. Einige Aspekte habe ich im folgenden zusammengestellt.

1. Erkennt man am Lachen den Narren?
2. Lachbewegung, Weltlachtag und eine Geschichte über Lachen als Lebensrettung
3. Eine kleine Sprach-Betrachtung
4. Entwaffnendes Gelächter - eine Geschichte aus dem 2. Weltkrieg
5. Über sich selbst lachen
6. Zur Geschichte des Lachens
7. Spöttisches Lachen kann gefährlich sein
8. Passen Politik und Lachen zusammen?
9. Woran man gut tut - eine uralte Weisheit: die "heitere Gelassenheit"
10. Kann Lachen eine Waffe sein?
11. Komik, Satire, Humor
12. Das Lachen untergräbt die Ordnung - ein Zitat des Chefredakteurs  von "Charlie Hebdo"
      12a Den Bann durch Gelächter brechen
            oder: Darf  man über die "großen Verbrecher der Geschichte" lachen?
13. Die Wissenschaft vom Lachen (Gelotologie) und Krankheiten rund ums Lachen
14. "Bitte lächeln!" - zwanghaftes Lächeln

1. Erkennt man am Lachen den Narren?

Wenn einem "das Lachen vergeht", dann ist man krank, hat Sorgen, Ärger oder Ängste. Es ist ein schlimmer Zustand, wenn einem das Lachen vergangen ist, wenn es einem "im Halse steckenbleibt", wenn man "nichts zu lachen" hat. Es gibt auch ein "böses Lachen", aber das hat wohl weniger mit Lachen zu tun als mit "böse sein", verärgert sein, unglücklich sein. Das Lachen verstärkt dann durch den Gegensatz die Wirkung. Es ist ein "falsches Lachen". Auch "spöttisches Lachen" ist möglich, ein freundlicher Mensch hat vielleicht ein "gutmütiges Lächeln" auf den Lippen, ein trauriger Mensch wird getröstet und "lacht unter Tränen". Ein anderer "lacht sich krumm und schief".
Auch das "dumme Lachen", das "irre Lachen" und das "wahnsinnige Lachen" sollen nicht verschwiegen werden.
Eigentlich ist Lachen etwas, das glücklich macht und umgekehrt: wenn man glücklich ist, "hat man gut lachen".
Es gibt das "herzhafte Lachen", das "stille Lächeln", "brüllendes Gelächter". Auch Aussagen wie "Ich lach mich tot!" treten auf, ohne dass die angekündigte Folge dann auch tatsächlich passiert. Eine Foltermethode soll es gewesen sein, dem Delinquenten Salz auf die Fußsohlen zu streuen und dieses von einer Ziege ablecken zu lassen.
Nicht vergessen sein soll eine ganz wichtige Seite des Lachens: das "befreiende Lachen" bzw. das "erlösende Lachen".

Die Übergänge zwischen Gelächter, Lachen und Lächeln sind fließend, die Unterschiede zwischen den drei Spielarten des Lachens wären eine extra Betrachtung wert.
Fakt ist, dass Lachen und Lächeln sich ganz schnell "vermehren" können: ein Lächeln erzeugt als "Gegenreaktion" bei den meisten Menschen ebenfalls ein Lächeln. Lachen ist "ansteckend". Es gibt "Lachkrämpfe" (nicht mehr kontrollierbares und gewollt beendbares Lachen), sogar "Lachepidemien", bei denen Menschengruppen "aus dem Lachen gar nicht mehr herausgekommen" sind, soll es bereits gegeben haben.

Das Lachen ist bei ernsthaften Menschen verpönt, sie sagen:
"Am Lachen erkennt man den Narren."
Ich finde, damit machen sie sich selbst zum Narren. Haben sie Angst, sich eine Blöße zu geben, wenn sie lachen?

Solche Menschen können Lachen als Provokation empfinden und dann sehr, sehr böse werden! Man kann ihnen nicht helfen. Man hilft sich selbst, indem man ihnen aus dem Weg geht.
Solche ernsthaften Menschen "verstehen keinen Spaß".
Das sollte man wörtlich nehmen. Sie können es nicht - so wie ein Farbenblinder keine Farben erkennt, keinen "Farbensinn" haben, haben diese armen, bedauernswerten Menschen "keinen Sinn für Humor".

