banner fri - FRIDOLIN, DIE GESCHICHTE EINES ATOMMODELLS
FRIDOLIN
DIE GESCHICHTE EINES NEUEN MODELLS VON DER STRUKTUR DER MATERIE
DIE VORGESCHICHTE (1955 - 1998)

›JUNGEN SIND BESSER IN MATHEMATIK ALS MÄDCHEN‹

Mein Mathematiklehrer, Herr Fuß, hatte mir diesen Satz gesagt. Anlass war die so genannte "Mathematik-Olympiade" - ein Schülerwettbewerb, der  DDR-weit innerhalb der Klassen einer Schule und dann zwischen Schülern auf Kreis- und Bezirksebene ausgetragen wurde. In den oberen Klassenstufen gab es sogar Wettbewerbe auf DDR-Ebene. Horst, ein Mitschüler, und ich hatten in der Klassenstufe 5 in der Zahnaer Schule beide die Höchstpunktzahl erreicht.
Doch nur einer von uns beiden durfte an dem Wettbewerb auf Kreisebene teilnehmen. Mit der obigen Aussage begründete Herr Fuß, warum Horst fahren durfte und nicht ich. Diese Auffassung war - wie ich später erfahren sollte - damals (1962/1963) noch allgemein üblich.A1.

Die Geschichte hat zwei Jahre später eine hübsche Pointe erfahren. Inzwischen ging ich in Wittenberg zur Schule A2 Mein dortiger Mathematiklehrer, Herr Bartels, leitete auch eine schulische Mathematikarbeitsgemeinschaft, die mir sehr viel Freude machte. In der 7. Klasse gewann ich nicht nur bei der Mathe-Olympiade auf Kreisebene, ich belegte auch auf Bezirksebene den ersten Platz.

Natürlich wollte ich es nicht "wahr-haben", was Herr Fuß da behauptet hatte.
So begann ich, diesen angeblichen geistigen Niveau-Unterschied zwischen Jungen und Mädchen zu beobachten, immer in dem Glauben und der Hoffnung, dass es ihn gar nicht gäbe.
Sicher hat auch mein Vorname "Brunhild" dabei eine wichtige Rolle gespielt.
Dieser Name verband mich mit dem Schicksal meiner starken Namensvetterin aus dem Nibelungenlied, die sogar Männer besiegen konnte und die nur in Siegfried, dem Drachentöter, einem Mann begegnete, der stärker war als sie.

Später lag eine Zeitlang mein ganzer Stolz darin, sagen zu können:                                           "Ich denke wie ein Mann."
Das war, in dieser Absolutheit gesagt, natürlich ein Irrtum, wie ich irgendwann erkennen musste.

Erst nach dem "Wendejahr" erfuhr ich, dass es so etwas wie ein separates "weibliches Wissen, Denken und Erkennen" gibt.
Zwar wusste ich von den Frauen in der Geschichte, die als so genannte ›Hexen‹  verfolgt und grausam gefoltert und ermordet wurden, doch war die Assoziation zu einem "weiblichen Wissen" nicht damit verbunden, erst recht sah ich keinen Zusammenhang zu einem in vielen Märchen erwähnten "Hexenwissen".
Erste Beispiele für heutiges "weibliches Wissen" bzw. "Frauenwissen" stelle ich auf diesen Seiten vor:
FRAUEN IN NATURWISSENSCHAFT UND TECHNIK - FINUT

(hier in FRIDOLIN » INTERESSE WECKEN)
und
FEMINISTISCHE WISSENSCHAFTSKRITIK
(in GRUNDFRAGEN DER PHYSIK UND DER WISSENSCHAFT » WISSENSCHAFTSKRITIK).

Eine weitere sehr wichtige Episode aus jener darf ich keinesfalls unerwähnt lassen:
Wir hatten in der Schule viele Möglichkeiten für eine organisierte Freizeitgestaltung. So gab es einmal  in meinem 7. Schuljahr ein Angebot, die Schrift von Friedrich Engels "Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" zu lesen und darüber zu sprechen.

Zunächst will ich jedoch auf der nächsten Seite erzählen, warum ich den Beruf des Mess- und Regelungsmechanikers lernen musste, der mich dann anregte, Physik zu studieren: EIN ZWANG, DER ZUM SEGEN WIRD.
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Anmerkung A1
• Vor einigen Jahren sah ich eine TV-Sendung im mdr, in der es um das "soziale Geschlecht" ging. Das meinte die Erziehung zum Mann bzw. zur Frau mit bestimmten "geschlechtstypischen Eigenschaften", Rollenklischees. 
In dem Zusammenhang wurde erwähnt, dass Jungen und Mädchen in der 2. Klasse Mathematikaufgaben noch "gleich gut" lösen würden. Doch ließen die Leistungen der Mädchen sofort nach, als sie hörten, dass Jungen besser in Mathematik seien als Mädchen.

• Zur Erklärung für die Verwendung dieser Sonderzeichen (mein "Abscheuzeichen") › ... ‹  für den Titel dieser Seite ›JUNGEN SIND ... ‹ und auch später im Text beim Wort ›Hexen‹ siehe Hinweise zu Struktur ...
 
Anmerkung A2
Etwas komplizierte Familienverhältnisse, die ich hier nicht näher beschreiben möchte, hatten dazu geführt, dass ich im Jahr 1963 von Leetza zu meiner Großmutter väterlicherseits, meiner geliebten "Großmama", nach Wittenberg gezogen war. Die Aussicht, nun die Wittenberger Bibliothek nutzen zu können, war natürlich äußerst verlockend.
Großmama (1897 - 1981) war eine bemerkenswerte Frau. Zum Beispiel hatte sie kein Problem damit, sich gleichzeitig als Christin und als Kommunistin zu sehen. Zu der Zeit, als sie Kommunistin wurde, konnte das durchaus gefährlich sein. Sie erzählte z. B., wie sie gemeinsam mit ihrem Mann in den 1920er Jahren Wahlplakate für Ernst Thälmann (* 1886, Vorsitzender der KPD, Mitglied des Reichstags von 1924 bis zu seiner Verhaftung 1933, Ermordung im August 1944 im KZ Buchenwald) geklebt hatte. Andererseits liebte und verehrte sie Jesus inbrünstig.