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GOTTES AUFTRAG - HAT "DAS GANZE" EINEN SINN?

GOTTES WIRKEN -
ZWEI ALS WITZE VERKLEIDETE PARABELN

Vorbemerkung:
Wenn ich hier zwei Witze zum Ausgangspunkt nehme, möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich sie nur deshalb erzähle, weil in ihnen diese Fragen nach dem "Wirken Gottes" auf sehr anschauliche Weise fassbar gemacht werden.
Denn eigentlich sind es gar keine Witze, sondern Lehrgeschichten.
Oder eben "Parabeln" - Gleichnisse, Anschauungsbeispiele - so wie ja auch Nathans  Ringparabel (siehe LESSING, G. E. in DIE BESTEN GEDANKEN - AUS KUNST, LITERATUR, PHANTASIE) als solche gelesen werden kann.
Und warum soll eine Parabel nicht lustig sein?
Natürlich liegt hier keine "Gotteslästerung" vor, logisch.

Der erste Witz handelt vom Garten des Atheisten, der zweite befasst sich mit dem Gottvertrauen eines Pfarrers.
Ich erzähle erst die beiden Witze, dann folgen die Interpretationen.
Zum "Garten des Atheisten" gibt es zwei Versionen - die eine aus meiner streng atheistischen Zeit, die andere aus meiner Zeit der "Suche nach Gott"
(wenn ich das einmal so nennen darf, denn es ging mir ja eigentlich nur um das Verstehen-Wollen, warum Menschen an Gott glauben).

Der Garten des Atheisten

Ein Atheist war in ein Dorf gezogen. Er war der einzige dort, alle anderen waren gottesfürchtige Menschen, die auch jeden Sonntag in die Kirche gingen, den Feiertag heiligten und dann die Arbeit ruhen ließen.

Nicht so der Atheist. Der war ja berufstätig und hatte nur am Wochenende Zeit, sich um seinen Garten zu kümmern. Dem Pfarrer war das ein Dorn im Auge und eines Sonntags, nach dem Gottesdienst, schlenderte er zum Atheisten-Garten und versuchte, mit dem Mann ins Gespräch zu kommen.

Der Garten war wirklich wunderbar in Ordnung. Die rechtwinklig angelegten Beete und geraden Wege waren perfekt, kein Unkrautpflänzchen zeigte sich.
Doch nebenan, hinterm Zaun gab es ein unbewirtschaftetes, sozusagen verwildertes Grundstück.

Der Pfarrer eröffnete das Gespräch mit "Grüß Gott.", bekam ein freundliches "Guten Tag" zurück, und sprach nun weiter:"Welch eine Freude zu sehen, was Sie da mit Gottes Hilfe in Ihrem Garten geschaffen haben."Der Atheist entgegnete trocken: "Dann schauen sie mal über den Zaun nach nebenan. Dort hat Ihr Lieber Gott ganz allein gewirtschaftet."

Das Gottvertrauen eines Pfarrers

Auf dem Heimweg musste der Feuerwehrmann immer durch ein kleines Moor laufen. So auch heute. Doch da sah er mit Schrecken, dass der Pfarrer schon tief im Schlamm steckte und von allein nicht mehr herauskam. Sofort rannte er zu ihm hin, hielt ihm die Hand entgegen und wollte ihn herausziehen. Doch der Pfarrer wollte die Hilfe nicht annehmen:
    "Ich vertraue auf Gott. Er wird mich retten."
sagte er nur.
Was half es, der Feuerwehrmann konnte nichts tun. Bedrückt ging er nach Hause, erzählte seiner Frau, was er erlebt hatte. Sie tranken zusammen Kaffee, dann lief er wieder ins Moor. Der Pfarrer war noch zu sehen, doch wieder verweigerte er die Annahme der Hilfe mit den gleichen Worten:
    "Ich vertraue auf Gott. Er wird mich retten."
Wieder musste der Feuerwehrmann unverrichteter Dinge gehen. Schließlich trieb es ihn ein drittes Mal zum Pfarrer, von dem nur noch der Kopf zu sehen war. Doch auch jetzt beharrte der darauf:
    "Ich vertraue auf Gott. Er wird mich retten."
Dann versank er im Moor.

Als er vor seinen Schöpfer trat, fragte er diesen:
    "Ich habe Dir vertraut, dass Du mich retten würdest.
      Warum hast Du mich nicht gerettet?"