Es hat nicht lange gedauert, bis aus diesen Gedanken die Schlussfolgerung erwuchs, dass es sich hier um einen "Evolutionsvorteil des heiteren Menschen handelt".
Anders gesagt:
Die Menschen der Zukunft werden evolutionsbedingt heitere Menschen sein, oder es wird keine Menschen mehr geben.*
* Diese leichte Abwandlung des Zitats von Karl Rahmer - Gott hab ihn selig - möge er mir aus dem Himmel herunterlächelnd verzeihen - siehe  WILLIGIS JÄGER (in DIE BESTEN GEDANKEN » SPIRITUALITÄT)

Am Ende dieser Seite schreibe ich ausführlich über den Evolutionsvorteil des Lachen-Könnens.

Wenn es heißt "das Tier lacht nicht", könnte man daraus ableiten, dass der lach- und humorfähige Mensch in der Evolutionsstufe über dem nicht lachenden, nicht lachen könnenden, dem "ernsthaften" Menschen steht, der "keinen Spaß versteht" (das sollte man wörtlich nehmen!).
Aber diese Aussage ist ja falsch: Und wie Tiere "lachen" können, wie sie witzige und komische Situationen als solche erkennen  und auch bewusst herbeiführen können! Bereits im Tierreich kann man beobachten, dass das Spielen etwas Freudvolles für die Tiere ist. Man kann Tieren  ansehen, ob sie heiter-entspannt oder ängstlich-vorsichtig sind.
Freude, Lachen, Spielen, Heiterkeit - das alles könnten also sozusagen "artübergreifende" Eigenschaften des Lebens sein.

Was die Evolution des Menschen betrifft, behaupte ich mit meiner "HEITEREN ZUKUNFT" nicht mehr und nicht weniger, als dass der lachende, der heitere, der humorfähige Mensch einen Evolutionsvorteil hat.
Ja, mehr noch, ich behaupte, dass er mt dieser Fähigkeit wirklich eine Evolutionsstufe über jedem Menschen steht, der nicht lachen kann.


Eine Frage ergibt sich daraus für mich:
Ist Lachen bzw. die Fähigkeit zum Lachen-Können in unseren Genen zu finden?
Ist rein genetisch der eine oder andere Mensch mehr oder weniger fähig zum Lachen, je nachdem, was seine Gene ihm "vorschreiben"? Hat das überhaupt schon einmal jemand untersucht?

Hier spielt auch die soziale Evolution mit hinein: eine Gesellschaftsstruktur des freundlich-froh-heiteren Umgangs miteinander befördert natürlich auch das Lachen. Lachen kann man sicher auch üben, sich daran gewöhnen. Die Humorfähigkeit wird vielleicht vom Elternhaus weiter gegeben (soziale Vererbung), von den Medien stimuliert, in einzelnen Gruppen praktiziert und genossen.

2. Lachbewegungen, Weltlachtag und
eine Geschichte über Lachen als Lebensrettung

Inzwischen gibt es weltweit eine "Lachbewegung", "Lachclubs", "Lach-Yoga".
So weit ist es mit unserer Ernsthaftigkeit schon gekommen, dass wir das Lachen erst wieder lernen müssen. Es geht auch um die Fähigkeit, "ohne Grund" lachen zu können, einfach aus sich selbst heraus.
Der Dalai Lama ist sozusagen die Personifikation ewigen grundlosen Lächelns. Das mag vielen Deutschen befremdlich erscheinen.

Trotz allem hat sich auch in Deutschland eine solche Lachbewegung herausgebildet.

Informationen - speziell zum "Lachyoga" gibt es z. B. unter
www.lach-doch-mit.de »externer Link«
und
www.lachclub.info »externer Link«:

Auf dieser letztgenannten Website erfährt man z. B., dass der "WELTLACHTAG" immer am 1. Sonntag im Mai stattfindet, der nächste Weltlachtag ist am 01.05.2022

Er wurde im Jahr 2018 bereits zum 19. Mal gefeiert. Die Losung der "Lachyoga Internationale" ist "WELTFRIEDEN DURCH LACHEN".
Es gibt eine Veranstaltungsübersicht  über Veranstaltungen in Basel, Berlin, Bonn, ..., Zürich: Lachparaden
In Deutschland - so erfahre ich dort - gibt es inzwischen 221 Lachclubs (oder mehr).
Der Gründer der Yoga-Lachbewegung (Laughter Yoga International), Dr. Madan Kataria, hat eine Botschaft veröffentlicht. Das pdf mit dieser Botschaft kann hier eingesehen werden.
Nur einen Satz aus dieser Botschaft will ich hier zitieren:Wir glauben: “Wenn Du lachst, veränderst Du Dich, und wenn Du Dich veränderst, wird sich die ganze Welt um Dich herum verändern.”Die beiden Logos habe auf dieser e. g. Website und auf www.lachclub-kh.de (des Lachclubs von Bad Kreuznach) gefunden:

