VISIONEN + ZIELE
DER ZUKUNFTSSINN DES MENSCHEN
„Wer Träume verwirklichen will,
muss wacher sein und tiefer träumen als andere.“
Karl Förster, Garten-Philosoph (1874 - 1970)
Die geistige Vorwegnahme der Zukunft
An dieser Stelle will ich mich mit dieser
"unglaublichen Fähigkeit des Menschen, Zukunft geistig vorweg nehmen zu können" befassen.
Vergangenheit ist das, woran wir uns erinnern können,
Zukunft ist das, was wir erwarten können.
Gegenwart ist das, was wir wahrnehmen können.
Heute wird der Erinnerung gegenüber der Erwartung ein zu großer Bereich, zu viel Zeit, eine zu hohe Aufmerksamkeit gewidmet.
Wir sind es so sehr gewöhnt, dass wir uns dieser besonderen Fähigkeit im Alltag gar nicht mehr bewusst sind: wir können "in die Zukunft" sehen, wir können uns ein "Bild von einer möglichen Zukunft" machen.
Anders gesagt:
Die Fähigkeit, sich erinnern zu können, Wissen und Erfahrungen zu speichern, ist nur die eine Hälfte des menschlichen "Bewusst-Seins".
Die andere Hälfte ist diese: Wir können träumen, wünschen, Pläne machen, voraussschauend die Wirkungen unserer Handlungen kalkulieren.
Und wir können versuchen, diese Träume, Wünsche und Pläne zu realisieren, aktiv umzusetzen.
Es ist hoffentlich offensichtlich, dass ich mit dem Wort "Träumen" nicht die - passiven - Schlafträume meine, sondern die aktiven, bewusst gesteuerten "Wachträume".
Diese Art zu träumen ist Teil der menschliche Fähigkeit, die Zukunft geistig vorweg zu nehmen, sich zukünftige Ereignisse und Entwicklungen vorstellen zu können.
Das Träumen, das ich meine, ist wesentlich von Hoffnung, Erwartung und Vorfreude geprägt.
Welchen Vorteil bietet es aus Sicht der Evolutionstheorie, die Fähigkeit, in die Zukunft "sehen" zu können die Fähigkeit, zu hoffen, herauszubilden?
Wissenschaft als Methode, "in die Zukunft sehen zu können"
Mathematisch können wir zukünftige Ereignisse sogar berechnen, die physikalischen Gesetze helfen uns, Experimente durchzuführen, die exakt das erstrebte, geplante Ergebnis bringen, die "reproduzierbar" sind.
Die Wissenschaft gibt uns zunehmend die Mittel in die Hand, Pläne umzusetzen und dabei auch das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Wenn Wissenschaftler und Techniker bei ersten Niederlagen aufgegeben hätten, würden wir heute noch keine Flugzeuge und kein Internet kennen, wahrscheinlich nicht einmal die Glühbirne.
(Ich weiß, es heißt "Glühlampe", aber ich liebe das Wort "Glühbirne" nun einmal und verwende es lieber als das exakte Wort.)
Zukunftsplanung im Kleinen
Normalerweise geht jeder Planung eine Zeit des Träumens und des Wünschens voraus, egal ob es sich dabei um den Bau eines Hauses oder die Gründung einer Familie, die Wahl eines Berufes oder des nächsten Urlaubsortes handelt. Ohne Planung dürfte wohl vieles "schief laufen".
Wenn schon im Kleinen, im Leben eines einzelnen Menschen, die Lebens-Gestalten ohne Träumen, Wünschen und Planen nicht gelingen kann, wie soll es dann im Großen klappen?
Konzerne, Unternehmen, Betriebe, Städte- und Verkehrsplaner und andere Strategen zumindest sind da schlauer. Sie versuchen es wenigstens, ihre Träume und Wünsche zu Plänen zu machen und diese dann systematisch und zielgerichtet umzusetzen.
Bei Schwierigkeiten, Hemmnissen, Verlusten, Unvorhersehbarkeiten, Rückschlägen, Niederlagen geben auch sie - die erfolgreichen zumindest - nicht auf.
Sie machen "unbeirrbar" weiter.
"Guter Hoffnung" sein - der Zukunftssinn der Frauen
"Guter Hoffnung" zu sein, hat eine ganz spezifische Bedeutung: man sagt es nur über Frauen, die schwanger sind. Es ist erstaunlich, dass sich diese Bezeichnung entwickelt hat. Denn früher war es für viele Frauen eher ein Fluch, schon wieder schwanger zu sein, wenn das Essen kaum für die schon lebenden hungrigen Mäuler reichte.
Andererseits wird ja gelegentlich darauf verwiesen, dass
"Kinder unsere Zukunft" sind. Man hofft, dass es "ihnen besser geht", dass sie das eigene, vielleicht erst angefangene Lebenswerk fortsetzen werden.
Vieles von dem, was wir heute tun, hat ja nur wirklich Sinn, wenn es eine Zukunft hat. Wozu sonst sollten Bücher geschrieben, Kunstwerke erschaffen, wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden, wenn nicht auch in dem Gedanken, dass sie zukünftigen Generationen nützlich sein könnten.
Von S. Kirkegard (1813 – 1855) stammt der Spruch:
„Schwanger sein heißt, guter Hoffnung sein
und Hoffen heißt, die Möglichkeit des Guten erwarten.“
In dem Lexikon
"Das geheime Wissen der Frauen" von
Barbara G. Walker
Quelle stieß ich auf eine Stelle im Suchwort "Mutterschaft"(S. 763), in der von dem
"Zukunftssinn" der Frauen gesprochen wird. Begründet wird das mit der Sorge um die Kinder. Angemerkt wird dort, dass Männer "nur in Ausnahmefällen" zu einem solchen Zukunftssinn fähig sind.
Die Fähigkeit, nach der Zukunft zu fragen, sie sich vorzustellen und zu hoffen, dass sie "besser" wird, ist offenbar den Menschen "angeboren".
Hier ein Textauszug aus "Mutterschaft":
»Die Frau hat „als Teil ihrer besonderen Sexualität einen Sinn für die Zukunft: eine Empfindung für Entwicklung und Wachstum, die Neigung, Vergnügungen zugunsten zukünftiger Vorteile aufzuschieben, ein Gefühl für die Phasen und Abschnitte des Lebens, Verständnis für den Wert des einzelnen menschlichen Wesens. Diese Empfindungen sind die eigentliche Grundlage der menschlichen Moral.“«
Übrigens gibt es ein Märchen, das diesen Zukunftssinn der Frauen auf das herrlichste parodiert, in einem kleinen Text
stelle ich diese Parodie vor:
DIE KLUGE ELSE (in EINMISCHUNGEN » MÄRCHENHAFTES).