banner fri - FRIDOLIN, DIE GESCHICHTE EINES ATOMMODELLS
FRIDOLIN
DIE GESCHICHTE EINES NEUEN MODELLS VON DER STRUKTUR DER MATERIE
DIE VORGESCHICHTE (1955 - 1998)
VON DER PHYSIK ZUR PHILOSOPHIE

MATERIALISMUS UND IDEALISMUS -
DIE ALTE GRUNDFRAGE DER PHILOSOPHIE

Zuerst werfe ich
    "Einen kurzen Blick auf die Grundfrage der Philosophie"
und bekenne mich zu ihrer materialistischen Beantwortung.
Irgendwann legten sich mir
     Erste "Stolper-Gedanken" in meinem "reinen atheistischen Weltbild"
in den Weg. 
         (Die Unterabschnitte dieses Textes sind:
         Die "Welle-Teilchen"-Analogie
         Fremdwissen und Eigenwissen
         Von welchem Bewusstsein ist hier eigentlich die Rede?)
Doch dann kommt
      Der K.O.-Schlag: Max Planck und die "causa finalis"
Im
       PS - die alte und die neue Grundfrage

gehe ich kurz darauf ein, warum ich neben dieser "alten" Grundfrage der Philosophie eine "neue Grundfrage der Philosophie" sehe.
Hiermit stellen ich sie erstmals öffentlich zur Diskussion.

Ein kurzer Blick auf die (alte) Grundfrage der Philosophie:

Ja, diese "Grundfrage der Philosophie", wie Friedrich Engels sie formuliert hatte, hatte es mir angetan.
Sie teilte die Welt ein  in "Materie" und "Bewusstsein" und frage: Was von den beiden war zuerst da?
Je nach Beantwortung dieser Frage waren die meisten Philosophen in der Geschichte der Philosophie entweder Anhänger des Materialismus oder des Idealismus, von ein paar Unentschlossenen einmal abgesehen. Ich glaube, Aristoteles gehörte zu dieser dritten Gruppe.
Mit dieser Grobeinteliung hatte man einen guten Leitfaden, eine brauchbare Orientierung, wenn man sich mit der Philosophiegeschichte befassen wollte.

Zurück zu Engels - der hatte nicht davon gesprochen, dass sie "die Grundfrage der Philosophie" sei - es heißt bei ihm ausdrücklich
              "die Grundfrage aller bisherigen Philosophie"
.
Ich habe sie fast schon "mit der Muttermilch eingesogen". Sie und die sich aus den zwei möglichen Antworten - natürlich einer richtigen und einer falschen - ergebenden Grund-Weltbilder führten mich ja weg vom christlichen Glauben und hin zur atheistisch-materialistisch-wissenschaftlichen Sicht, in der die einzig richtige Antwort auf diese Frage zu finden war:
die vom "Primat der Materie" und dem Bewusstsein als einer Eigenschaft dieser Materie.
Die andere, die "idealistische" Antwort , war "pfui", war absolut indiskutabel, war so etwas wie das geozentrische Weltbild in der Astronomie: einfach überlebt, überholt, primitiv, ohne jeden echten wissenschaftlichen Erkenntniswert.

Zum ersten Mal wurde sie uns in der Schule vermittelt, im Staatsbürgerkunde-Unterricht, der so etwas ähnliches war wie heute Sozialkunde und Ethikunterricht in einem.
Später, im Studium, war sie natürlich auch der Ausgangspunkt für das Pflicht-Studienfach marxistisch-leninistische Philosophie.
Jeder Student in der DDR musste daran teilnehmen, erst recht natürlich jeder Physikstudent.

Nach dem Studium waren es die Weiterbildungsveranstaltungen der Werktätigen der sozialistischen Produktion - ob die Jugendlichen im "FDJ-Studienjahr", oder die Gewerkschaftsmitglieder in den "Schulen der sozialistischen Arbeit" oder die Mitglieder der SED im "Parteilehrjahr" - in denen diese materialistische Beantwortung der Grundfrage immer wieder anklang.

Mit der Beantwortung der Grundfrage der Philosophie im Sinne des Materialismus hätte ich mein ganzes Leben zufrieden sein können, wenn es da nicht einige einschneidende Erlebnisse bzw. Erkenntnisse gegeben hätte, die Zweifel säten, zum Nachdenken anregten.