       Weltlachtaglogo2      Weltlachtag-Logo1

Ich sehe meine Idee der "Heiteren Gesellschaft", der "Heiteren Zukunft" bei ihnen gut umgesetzt, ohne dass sie von dieser meiner Idee wissen.
SO verbreitet sich meine Idee: Empirisch aus dem eigenen Empfinden heraus suchen Menschen nach Lachen, Freude, Heiterkeit.
Diese Idee des Weltlachtages ist eine wunderbare Umsetzung meines Anliegens.
Weitere Informationen über den Weltlachtag gibt es z. B. hier:
weltlachtag.wordpress.com/ »externer Link«

In einem Buch über Wilhelm Busch und die Lebensweisheit seiner Sprüche, die vielfach in den Volksmund übergegangen sind, las ich folgende Geschichte (von mir stark gekürzt sinngemäß wiedergegeben): Eine Urwaldexpedition war vom Weg abgekommen, hatte die Orientierung verloren, nichts mehr zum Essen, die Kräfte schwanden, jeden Tag wurde es schwieriger, aufzustehen und doch noch weiterzugehen. Die Hoffnung schwand, das "Es-hat-ja-alles-keinen-Zweck"-Denken ließ sich immer weniger unterdrücken. Bisher hatte es der Expeditionsleiter immer noch geschafft, morgens die anderen zum Aufstehen zu bewegen, doch dann kam der Tag, an dem das Ende erreicht schien. Alle blieben liegen, keiner fand die Kraft, als erster aufzustehen. Auf einmal hörten die anderen von dem einen Lager ein lautes Lachen. Natürlich schauen alle auf den Lacher, der erklärt, ihm sei folgender Spruch von Wilhelm Busch in den Sinn gekommen: Hinderlich, wie überall,
ist hier der eigne Todesfall.
Auch die anderen schüttelte es vor Lachen, doch nun fanden sie die Kraft, aufzustehen. Die Rettung nahte .... (Sonst wäre die Geschichte ja nicht weiter erzählt worden.) In dem Buch wird sich übrigens nicht unbedingt für den Wahrheitsgehalt der Geschichte verbürgt, doch dass Humor eine Lebenskunst ist, die das Leben leichter macht, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Und auch das hübsche Wörtchen "Galgenhumor" hat es wohl in sich ....

3. Eine kleine Sprach-Betrachtung

Der Duden, Band 7 Quelle Du7, das Herkunftswörterbuch, behauptet zwar, dass das Wort Lachen lediglich lautmalerischen Ursprungs sei und mit "gackern", "schreien, krächzen" zusammenhängen könnte. Ich sehe noch eine andere Verwandtschafts-Möglichkeit: "Lache" hat zwei Bedeutungen - einmal die Substantivierung des Verbs "lachen" und zum anderen steht es bekanntlich für eine Pfütze, eine kleine Wasseransammlung. Diese "Lache" könnte nun durchaus mit dem lateinischen Wort "lacuc" für "Wasseransammlung, See" zusammenhängen. Das assoziiert bei mir das Wort "Humor", das vom lateinischen "humor" kommt, das soviel wie "Feuchtigkeit" bedeutet. Doch in anderen Sprachen gibt es diese Doppeldeutigkeit des Wortes "Lache" wohl nicht.

Das Lachen in anderen Sprachen:
Im Griechischen heißt Gelächter GELOS.
Im Englischen heißt lachen "laught" und lächeln "smile". Dort wird also schärfer zwischen beiden Regungen unterschieden.
Aus dem Lateinischen kommt der "homo ridiculus" - der lachende Mensch.

4. Entwaffnendes Gelächter - eine Geschichte aus dem 2. Weltkrieg

Diese Geschichte hat Daniil Granin, ein sowjetischer Schriftsteller, aufgeschrieben. Deutsche und sowjetische Soldaten treffen sich überraschend, es kommt zu einer komischen Situation, alle lachen. Die absurde Situation beschreibt  Granin so:"Die Deutschen lachen, und unsere hocken auf der anderen Seite und lachen ebenfalls. Und keiner schießt. Auch als sie aufgehört haben zu lachen, schießt keiner, weil man eben, wie es sich zeigt, nicht aufeinander schießen kann, wenn man miteinander gelacht hat. Unsere robben in der einen Richtung weiter, die Deutschen in der anderen, und so trennten sie sich.“
"Weil man nicht aufeinander schießen kann,
wenn man miteinander gelacht hat"
- was für ein bemerkenswerter Satz!
Die ausführliche Geschichte, in der es auch um japanisches und amerikanisches Lachen geht, stelle ich auf dieser Seite vor: GRANIN, D. (in DIE BESTEN GEDANKEN » GESELLSCHAFT)

5. Über sich selbst lachen

Heitere Menschen können sogar „über sich selbst lachen“ über ihre eigenen Fehler und Dummheiten, ihre Irrtümer und Missverständnisse. Sie machen mit diesen Dingen genau das, was wert sind: Sie nehmen sie nicht allzu ernst.