Darauf erwiderte Gott:
     "Was sollte ich denn machen? Dreimal habe ich
      Dir doch den Feuerwehrmann vorbei geschickt."

Die Interpretationen

Zum "Garten  des Atheisten" die erste Version, den Witz zu interpretieren:

Natürlich haben wir uns damals köstlich amüsiert, als wir dieser Witz hörten, über einen von Menschenhand gestalteten Garten, der Menschenleistung war und nicht "Gottes Werk".
Diese Art der Verspottung des Gottglaubens war witzig, lustig und in sich logisch schlüssig.

Zum "Garten des Atheisten" die zweite Interpretation

Später, vor allem, als dann eigene Erfahrungen in der Gartenarbeit hinzu kamen, wurde ich nachdenklicher. Die rechtwinklige Gartenordnung empfand ich immer weniger als schön. Schönheit und Harmonie vieler Naturparks und auch der "wilden" Landschaften entfalteten ihre eigene Wirkung auf mich.
Wenn ich sah, wie Natur und Gestaltung durch Menschenhand meisterhaft zusammenwirkten
, war ich begeistert.
So wurde mir zum Beispiel der Unterschied zwischen dem Potsdamer Sanssouci-Park und dem Wörlitzer Park immer mehr bewusst. Sanssouci ist sicher sehr schön, aber Wörlitz in seiner Natürlichkeit, in der die Eingriffe des Menschen meist nur zu ahnen sind, ist zauberhaft.

Irgendwann fand ich in dem Buch des Theologen Jürgen Moltmann "Gott in der Schöpfung" eine Stelle über "die Spuren Gottes" in der Welt, die man erkennen müsse bzw. kann.
...

Immer wieder fiel mir beim Nachdenken darüber, was es mit den Gottbildern auf sich hat, auch dieser Witz ein - bis ich begriff:
Das Gestalten durch den Menschen "mit Gottes Hilfe" kann man auch andersherum sehen - der Mensch ist das "Werkzeug Gottes", die "Hände Gottes" beim Gestalten der Natur, der Erde.
Wenn Christen vom "Bewahren der Schöpfung" reden, dann bringen sie genau diesen Gedanken auf den Punkt.
Gott "vollendet  mit Hilfe der Menschen seine Schöpfung".

Der Pfarrer hätte wohl lieber sagen sollen:
"Welch eine Freude zu sehen, was Gottes da mit Ihrer Hilfe, was Sie beide zusammen in Ihrem Garten geschaffen haben."Vielleicht hätte das den Atheisten ein bisschen nachdenklicher gemacht?

Indem Menschen in diesem Sinne - im Sinne der Bewahrung und Gestaltung der Schöpfung (der Erde) - handeln, können sie sich selbst weiterentwickeln und vervollkommnen. Sie können ihre Liebesfähigkeit entfalten, über sich selbst hinauswachsen, einen wunderbaren Sinn des Lebens finden.

Ein zerstörerischer Umgang mit der Natur (der Schöpfung) kommt zerstörerisch auch auf den Menschen selbst zurück, vernichtet seine Seele, macht ihn roh, gefühlskalt und armselig.

Diese Wichtigkeit des "Kultivierens" beschreibt Robert Harrison in seinem Buch
"GÄRTEN - EIN VERSUCH ÜBER DAS WESEN DER MENSCHEN", das ich auf dieser Seite vorstelle: HARRISON, R.  (in DIE BESTEN GEDANKEN » ... AUS PHILOSOPHIE UND ETHIK).

An diesem Punkt mit meinem Nachdenken angekommen, begann ich z. B. das Gottbild vom "Richter" näher zu betrachten. Auch hier merkte ich bald, dass es sich dabei gar nicht um den "Rächer" handelt, den strafenden Gott, der die "Sünden" der Menschen bestraft, wie "der Richter" oft gesehen wird.
"Richter" kann man auch als "Richtungsgeber"  lesen, als Orientierungshilfe für das eigene Leben.
(Hier könnte ich schon die "causa finalis" einbeziehen. Das würde an dieser Stelle jedoch zu weit führen. Ihr werde ich irgendwann eine extra Seite in diesem Thema widmen.)

