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EINMISCHUNG IN DIE WISSENSCHAFT

ABWEHR VON EINMISCHUNGEN IN DIE WISSENSCHAFT

Spannend wird es, wenn man beginnt, Argumente von wissenschaftlicher Seite gegen diejenigen zu sammeln, die wissenschaftliche Erkenntnisse - nun, nennen wir es einmal so - "hinterfragen": Fragen zu Themen stellen, zu denen die Wissenschaft noch keine Antwort weiß oder ihre Antworten ungenügend erscheinen. Fragen zu stellen, sollte auch Laien erlaubt sein.
Doch gelegentlich bekommen sie Argumente aus Wissenschaftskreisen zu hören, die eher abschrecken, sich mit wissenschaftlichen Themen zu befassen, als dass sie die Freude an der Wissenschaft beflügeln.
Wen wundert es dann, wenn diese Laien selbst anfangen nachzudenken, sich eigene Erklärungen suchen und eigene "Theorien"  entwickeln?

"Das Dorf, das beschloss, die Erde sei flach" A1
Aus meinem Bekanntenkreis hat mir vor einiger Zeit ein junger Mann seine Gedanken zur "Flach-Erde-Theorie" geschickt, auf dass ich sie beurteilen möge. Ich wollte ihn nicht verletzten, daher schrieb ich nur, dass ich "Kopernikaner" bin und daher seinen Gedanken nicht folgen kann. Ohne diese kleine Erfahrung hätte ich vielleicht auf Youtube gar nicht darauf geachtet, dass auch dort Leute diese verrückte Idee verbreiten. Nun kann man so etwas sicher mit "Spinner gibt es überall" abtun.
Was viel erschreckender für mich war, waren die "Argumente" der "Flacherde-Anhänger", die bis zu persönlichen Beleidigungen derjenigen gingen, die "an die Kugelgestalt der Erde glauben". Das bekam jemand zu hören, der unbequeme Fragen stellte und Argumente pro Flacherde widerlegte.
Am meisten erschreckte mich aber meine "Selbstzensur": ich dachte, wenn jemand das hört, dass ich mir da einige der Videos angesehen habe, hält er mich womöglich auch für einen von diesen Spinnern.

• "Verschwörungstheorien" und alternative Theorien
Es gibt noch schlimmere Fanatiker, die voller Wut gegen die etablierte Wissenschaft ihre "Verschwörungstheorien" aufstellen. Natürlich reagiert die Wissenschaftselite in solchen Fällen abweisend.
Was aber ist, wenn es außerhalb der "science community" berechtigte kritische Stimmen gibt oder Menschen kluge Gedanken und Theorien entwickeln, die die Wissenschaft voranbringen könnten?

Man weiß es aus der Geschichte zuhauf: neue Erkenntnisse, neue Gedanken, neue Theorien werden von der "Wissenschaftsgemeinde" (das deutsche Wort für "science community") oftmals erst einmal ignoriert oder bekämpft. Viele Menschen wurden dafür verfolgt und teilweise sogar in den Wahnsinn getrieben bzw. für verrückt erklärt (Beispiele gibt es sehr viele, ich denke im Augenblick vor allem an Ignaz Semmelweis und Robert Mayer).
Wurde eine Theorie schließlich in dieser Gemeinschaft anerkannt, werden andersherum kritische Stimmen mit größter Schärfe bekämpft.

Das obige Beispiel mit der "Flacherde" kann man auch andersherum sehen: heute sind fast alle Menschen, die sich mit der Frage nach der Erde und ihrem Platz im Weltall befassen, Kopernikaner. Kopernikaner meint, dass es für sie selbstverständlich ist, von der Kugelgestalt der Erde auszugehen und die Sonne als Mittelpunkt unseres Planetensystems zu sehen, um den die Erde mit den anderen Planeten kreist. Spätere Verfeinerungen der Grunderkenntnisse von Kopernikus durch Tycho Brahe, Johannes Kepler usw. bis in die heutige Zeit tun dieser grundlegenden Erkenntnis, die gern auch "kopernikanische Wende" genannt wird, keinen Abbruch.
Neben all den komplizierten Berechnungen aus den Beobachtungen blieb eine allgemein verständliche Aussage, die jedem Schulkind nachvollziehbar vermittelt werden konnte. Inzwischen muss ich jedoch befürchten, dass der Schulunterricht stellenweise versagt hat, wenn es heutzutage neue "Flacherde-Anhänger" gibt.