6. Zur Geschichte des Lachens

Ein interessantes Buch zu diesem Thema stelle ich an den Anfang dieses Abschnitts:
Jaques Le Goff
Das Lachen im Mittelalter
Mit einem Nachwort von Rolf Michael Schneider
Aus dem Französischen von Jochen Grube
(Das Original erschien im Jahr 1999 in der Éditions Gallimard)
Klett-Cotta, 100 S., Stuttgart 2004 (dritte Auflage 2008)
www.klett-cotta.de
ISBN 978-3-608-94274-3 14,00 Euro

Ich zitiere aus dem vorderen Klappentext: „Hat Jesus gelacht? Kann Gott überhaupt lachen? Verspottet der lachende Mensch denn nicht die Weltordnung?“ so fragten sich besorgte Mönche und Gelehrte. Und doch: »Wenn Jesus auch Mensch war, dann war er auch ein Wesen, das lachen konnte.«
Anschaulich schildert Le Goff die vielfältigen Anlässe, sozialen Formen und Funktionen des Lachens in der mittelalterlichen Gesellschaft und setzt es in die größeren geschichtlichen Zusammenhänge."
Schon dieser Einführung verspricht, dass es interessant werden kann, sich ausführlicher mit der Geschichte des Lachens zu befassen. Meine bisherigen Kenntnisse sind leider zu spärlich, als dass ich hier mehr darüber schreiben kann als diesen kleinen  Literaturtipp.

Sollte jemand von Ihnen mehr über die Geschichte des Lachens wissen, bin ich gern bereit, Ihren Text (natürlich, wenn Sie möchten, gern unter Nennung Ihres Namens!) hier mit einzustellen.
Es wäre mir eine große Hilfe und sicher würden sich auch andere Besucher dieser Website darüber freuen.

7. Spöttisches Lachen kann gefährlich sein

Die Grenze zwischen dem gutmütig-harmlosen spöttischen Lachen und dem höhnischen Lachen ist fließend.  Spöttisches Lachen fällt noch in den "Heiterkeitsbereich".
Doch es gibt auch das höhnische,  das böse, das herablassende, das abwertende, das arrogant-überhebliche, das zynische  (usw.) Lachen,  das man zwar auch " Lachen" nennt, das aber nichts mit echter Heiterkeit zu tun hat:
Wie boshaft die chinesische Prinzessin gelacht haben mag, als sie über ihren Vater, den Kaiser spottete, ist nicht überliefert. Sie soll sich über seine Politik lustig gemacht haben. Das kostete sie das Leben, denn ihr Vater verstand natürlich keinen Spaß, schon gar nicht einen auf seine Kosten.

Wie heißt es im Volksmund so schön? Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Warum empfinden manche Menschen so eine Genugtuung und Schadenfreude, wenn es anderen schlecht geht?

Aktuell sei an die Diskussion um den "Majestätsbeleidigungs-Paragraphen" erinnert und der sich dabei stellenden Frage, wie weit Satire gehen kann und "darf". 
Ich denke, auch in der Satire (und bei dem, was sich dafür ausgibt), gibt es Unterschiede: von freundlich-kritischer für die kleinen Schwächen der lieben Mitmenschen bis zu heftig-kritischer, aufrüttelnder, bloßstellender Satire für die schlimmen Dinge dieser Welt ist alles berechtigt. Wo aber Satire nur noch für Bösartigkeiten missbraucht wird, wo das Beleidigen und Verhöhnen zum Selbstzweck wird, verliert auch Satire ihren Daseinszweck, verkehrt sie ihr Anliegen in das Gegenteil.
Ein Satiriker, der auf sich hält, vermeidet sicher primitiven Spott. Ein bisschen Geist sollte er schon investieren, damit das Publikum echtes Vergnügen empfindet. Dieses schenkelklopfende Lachsalven provozierende Nachahmen von Angela Merkel ist zwar vom "Recht auf Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit" gedeckt, aber ob es wirklich ein hohes satirisches Niveau hat, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist wie beim Essen: die einen stopfen alles  wahllos in sich rein, die anderen können genießen.
Auch das (spöttische) Lachen ist eine Kunst, die man genießen kann, die man jedoch vor allem pflegen und verfeinern sollte.
(siehe auch MAJESTÄTS- BELEIDIGUNG 
- über Böhmermann und Erdogan - in EINMISCHUNGEN » SATIRICELLA)