Manche sprechen von der "inneren Stimme" bzw. vom "Bauchgefühl"oder auch vom "Gewissen", auf die bzw. auf das man hören soll.
In rational nicht eindeutig begründbaren Entscheidungen sind sie wirklich oft hilfreich. Man muss ja nicht gleich annehmen, dass diese innere Stimme "Gottes Stimme" ist.

PS: Was den Garten des Atheisten betrifft, noch eine kleine, nicht ganz erst gemeinte Nachbemerkung:
In der aktuellen Ausgabe der Gartenzeitschrift "Gartenflora" vom Juli 2025, S. 50 fand ich eine hübsche Überschrift zu einem Artikel, in dem es um die Gestaltung von Teichen in Gärten ging:
"Der Natur abgeschaut" 
Natürlich schreibt da niemand:
"Abkupfern beim lieben Gott".

Wie kann man die Geschichte
vom Pfarrer und dem Feuerwehrmann interpretieren?

Als erstes sagt diese Geschichte eines:
Gott muss nicht Wunder wirken, um zu wirken.
Auch die Formulierung von "Gottes fügender Hand" ist in sich nicht stimmig.
Denn - wie man in dem Witz sieht, der sich ja um diese "Gotteshand" dreht - er greift gar nicht direkt ein, er macht einzelne Menschen zu seinen Helfern, zu seinem "Werkzeug", eben zu seiner Hand.
In diesem Sinne ist der Mensch nicht nur "in Gottes Hand", er IST "Gottes Hand".

Noch eine kleine Bemerkung über „Fügungen“
Das, was im "normalen Leben" Zufall genannt wird, in der Wissenschaft z. B. "Koinzidenz", spielt vor allem in der Psychologie eine Rolle. Es gehören auch Begriffe wie "Korrelation" und "Synchronizität" dazu. Bekannt ist in diesem Zusammenhang der Psychiater C. G. Jung.
Man beachte, dass die Wissenschaft sehr genau zwischen "Koinzidenz" (das zufällige zeitliche oder/und räumliche Zusammentreffen zweier nicht durch Ursache-Wirkung gekoppelter Ereignisse) und "Korrelation" (zwei räumlich oder/und zeitlich zusammentreffende Ereignisse sind durch Ursache-Wirkungs-Beziehung miteinander verbunden) unterscheidet: eine "Koinzidenz" mag wie eine "Korrelation" erscheinen, obwohl es bezüglich der beiden Ereignisstränge, die da zusammentreffen, keinen nachweislichen Zusammenhang gibt.

Wenn sich also im persönlichen Leben gewisse angenehme Zufälle, die nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben, ergeben, spricht man gern von "Glück", "eine tolle Fügung" oder eben gern auch von einem "Eingreifen Gottes" bzw. "Geschenk des Himmels".
In Theodor Storms Novelle "Pole Poppenspäler" gibt es eine solche Situation: das Puppenspieler-Lisei trifft als junge Frau in einer für sie fürchterlichen Situation auf den "Pole" (Paul), ihren Freund aus der Kindheit. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Zusammentreffen tendierte gegen Null. Dass es nicht in einer normalen, sondern in dieser extremen Situation passiert, ist noch unglaublicher und führt dazu, dass das Lisei sagt: "Paul! Ja di schickt mir der liebe Gott!"
Der Witz mit dem Feuerwehrmann lässt nun vermuten, dass es durchaus solche göttlichen Eingriffe in das Leben von Menschen geben kann.
Diesen Gedanken finde ich wirklich hübsch! Beweisen kann ich es natürlich nicht, dass es so ist.
Vielleicht, wenn es einen Gott geben sollte, dann gibt es auch diese "göttlichen Fügungen".
Hierbei könnte die (oben bereits erwähnte) so genannte "innere Stimme" eine Rolle spielen, die ja auch den Feuerwehrmann nicht in Ruhe gelassen hat.
Religionen sehen das sicher etwas anders. Sie sind ja immer auch ethische Systeme, in denen Werte und Handlungshinweise von außen vorgegeben werden.  ...
(Diese Fragen werde ich wohl ebenfalls an anderer Stelle gelegentlich weiterführen.)

Das sind alles erst einmal Spekulationen.
Man fragt sich schließlich, warum "er nicht öfter eingreift".
Vielleicht liegt es jedoch nur daran, dass viele Menschen "nicht auf ihre innere Stimme hören"?

Und das ist auch noch nicht das letzte Wort in dieser Sache ...