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ERKENNEN ALS HÖCHSTE LUST

SINNE - MIT ALLEN SINNEN ERKENNEN

Wenn jemand "einen Sinn für ..." hat, sind damit im allgemeinen  nicht die berühmten klassischen fünf bzw. sechs Sinne gemeint.

Jemand "hat einen Sinn für ..." meint:
er hat "ein Gespür für ...", kann "etwas wahrnehmen", kann unterscheiden zwischen Nuancen einer Wahrnehmung.
Viele kennen sicher noch den Film "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". In dem Titel verbindet sich das Wort "Gespür" mit "Spur", "Spurensuche". Fräulein Smilla konnte in den Spuren des Schnees Dinge entdecken, die anderen Menschen verborgen blieben.
Ein "geschultes Auge" kann also Dinge, Strukturen,  Nuancen, Muster, Zusammenhänge ("das Wesen einer Sache") erkennen, die einem "ungeschulten Auge" verborgen bleiben. In letzterem Fall schaut derjenige wohl sprichwörtlich "wie ein Schwein ins Uhrwerk".

Sinnliche Wahrnehmungen sind die Basis für die Fähigkeit der Menschen, ihre Umwelt und sich selbst erkennen zu können.
Die meisten Menschen sind sich des ganzen Reichtums unserer  sinnlichen Voraussetzungen für unsere Erkenntnisfähigkeit nicht einmal bewusst.
Unser sinnliches Wahrnehmungsvermögen nicht zu erkennen bzw. zu verstehen bedeutet, dass wir uns selbst nicht wirklich kennen.
Ohne diese Selbstreflexion auf unsere Erkenntnisfähigkeit können wir auch nicht alles erkennen, was uns eigentlich möglich wäre.

"Sinne" sind hier in dem "Sinn" gemeint, dass wir Menschen von unserer Umwelt und uns selbst etwas wahrnehmen können.
Wir können viel mehr Dinge  und Erscheinungen, Gegebenheiten und Prozesse erkennen (also "wahrnehmen"), als uns über die "klassischen fünf Sinne" (riechen, schmecken, tasten, sehen, hören)  erkennbar sind.

Diese Sinne von unseren Trieben und Bedürfnissen zu trennen, ist mitunter sehr schwierig. Deshalb lassen Sie sich nicht verwirren, wenn in der weiter unten folgenden Liste - Unsere Sinne, mehr als fünf - auch "Triebe" und "Bedürfnisse" auftauchen.
Wir haben nur solche Triebe und solche Bedürfnisse, die an unsere Sinne gekoppelt sind. Manchmal kann man auch andersherum schließen: wo ein Trieb oder Bedürfnis in uns vorhanden ist, gibt es einen zugehörigen "Sinn" für diese:

Als erstes Beispiel nenne ich das Bedürfnis nach Harmonie (den "Harmonietrieb"), das nur entstehen kann, weil wir einen "Sinn für Harmonie" haben, die Fähigkeit haben, Harmonie zu erkennen.

Wenn sinnliche Befriedigung zur Sucht wird
Leider haben diese Sinne, Triebe, Bedürfnisse auch eine Kehrseite: sie können zur Sucht werden, wenn die "Sehnsucht" nach ihrer Wahrnehmung und Befriedigung sich ins Maßlose steigert.

Aus diesen Sinnen, Trieben und Bedürfnissen erwächst eine weitere Ebene menschlichen Lebens: die Liebe zu diesen Wahrnehmungen und - besonders wichtig - zu deren "Reproduktion", zur Erzeugung von Wiederholungen dieser Wahrnehmungen.

Ein weiteres großes Problem ist das "Abstumpfen der Sinne"
Routine, Gleichförmigkeit, grobe sinnliche Angebote der Medien, Fast-Food-Ketten und Hersteller billiger Fertiggerichte verhindern eine "Verfeinerung" und zerstören z. T. bereits erworbene Fähigkeiten, z. B. auf kulinarischem Gebiet.
In dem Film "Zoff in Beverly Hills" sind die Sinne für Essen und Trinken des Landstreichers am Ende so verfeinert, dass er nicht wieder zurück kann zu seiner alten Lebensweise.