8. Passen Politik und Lachen zusammen?

Es passiert nicht oft, dass im politischen Bereich richtig herzhaft-fröhlich gelacht werden kann. Noch nicht. Ich hoffe ja, das wird sich irgendwann ändern und die Arbeit für Politiker auch einmal freudvoller, fröhlicher werden. Bis dahin begnügen wir uns mit den kleinen Brocken, die der eine oder andere Politiker - allen voran Bundestagspräsident Norbert Lammert - gelegentlich mal von sich gibt.
Die folgende Uralt-Nachricht will ich erwähnen, weil sie einen äußerst wichtigen Kommentar zum Lachen enthält:

Die gemeinschaft-stiftende Wirkung des Lachens
„Die Welt“ vom 7. Juli 2001 bot folgende Überschrift:
„Lachen im Plenum – eine ernste Angelegenheit“
Die Heiterkeit im Deutschen Bundestag stiftet Gemeinschaft – so kommt ihr eine »manifeste politische Dimension« zu“

In dem Text von Daniel Friedrich Sturm heißt es, Politik sei „ein ernstes Geschäft“. Er beschäftigt sich mit einem Beitrag des Politikwissenschaftlers Marcus Hoinle, den er unter der Überschrift „Heiterkeit im ganzen Haus“ in der „Zeitschrift für Parlamentsfragen“ über das parlamentarische Lachen veröffentlicht hat. Hoinle meine,„der Homo politicus sei stets zugleich ein Homo ridiculus“. und„Mit ihrem Gemeinschaft stiftenden und kommunikativen Charakter komme dem Lachen eine »manifeste politische Dimension« zu. Für Prozesse von Gruppenbildung und Kommunikation sei es von großer Bedeutung.“ sowie Heiterkeit „lockert eine angespannte Atmosphäre auf“. Natürlich ist manches Lachen auch eingeplant, kalkuliert. Denn
„Wer die Lacher auf seiner Seite weiß, partizipiert an der Überlegenheit der Lachenden und braucht letztlich weniger Argumente vorzuweisen.“ Der Text weiß jedoch auch zu berichten, dass die Verunglimpfung anderer Personen ebenfalls Lachen hervorrufen kann. Es besitzt also zwei Gesichter:
„Es bildet Gruppen und grenzt zugleich aus, es greift an und verteidigt, es täuscht und enthüllt, es stiftet sowohl Unruhe als auch Ordnung, es entspannt und bedroht, es deklassiert und erhebt, es vereinnahmt und motiviert.“ -
Es bildet „das Fundament einer öffentlichen, ritualisierten parlamentarischen Lachkultur im Bundestag.“

Lachkultur - das Wort hat es in sich!

9. Woran man gut tut - eine uralte Weisheit:
die "heitere Gelassenheit"

Longchenpa, ein buddhistischer Mönch des 14. Jahrhunderts, hat das Prinzip der "heiteren Gelassenheit" so begründet: Woran man gut tut
Da alles Erscheinung ist, vollkommen im Sein,
was es ist, nichts mit gut und böse zu tun hat,
mit Anerkennung oder Ablehnung; tut man gut daran, laut aufzulachen.

10. Das Lachen der Vernunft

In dem Roman von Rosemarie Schuder über Paracelsus
"Paracelsus und der Garten der Lüste" Quelle Schuder (1) fand ich die Formulierung vom "angreifenden Lachen der Vernunft".
Gegen wen oder was richtet sich ein solches Lachen?

Besonders "Machtmenschen" mögen allergisch gegen das Lachen sein. Meist geht ihnen sowieso jeglicher Humor ab, ernsthaft-verbissen wachen sie über ihre Macht, empfinden oft schon ein kleines Gelächter als bedrohlich. Es könnte ja sein, da will  jemand sie und ihre Macht verspotten, also angreifen.

Doch dieses spöttische Lachen ist mit dem "angreifenden Lachen der Vernunft" nicht gemeint.
Es geht dabei um die Position des Lachenden - aus dem historisch weiter entwickelten, besseren Wissen ist das Belächeln historisch überlebter Ansichten, das Lachen über frühere offenkundige Dummheit sozusagen die "normale, natürliche Reaktion" des "Homo sapiens", des "vernünftigen Menschen".

