ERKENNEN ALS HÖCHSTE LUST
Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann,
ist das Erstaunen.
(Johann Wolfgang von Goethe)
"Überall lauert Erkenntnis."
(eigene Erfahrung)
Dem Erkenntnistrieb des Menschen habe ich an anderer Stelle ebenfalls einen Platz
eingeräumt:
ERKENNTNISTRIEB UND SPIRITUALITÄT (in GOTT UND DIE WELT)
Während es dort ausführlichere
Gedanken über den Erkenntnistrieb geben soll, werden hier auf dieser Seite
inhaltliche, praktische Fragen des Erkennens eine Rolle spielen.
Die Unterstruktur zu diesem Thema ist aufgebaut, erste Texte gibt es auf den Seiten
SINNE - MIT ALLEN SINNEN ERKENNEN und
WAHRHEIT.
Die bekannte biblische Geschichte über den menschlichen Erkenntnistrieb habe ich ein wenig "umgeschrieben":
Der Erkenntnistrieb des Menschen - ein wahres Gottesgeschenk
Der
"Baum der Erkenntnis" steht im Paradies, in einem PARADIES! Was für eine Symbolik!
Das Streben nach Erkenntnis gehört zu den spannendsten Eigenschaften des Menschen, die die Evolution (oder die Schöpfung) hervorgebracht hat.
Die biblische Geschichte von Adam, Eva, Schlange und Apfel kann auch anders interpretiert werden als allgemein üblich:
Sieht man sich diese parabelartige Geschichte genauer an, fällt eines auf:
Die beiden Menschlein dort sind ziemlich doof. Sie sind auf alle Fälle eines NICHT: neugierig. Da sie geistig so unglaublich träge sind, verfällt der liebe Gott auf die Idee, sie mit der Nase auf den Baum der Erkenntnis zu stoßen.
Was - hat er sich gedacht -
wird wohl einen Menschen mehr reizen, neugieriger machen als ein Verbot?
So sagter er ihnen also:
"Hört zu, ihr könnt hier alles machen, wozu ihr Lust habt.
Aber die Früchte von diesem Baum dürft ihr auf keinen Fall essen, denn dann werdet ihr
sterben!"
Das Problem war allerdings: Was wussten Adam und Eva schon vom "Sterben"?
Nichts, die Drohung mit einer Strafe hat keine Wirkung, wenn man sie diese nicht geistig ausmalen kann. Die waren so doof, dass sie nicht einmal gefragt haben, was "sterben" denn bedeutet.
Die waren auch nach dem Verbot nicht neugierig. Gleichgültig liefen sie an dem Baum vorbei. Es gab keine Widersprüche, kein Leid, keine Probleme, keine Fragen. So hätten sie in alle Ewigkeit da rumlaufen und essen und schlafen können.
Da begriff der liebe Gott: Er hatte ihnen das Leben zu bequem gemacht.
Er MUSSTE sie dazu bringen, vom Baum der Erkenntnis zu naschen, schließlich brauchte er die Menschen. Sie sollten ihm ja helfen, seine Schöpfung weiter auszugestalten, sie zu vollenden. Im Schweiße ihres Angesichts, mit Frust, mit Freude, mit Verzweiflung und Entsagung - und mit einer Riesenlust am Gestalten, am Kreativ-Sein.
Das wusste er, der liebe Gott, schon ehe er die Schlange losschickte, die beiden zu bezirzen.
Es kostete die Schlange durchaus einige Mühe, ehe sie es geschafft hatte. Eva war neugieriger als Adam. Warum Adam von der Frucht des Baumes aß, darüber können sich die Männer bis heute streiten und der Eva die Schuld in die Schuhe schieben.
Eva biß also in den Apfel und hatte ein sagenhaftes Erkenntniserlebnis,
den ersten AHA-Effekt der Menschheitsgeschichte. Voller Freude (!) überredete sie Adam, es ihr gleich zu tun.
Die Lust am Erkennen war geweckt, irreversibel, unumkehrbar. Und sie war nun unstillbar.
Diese Geschichte hat jedoch einen Haken: Wenn man nicht weiß, was gut und böse ist, weiß man auch nicht, was einen erwartet, wenn man von dieser "Frucht der Erkenntnis" nascht. Sie - Adam und Eva - konnten gar nicht gewollt haben, den Unterschied zwischen gut und böse kennen zu lernen, da sie gar nichts von einem solchen Unterschied wussten...
Es gab wirklich keinen Anreiz, das wissen zu wollen.
Ist das, was den beiden passiert ist, nicht vergleichbar mit dem Lesen-Lernen? Kann man es einmal, kann man nicht mehr zurück in den "seligen" Zustand des Nicht-Lesens.
Ist der Erkenntnistrieb einmal geweckt, wird man ihn nicht wieder los.
Zurück zu Adam und Eva:
Nun endlich, mit ihrer Neugier, ihrem Wissensdurst, durften sie ins wirkliche Leben hinaus, raus aus dem langweiligen, nicht entwicklungsfähigen Paradies.
Was die Bibel drum herum schreibt, mit der
"Vertreibung aus dem Paradies" und der
"Erbsünde", das haben Menschen hinzu gedichtet, die wollten, dass die anderen dumm bleiben. Sie sollten ihren Erkenntnisdrang, ihre Neugier, ihre Zweifel und ihre Fragen als "Sünde" betrachten.
Wenn es also keine Vertreibung war, was war es dann?
Vielleicht eine Flucht?
Sie hatten erkannt, dass das Paradies ihnen nicht wirklich etwas zu bieten hatte, ihren Erkenntnistrieb weiter zu befriedigen.
Gott beobachtete sie natürlich, wie sie sich da heimlich davonschlichen. Und was machte er? Er lachte.
Warum ich das glaube, dass es so war und ist?
Weil die Alternative - das "sündenlose" Verharren im Paradies - keinen Sinn hätte. Dieses Paradies war statisch, nicht entwicklungsfähig, völlig nutzlos.
Liest man,
was Jesus über das Erkennen sagte, dann merkt man sehr schnell, dass auch er äußerst wissensdurstig war und dass er viel wusste über Erkennen und Selbsterkenntnis:
Ich zitiere als Beispiel gern noch einmal den Vers 67 aus dem
Thomas-Evangelium
Quelle Thomas-Ev.:
Jesus sprach: Und würde einer das All erkennen, dabei aber sich selbst nicht erkennen, so würde er die Erkenntnis des Ganzen doch verfehlen.
Warum sind wir Menschen mit einem so unglaublich starken Erkenntnistrieb ausgestattet?
Die Betonung in dieser Frage liegt auf dem
WARUM.
Welchen Vorteil hat es - aus evolutionsbiologischer Sicht - dass wir uns nicht nur mit dem Optimieren von Nahrungssuche und Fortpflanzung befassen, sondern uns solchen Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens stellen?
Diese Frage bewegte mich seit vielen Jahren.
Letztlich läuft diese Frage darauf hinaus,
ob es in der Evolution eine Zielgerichtetheit gibt bzw. welchen Sinn das Leben insgesamt, im kosmischen Maßstab, haben könnte.
Mit dieser Frage
befasse ich mich auch auf der Seite
GOTTES AUFTRAG - HAT "DAS GANZE" EINEN SINN? (in GOTT UND DIE WELT).