Die Verfeinerung sinnlicher Wahrnehmungsfähigkeit ist letztlich Teil des kulturellen Fortschritts.
Ein aktuelles Gegenbeispiel sei genannt:
Der Absturz in Hartz IV bedeutet auch, dass es genügen muss, satt zu werden. Kulinarische Genüsse sind dann nicht mehr realisierbar.
Anders gesagt - Hartz IV war und ist auch ein kultureller Rückschritt der ganzen Gesellschaft.

Unsere Sinne - mehr als fünf

Die folgende kleine  Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und völlige Richtigkeit.

1. die „klassischen fünf Sinne“ sehen, hören, riechen, schmecken, tasten (Oberflächen fühlen)
2. der Sinn für Ganzheiten, Einheit, Systembildung und der Ordnungssinn / Funktionalitätssinn
3. der Sinn für Effektivität
4. der Sinn für das Unbekannte, das Geheimnisvolle, ...
5. der Sinn für Zukunft
6. der Sinn für „Aufmerksamkeit“
7. der statische bzw. dynamische Sinn bzw. das "Körpergefühl" (Wahrnehmung von Bewegung,  Gleichgewicht, Fallen usw.)
8. der Trieb nach Individualisierung
9. der metaphysische Trieb
10. der Sinn für Glücksempfindungen und der Trieb nach Glückseligkeit
11. der Schönheitssinn
12. der Sinn für gute Beziehungen - der soziale Trieb
13. Spielen als Trieb, Bedürfnis (ggf. als Teil des Zukunftssinns, bzw. des Sinns für das Unbekannte- siehe  auch 4., 5. und 22.)
14. der Bildungstrieb, Erkenntnistrieb
15. Wahrheitstrieb, Wahrheitssinn
16. Sinn für und Drang nach Vervollkommnung
17. Verschwendungssucht
18. Harmoniesinn, Harmonietrieb, Harmoniesucht, Harmoniesehnsucht, Harmoniebedürfnis
19. Hang zum Absonderlichen
20. der Sinn für künstlerische Darstellungen, z. B. erlebt in der Theaterleidenschaft
21. Bedürfnis nach Verbundenheit mit einer „höheren Macht“ - „Religionsbedürfnis“
22. Kreativitäs-Trieb, - Verlangen
23. Heiterkeitsbedürfnis, Bedürfnis nach Freude - der Sinn für Heiterkeit und Freude
24. Tätigkeitstrieb (es besteht ein Zusammenhang zwischen 13 , 22 und 24)
25. Schau - Lust, die natürlich aus dem optischen Sinn, der Fähigkeit,
sehen zu können, entsteht,
26. Zerstörungslust, Zerstörungstrieb
27. Liebe zum Buch / Sucht nach dem Buch
28. Bedürfnis nach Luxus und Repräsentation (eng gekoppelt mit Nr. 17)
29. Die Liebe zum, die Sehnsucht nach dem Wunderbaren

Die "Kehrseite" dieser Fähigkeiten zur "sinnlichen Wahrnehmung" ist, dass diese neben der Lust und dem Vergnügen, dass sie erzeugen, oft auch die Quelle von höchstem Schmerz und Leid sein können.
Mozart und Max Planck, die beide "das absolute Gehör" hatten, wird nachgesagt, dass sie höllisch unter diversen Lauten (zu deutsch: Krach, Lärm, Gekreische, ...) ihrer Umgebung zu leiden hatten.

Die Lebenskunst des Genießens und Erkennens in einem
Letztlich besteht die Lebenskunst darin, zu lernen, mit allen  Sinnen zu genießen.
Man ist also vor die Aufgabe gestellt, seine Sinne zu schulen und zu verfeinern  - nur so sind höchster Genuss und höchste Erkenntnis möglich.
Letztes  Ziel und Erfüllung ist dann, dass das Erkennen und das Genießen zusammenfallen zu einem einzigen Erlebnis.