Heute Kopernikaner zu sein, ist keine Kunst, da dessen Erkenntnisse allgemeine Anerkennung gefunden haben. Doch zu seinen Lebzeiten und viele Jahre später wurden seine Anhänger verfolgt und mundtot gemacht.

• Über "Einsteinkritik", Autoritätsgläubigkeit und "selber denken"
Ganz sicher habe ich während meines Physikstudiums die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie von  Albert Einstein nicht verstanden. Das hätte mich nie dazu gebracht, seine Theorien anzuzweifeln. Denn das Wissen dafür fehlte mir einfach.
Doch dann passierte es, vor gut 20 Jahren.  Ein Satz schneite in mein Leben, der meine bis dahin ungebrochene Autoritätsgläubigkeit wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber ins Wanken brachte.
Ein Physiker, der meine ersten Notizen zu meiner Idee  für ein neues Atommodell gelesen hatte, machte sich darüber lustig. Ich besorgte mir sein Buch "Die Physik und das Jenseits", fand einen logischen Fehler in einer mathematischen Ableitung, den ich ihm schickte. Prof. Günter Ewald  (siehe de.wikipedia.org/wiki/Günter Ewald »externer Link«)  antwortete mir schnell und schenkte mir am Ende seiner Ausführungen diesen Satz:

        "Hoffentlich habe ich Sie nun endgültig davon abgehalten,
         Einstein widerlegen zu wollen."


Dieser Satz prägte mich tief, war ich mir einer solchen Absicht bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bewusst gewesen. Dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, Einstein zu "widerlegen"? Was sollte das  denn für ein Schwachsinn sein?
Der nächste Gedanke war: habe ich mit dieser kleinen mathematischen Spielerei, die ich ihm geschickt hatte, wirklich unbeabsichtigt (!) an den Grundfesten der Einsteinschen Theorien geknabbert? Wieso hat er so heftig auf meine  Gedanken reagiert, wenn sie doch ganz offenbar falsch waren?
Ich werde die Details dieser mathematischen Frage später noch zur Diskussion stellen.

Professor Ewald (Gott habe ihn selig, er verstarb im Jahr 2015, ohne dass wir unsere kleine Kontroverse noch beenden konnten) war ein sehr angesehener Wissenschaftler.

Da gab es aber noch ein anderes Buch von einem angesehenen Wissenschaftler: "Die Physik der Unsterblichkeit" des US-amerikanischen Professors Frank J. Tipler. Darin fand ich stellenweise ziemlich erschreckenden Unsinn, den ich hier gern später ebenfalls vorstellen werde.

Nachdem ich einmal auf dieses Thema gestoßen worden war, fielen mir weitere Dinge auf. Schließlich stieß ich im Internet auf eine ganze Gruppe von "Einsteinkritikern". Eine Zeitlang hörte ich mir ihre Gedanken an, las ihre Bücher und stellte fest, dass sie sich untereinander selbst widersprechen.  Einiges war aus physikalischer und erkenntnistheoretischer Sicht so horrender Schwachsinn, dass es mir um die Zeit leidtat, die ich bei der Beschäftigung damit vergeudet hatte. Man kann nicht 20 Bücher lesen, um  vielleicht eines zu finden, das eine brauchbare Kritik enthält.
Andererseits gab es Leute, die in Internetforen mit heftigsten Beleidigungen gegen diese Gruppe vorgingen. Auch mit dieser Methode kann man sicher keine wissenschaftlichen Streitgespräche führen.
Was mir an Erfahrung aus dieser Zeit bleibt, ist die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, "von außen" Kritik an anerkannten Lehrsätzen und Theorien zu üben.

Schließlich gab ich auf:
Ich brauche die Einsteinschen Theorien nicht wirklich für meinen Erkenntnisweg. Es bringt mich nicht eine Spur weiter beim Nachdenken über das Rätsel Gravitation, wenn ich höre, dass sie eine "Raum-Zeit-Krümmung" ist. Damit ist gar nichts gesagt über das Wesen der Gravitation. Punkt.
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  Anmerkung A1
"Das Dorf, das beschloss, die Erde sei flach" ist eine äußerst spitzzüngige geistvolle satirische Erzählung des Dschungelbuchautors Rudyard Kipling. Darin wird ein ganze Dorf mit einem guten Essen bestochen, bei einer "Wahl" diese Aussage zu "bestätigen".
Diese Geschichte habe ich vor vielen Jahren in einem aus der Bibliothek entliehenen Buch gefunden. Eine genaue Quellenangabe ist mir nicht mehr möglich.