Folgender Gedankengang macht das sehr schön anschaulich, was mit dem "Belächeln der Dummheit der Vergangenheit" gemeint ist:
Als die Kirche mit ihrem geistigen Monopol die Erde zum Zentrum des Weltalls erklärt hatte, sind viele Menschen, die behaupteten, die Erde kreise um die Sonne verfolgt, angeklagt, eingesperrt oder gar hingerichtet (vorzugsweise auf dem Scheiterhaufen wie Giordano Bruno im Jahr 1600) worden. Diese Behauptung war für die Kirche ein Bedrohung ihrer Macht. Deshalb musste sie natürlich so heftig darauf reagieren.

Es halft nichts, angefangen mit Kopernikus setzte sich die Erkenntnis durch, dass das heliozentrische Weltbild das logischere ist.
Heute wird niemand verfolgt, wenn er der Meinung ist, die Erde stünde still im Weltall oder sei eine Scheibe, er wird nur noch belächelt.

Es gibt Erkenntnisfortschritt, der ist irreversibel. Wenn man etwas erst einmal verstanden hat, kann man nicht mehr zur alten Lehre zurück. Dann über die alten Ansichten zu lachen, kann schon wie ein Angriff wirken - aus Sicht der Vertreter diese alten Ansichten.  Doch eigentlich ist das Lachen nicht wirklich als Waffe, als Angriff gemeint.
Eher kann man es sich so vorstellen, dass der Erkenntnisgewinn Freude bereitet und Lachen auslöst, ohne vordergründige Absicht, andere damit zu verspotten. Ein souveräner Mensch kann auch über sich selbst und seine Fehler lachen.
Man kann es auch so sehen:
Erst wenn man über eine Sache lachen kann, hat man sie wirklich verarbeitet bzw. verstanden.

Jemand sagte einmal, die Kunst bestehe darin, heiter (bzw. lächelnd) von der Vergangenheit zu scheiden. ...
(Das Zitat ist zu finden in Marx (1) - Zitate, in Register » Quellen - Zitate)

Manchmal denke ich, es wird ein tosendes Gelächter der Vernunft geben, wenn die nächsten Generationen sich über unsere Dummheiten in der heutigen Zeit amüsieren werden ...

PS: Kann denn Lachen Sünde sein?

11. Komik, Satire, Humor

Die "ernste" Kunst gilt als "ernsthafter", erhabener, wertvoller, bedeutungsvoller gegenüber der so genannten Unterhaltungskunst, die als "leicht" angesehen wird. Es ist die Kunst, die einfach nur Freude verbreiten will. Darum ist sie die Kunst, die viel schwerer zu machen ist. Sie ist durch ein "heiteres" und "leichtes" Wesen geprägt, daher wirkt es, als sei sie auch leicht zu machen.
Der Schein trügt.

Es ist viel leichter, einen Menschen zum Weinen zu bringen als zum herzlichen Lachen.

Der Zustand, den sie hervorbringt, wird als "leicht" und "heiter" empfunden. 
Das ist etwas, das im ernsten, ernsthaften, seriösen Deutschland  vielfach als verpönt gilt.

In diesem Sinne ist die Kunst, die Heiterkeit, Freude, Lachen produziert, für die "heitere Gesellschaft" die wichtigere. Deshalb lohnt es sich auch, sich etwas ausführlicher mit ihr zu befassen.
Ich habe gerade erst damit begonnen und als erstes gefunden habe ich einen Satz von Robert Gernhard:"Das Gedicht ist die kürzeste Form, komisches zu transportieren." Der "Heiterkeitspapstes der DDR", Gerhard Branstner (siehe Namen Branstner), hat damals, 1959, ernsthaft eine wissenschaftliche Dissertation vorgelegt:
          Kunst des Humors - Humor der Kunst
          Beitrag zu einer fröhlichen Wissenschaft

(Seine "fröhliche Wissenschaft" hat nichts mit der von Friedrich Nietzsche zu tun.)
Bei aller historischen Gebundenheit seiner Ausführungen enthält das Buch doch Anfänge einer "Humor-Wissenschaft" und einer "Heiterkeits-Theorie", die natürlich weiter geführt werden müssen im Rahmen  der Entfaltung der "heiteren Gesellschaft".