Erste "Stolper-Gedanken" in meinem
"reinen atheistischen Weltbild"

Die "Welle-Teilchen"-Analogie

Doch zurück zum Studium: da gab es einmal ein hochspannendes Gespräch zwischen mir und einem Mathematik-Studenten. Er, Gunter, war bekennender Christ, nahm mich einmal sogar mit in die evangelische Stundentengemeinde der TU Dresden.
Also, in diesem Gespräch stritten wir uns heftig über Materialismus und Idealismus. Jeder von uns glaubte ja aus seiner Weltanschauung heraus, dass seine Antwort auf die "Grundfrage" die richtige sei. Ich kann mich nicht wirklich an seine Argumente erinnern, sie waren mir einfach zu fremd. Doch andererseits musste ich ja anerkennen, dass er als intelligenter Mensch diesen Standpunkt vertrag und dem Materialismus, wie ich ihn verstand, ablehnend gegenüberstand. Er hatte also darüber ausgiebig nachgedacht und war kein "Gewohnheitschrist".
Irgendwann in dem Gespräch begriff ich, dass wir jeder in unserer Sichtweise nicht bereit waren, die Position des anderen zu akzeptieren oder gar selbst zu übernehmen.
Danach war es zu diesem Gedanken nicht mehr weit, den ich ihm gegenüber auch aussprach: dass unser Streit  sehr ähnlich war zur Frage danach, ob z. B. Licht "Welle oder Teilchen" ist: es schien nur ein "entweder-oder" zu geben.
Beim Licht hatte man sich auf den berühmten "Welle-Teilchen-Dualismus" geeinigt.
Könnte es vielleicht sein, dass auch im Streit zwischen Materialismus und Idealismus ein solcher Dualismus denkbar wäre?
Der Gedanken war unvorstellbar - und wahrscheinlich gerade deshalb blieb er bei mir hängen.
Eine "höhere Warte", eine übergreifende Sichtweise könnte das Problem lösen, doch es gab sie nicht.
Aus heutiger Sicht könnte ich sagen, dass damals schon ein erstes Ahnen um das "Zwei-zu-Eins-Machen" (siehe hierzu auch ZWEI GLEICH EINS? in  FRIDOLIN » DIE VORGESCHICHTE) aufkeimte, doch das wäre gelogen.
Meine Großmutter hatte dieses Problem "praktisch", ganz "unphilosophisch" gelöst: sie war Christin und Marxistin zugleich, ganz einfach, ganz selbstverständlich.

Die Frage blieb offen: Was war zuerst da?
Materie oder Bewusstsein - das materielle oder das geistige "Sein"?
Das Frageprinzip ist bekannt: Was war zuerst da - Henne oder Ei?
Das steckte wohl analog auch in der Frage meiner damals etwa sechsjährigen Tochter: "Mutti, wo kam das erste Pferd her?"

Fremdwissen und Eigenwissen

Das folgende verstörende Erlebnis muss ich in diesem Zusammenhang auch erwähnen: In einer Gesprächsgruppe erzählte ein "Stabü-Lehrer" (Staatsbürgerkunde-Lehrer) von der Abiturprüfung eines Mädchens, bei dem er wusste, dass sie bekennende Christin ist. Es schien ihn zu amüsieren, sie mit der "Grundfrage der Philosophie" geprüft zu haben. Sie gab das angelernte Wissen korrekt wieder. Doch dann hatte sie es gewagt zu sagen, dass ihre Antwort auf diese Grundfrage eine andere sei, die sie dann auch formulieren wollte. "Ich habe die Prüfung natürlich sofort abgebrochen!", teilte uns der Lehrer stolz mit. Spontan, ohnen nachzudenken, meinte ich darauf: "Können nur Kommunisten gute Staatsbürger sein?" War nicht klug von mir, das Gespräch wechselte nach einer betretenen Pause zu einem anderen Thema. Niemand wagte eine Diskussion.

Von welchem Bewusstsein ist hier eigentlich die Rede?

Einmal sagte jemand im Zusammenhang mit einer Diskussion um diese Grundfrage, dass es bei dieser Gegenüberstellung von Materie und Bewusstsein schließlich nur um das  "menschliche Bewusstsein" geht. Über die Existenz oder Nichtexistenz eines "göttliches Bewusstsein" sage sie gar nichts aus.
Damit hätte der Streit eigentlich sein Ende finden können, doch nun wird es noch verrückter:
Was soll "göttliches Bewusstsein" denn sein - der "Heilige Geist"?

Wie kann man sich die Entwicklung (die "Evolution") des Bewusstseins vorstellen? Haben auch andere Lebewesen (Tiere, Pflanzen) ein wie auch immer geartetes Bewusstsein?* Auf welcher Ebene der Materie, der Struktur der Materie fängt diese dann aber an, "Bewusstsein" zu haben? Wo ist der Qualitätssprung zwischen unbewusster und bewusster Materie auszumachen?
Was - um Gottes Willen - ist dann letztlich unter "Bewusstsein" zu verstehen?
Je tiefer man in diese Fragestellungen eindringt, um so ratloser wird man.
Ist es bei der Suche nach Antworten in diesem Zusammenhang wirklich so seltsam, wenn eine Alice Bailey über ein "Bewusstsein  des Atoms" nachdenkt? (siehe Bailey, A. - Zitate)
* Dieses Thema ist ja aktuell im Jahr 2024 mehrfach behandelt worden: Man ist sich sicher, dass auch Tiere ein Bewusstsein haben, unterschiedlich weit entwickelt, aber es ist da. Es gibt sogar Bewusstsein, das kein Gehirn (das allgemein als Träger des Denkens, des Bewusstseins im weitesten Sinne angesehen wird) benötigt.

Das K.O.: Max Planck und die "causa finalis"

Einmal las ich in einem Text von Max Planck etwas von einer "causa finalis".
(siehe Planck, M. (1) - Zitate)
Diese "Zielursache" war mir zuvor noch nirgends untergekommen und beschäftigte mich sehr stark. Letztlich brachte sie mein gefestigtes altes materialistisches Weltbild völlig durcheinander. Es ging - bildlich gesprochen - durch "K.O.-Schlag" zu Boden.
Dass dieser Gedanken so wichtig war, habe ich erst nach und nach begriffen.
Ich musste mich zuerst der Frage stellen:
Gibt es diese "causa finalis" überhaupt?
Gerade in der Physik waren und sind wir es gewohnt, so eine "nichtmaterielle", in der Zukunft liegende Ursache auszuschließen.
Wir brauchten sie - diese Ursache - nicht, um die Welt zu erklären.
Berühmt wurde der französische Wissenschaftler Laplace auch mit einer Bemerkung zu der Frage, warum in seinem Buch das Wort "Gott" nicht ein einziges Mal vorkomme:
                "Ich habe dieser Hypothese nicht bedurft."

Es hat noch ziemlich lange gedauert, ehe ich überhaupt begriff, dass sich mit dieser "causa finalis", mit dieser Ziel- oder Zweckursache ein rational nachvollziehbares Gottbild in mein Bewusstsein geschlichen hatte, dass beides sozusagen die zwei Seiten einer Medaille sind - letztendlich passierte dieser Denkschritt erst einige Zeit nach der Wendezeit. Wollte ich ihn zulassen oder verscheuchen?
Es half nichts - ich musste in der Folgezeit weiter darüber nachdenken.
Ich glaube inzwischen sogar, dass das Ausschließen dieser "Hypothese Gott" die wissenschaftlichen Erkenntnisse von vornherein einengt.

Damit sage ich natürlich nichts darüber, ob sie sich beweisen lässt.
Aber die "Hypothese Kein-Gott" ist gleichfalls nicht bewiesen, bisher. Wir sind mit ihr nur gut vorangekommen in der Erforschung der objektiven Realität, bisher.

Ein Ergebnis meiner Suche und meines Nachdenkens ist das Thema dieser Website GOTT UND DIE WELT - CAUSA FINALIS.


PS: Die "alte" und die "neue" Grundfrage der Philosophie

Die alte Grundfrage der Philosophie hatte sich für mich also verschoben hin zur Frage:
Gibt es eine "Zielursache" bei allem, was in der Welt geschieht, oder gibt es sie nicht?
Die "alte Grundfrage der Philosophie" hat damit ihre Wichtigkeit für mich verloren.

Die aktuellen Probleme der Menschheit müssen aus beiden Denkrichtungen heraus - aus der Sicht des Materialismus UND aus der Sicht des Idealismus - gelöst werden, gemeinsam.

Nun erlaube ich mir, diese Frage  - die ich die "neue Grundfrage der Philosophie" nenne - auch öffentlich zu stellen:

Handelt die Welt, handelt der Kosmos zielgerichtet oder nicht?

Eine Antwort auf diese Frage ist von "unendlicher" Bedeutung für die Menschheit.

Ich habe in GOTTES AUFTRAG - HAT "DAS GANZE" EINEN SINN?  diesen Gedanken bereits vor längerer Zeit thematisiert.
Auch GOTTES NESTHÄKCHEN - DER ATHEIST deutet diese Frage an. Und nicht zuletzt müssen sich beide Denkrichtungen auch der Frage stellen, die in Lessings "Nathan, der  Weise" gestellt wird:
Welcher Ring hat die Fähigkeit, angenehm zu machen vor den Menschen?
(siehe auch LESSING, G.E. - in DIE BESTEN GEDANKEN » KUNST + PHANTASIE)

Wenn ich mich als Teil einer zielgerichteten kosmischen Entwicklung spüren kann
, bekommt mein Leben - unabhängig davon, ob ich an Gott oder an ein "ewiges Leben" glaube oder nicht - einen Sinn.