12. Das Lachen untergräbt die Ordnung - ein Zitat des Chefredakteurs  von "Charlie Hebdo"

Ich fand es damals  - so wie viele andere auch - furchtbar, als die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" am 7. Januar 2015  überfallen und zwölf Menschen ermordet wurden.  In der Zeit davor hatte ich es kaum verstanden, wenn sie mit Mohammed-Karikaturen und auch Jesus-Karikaturen religiöse Gefühle vieler Menschen verletzten.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich auf ein Interview der Mitteldeutschen Zeitung (21.06.2016, S. 22) mit dem Chefredakteur des Magazins, Gérard Biard, verweisen. Seine Sichtweise auf das eigentliche Problem hinter der Extrem-Satire hat mir sehr zu denken gegeben.
Darin hat er in sehr anschaulicher und nachvollziehbarer Weise dargelegt, dass es hier eben NICHT um Religion geht, sondern um totalitäre politische Macht. Dieser Gefahr muss man auch mit den Mitteln der Satire begegnen.
(ausführlich nachlesbar unter
www.mz-web.de/kultur/interview-mit-dem-chef-von--charlie-hebdo--~ »externer Link«)


Doch er hat auch etwas sehr wichtiges über das Lachen gesagt, und ich gebe die Passage in voller Länge wieder, die rote Hervorhebung ist von mir:
(Es ging kurz zuvor darum, dass die neue Adresse der Redaktion von "Charlie Hebdo" geheim ist, aus Sicherheitsgründen.)Biard: Das ist unerlässlich, um „Charlie“ mit der nötigen Gelassenheit produzieren zu können. Man muss Lust haben, ein Blatt zu machen, lachen wollen - sogar über Dinge, die absolut nicht lustig sind.

Wie etwa über die neuesten Anschläge in Orlando und bei Paris?

Biard: Ja, wir stellen solche dramatischen Ereignisse auf unsere, das heißt, komische Weise dar. Lachen ermöglicht es, sich über - oder neben - die Dinge zu stellen. Lachen ist das, was sie am meisten hassen - die Killer, die religiösen Fundamentalisten, die Tyrannen, die Diktatoren, all die, die eine religiöse oder totalitäre Ordnung einrichten wollen. Das Lachen untergräbt diese Ordnung, denn es setzt voraus, dass man etwas verstanden und durchschaut hat.


12a Den Bann durch Gelächter brechen - oder
Darf man über die "großen Verbrecher der Geschichte" lachen?

In der Wikipedia über Bertolt Brechts Theaterstück "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" »externer Link« findet sich diese Anmerkungen (Hervorhebungen von mir - B.K.): In einem 1948 veröffentlichten „Nachwort“ zu dem Stück setzte sich Brecht mit dem Vorwurf auseinander, es sei nicht zulässig, „große Verbrecher dem Gelächter preiszugeben“. Erstens halte er, so Brecht, Hitler nicht für einen „großen Verbrecher“, sondern für einen „Verüber großer politischer Verbrechen“, und zweitens zeige der „kleinbürgerliche“ Respekt der Überlebenden, wie wichtig es sei, den Bann durch Gelächter zu brechen, in den Hitler viele Menschen auch nach 1945 noch ziehe.In der ZEITGEIST(ER)-BESCHWÖRUNG (in EINMISCHUNGEN » ZEITGEIST) gehe ich auf B. Brechts "Der Schoß ist fruchtbar noch ..." ein.

Weiter heißt es im gleichen Wikipedia-Artikel im Abschnitt 
"Die Verfremdung" »externer Link« : Dadurch, dass Brecht Hitler und seine Gefolgsleute verfremdet und sie als Gangster darstellt, möchte er sie lächerlich machen. Des Weiteren sollen die Leute den Respekt vor Hitler und seinen Nationalsozialisten verlieren.

13. Die Wissenschaft vom Lachen (Gelotologie) und
Krankheiten rund ums Lachen

Herzlich wenig bekannt ist sie ja, die "Gelotologie", die Wissenschaft vom Lachen.
Deshalb will ich hier eine ganz kleine Einführung geben.

Ha, die kann ich mir sparen:
Sehen Sie sich Vera F. Birkenbihl auf Youtube an, 2 Stunden bestens verbrachter Zeit:
Gelotologie (= Wissenschaft vom Gelächter) oder: über die Rolle von Humor in unserem Leben
www.youtube.com/watch?v=luk8x1szxrE »externer Link«

Mehr Informationen gibt es natürlich auf Wikipedia - Gelotologie »externer Link«.
Dort wird Gelotologie als "Wissenschaft von den Auswirkungen des Lachens" bezeichnet, die sich "mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens" befasst. Mit dieser Definition ist sie natürlich noch keine echte "Wissenschaft vom Lachen und vom Humor", da sie nur einen Teilaspekt des Lachens betrachtet. Aber auch Frau Birkenbihl hat das bereits etwas weiter gesehen.

Interessant ist, dass im Gefolge aufkommender spezialwissenschaftlicher Disziplinen  (Gelotologie gibt es im Sinne von direkter wissenschaftlicher Forschung zum Lachen erst seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.) auf einmal auch diverse Krankheitsbezeichnungen auftauchen, die vorher niemand gekannt hatte. Mitunter nimmt das fast den Hang an, menschliches Verhalten, dass noch im "Normalbereich" liegt, zu pathologisieren.

Mit der "Gelotologie", der Wissenschaft vom Lachen, geht die "Gelotophobie" einher, die Angst, ausgelacht zu werden.
Das klingt wie eine Krankheit, ist aber "im Normalfall" keine. Diese Angst steckt doch ein bisschen in jedem von uns. Sind wir alle krank?
Sicher gibt es Menschen, bei denen diese Angst extrem wird, panisch wird, die diese Angst nicht mehr "beherrschen" können und deren Verhalten sich schließlich ganz dieser Angst unterordnet.
In diesem Sinne müsste der oben genannte Personenkreis (die Leute, die das Lachen hassen, also letztlich Angst vor ihm haben) ganz allgemein als "krank" bezeichnet, die Ursache dieser Angst - Machtgier - als "krankes Denken" eingestuft werden.

Bei einer als krankhaft einzustufenden Angst vor dem Lachen kann ich mir nicht vorstellen, dass das eine selbständige Krankheit ist. Es handelt sich dabei wohl eher um eine komplexe Persönlichkeitsstörung (mangelndes Selbstbewusstsein, allgemeine Versagensängste usw.), bei der diese Angst vor dem Ausgelachtwerden nur als eines unter mehreren Symptomen auftritt. Mit der Isolierung dieses Symptoms und der Definition als eine selbständige "Krankheit" (der "Atomisierung des kranken Menschen") erspart man sich die eigentliche Ursachensuche.

Ich denke, mit dem Wissen über das Lachen und über diese Angst ist schon viel getan, der Angst vorzubeugen bzw. sie im Zaum zu halten.
Und dann sollte als nächstes ein "Lachkurs" kommen, in dem der betroffene erst einmal lernt, selbst herzhaft und erfrischend zu lachen, von mir aus auch ein bisschen spöttisch.
Die Krone des Lachens ist dann natürlich die Fähigkeit, auch über sich selbst lachen zu können.

14. "Bitte lächeln!" - zwanghaftes Lächeln

Zuerst muss ich anmerken, dass es in diesem Abschnitt nicht um das "Lachen ohne Grund" geht. Grundloses Lachen ist immer noch ein innerer Reflex, dem ein äußere Anlass fehlen mag oder bei dem der äußere Anlass für andere nicht sichtbar ist und sie deshalb unterstellen, der Lacher lache grundlos.

Beim zwanghaften Lachen (Lächeln) geht es um ein äußeres, äußerliches Lachen, ein vorgetäuschtes Lachen, ein echt "grundloses Lachen", weil der innere Anreiz zum Lachen / Lächeln fehlt.
Man lacht bzw. lächelt aus Höflichkeit oder gar aus äußerem Zwang. Es gibt Berufsgruppen, denen ist das Lächeln vorgeschrieben:
Stewardessen, Verkäuferinnen, Fernsehmoderator*innen, Politiker*innen (diese müssen natürlich nicht immer lächeln, aber oft und ohne es innerlich zu wollen) usw. - Menschen also, die in der Öffentlichkeit stehen.
Medizinische Untersuchungen haben gezeigt, dass so ein erzwungenes Lächeln krank machen kann.

Oft wird Lächeln mit Freundlichkeit gleichgesetzt. Lächeln kann also Freundlichkeit vortäuschen.
Wie ist es mit dem "unter Tränen lächeln"? Wenn jemandem innerlich ziemlich mies zumute ist, er sich aber zwingt, trotzdem zu lächeln? Das kann mitunter helfen, mit Traurigkeit, Mutlosigkeit, Verzweiflung besser umzugehen.
Es gibt so etwas wie Galgenhumor - der sogar den Spruch "Die Lage ist erst, aber nicht hoffnungslos." umkehrt in "Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst."
Manchmal gelten Menschen mit dieser Fähigkeit des Lächeln-Könnens in schwieriger Situation als Lebenskünstler.

Der russisch-sowjetische Schriftsteller Daniil Granin (1919 -  2017) hat über das Lachen bzw. das Lächeln geschrieben. Einige seiner guten und anrührenden Gedanken habe ich notiert in GRANIN, D. (in DIE BESTEN GEDANKEN »  DIE BESTEN GEDANKEN AUS GESELLSCHAFT UND ÖFFENTLICHEM LEBEN).
(siehe auch oben unter 4. Entwaffnendes Gelächter)