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LESESTOFF AUS UND ÜBER WITTENBERG

SONNTAGSVORLESUNG 1995
"FRAUEN MISCHEN SICH EIN"

Sie ist eine gute Tradition geworden, die jährlich unter einem bestimmten Thema stehende Sonntagsvorlesung des Wittenberger Predigerseminars.
Im ersten Halbjahr wird in sechs Vorträgen an einem, meist dem vierten Sonntag im Monat der Öffentlichkeit jeweils ein Aspekt des Hauptthemas vorgestellt. Die Referenten kommen i. a. aus ganz Deutschland.

Diese Reihe gibt es seit 1983. Hier stelle ich die Vorlesungsreihe aus dem Jahr 1995 vor, die unter dem Hauptthema stand: "Frauen mischen sich ein". Die Vorlesungen erschienen anschließend - erstmals seit 1993 und danach in jedem Jahr - in Broschürenform:

Frauen mischen sich ein - Wittenberger Sonntagsvorlesungen
Sechs Vorträge über Frauen in der Zeit der Reformation,
die nicht nur Ehefrauen waren

Hrsg.: Evangelisches Predigerseminar,
1. Auflage 1995,
ISBN 3-9804492-2-X

Veranstaltungsankündigung und Buchtitel:

              Ankündigung          Titelbild der Broschüre
Klick auf die Abbildung führt zur
größeren, lesbaren Abbildung

Beide Abbildungen sind von mir gescannt. - B.K.

In dieser - leider inzwischen vergriffenen - Broschüre ist auch der Vortrag von Sieth Delhaas über "Katharina Luther - Wege und Entscheidungen im Zeitalter der Hexenjagd" zu finden, auf den ich auf der Seite über Katharina von Bora eingehe  (siehe KATHARINA VON BORA)

Ausführliche Informationen über die Veranstaltungsreihe und über die Broschüren bisheriger Veranstaltungen sind auf der Website des Predigerseminars »externer Link«  (Link überprüft am 27.09.2018) zu finden.
Dort heißt es: In loser Anlehnung an die Tradition der alten Wittenberger Universität, deren Nachfolgeeinrichtung das Predigerseminar seit 1817 ist, findet diese Reihe jeweils im ersten Halbjahr einmal im Monat sonntags im Anschluss an den Gottesdienst von 11.30 – 12.30 Uhr statt. Damit leistet das Seminar einen Beitrag zur Allgemeinbildung für die interessierte Öffentlichkeit Wittenbergs und darüber hinaus. Die Themenstellung orientiert sich an Fragen, die Menschen heute bewegen. Von dort aus werden Einsichten reformatorischer Theologie und Erkenntnisse aus ihrer Wirkungsgeschichte fruchtbar gemacht.  ...
Diese Vorträge über "Frauen in der Zeit der Reformation, die nicht nur Ehefrauen waren", sondern sich aktiv in die Ereignisse der Zeit einmischten, werden darin wiedergegeben.

Der letzte Vortrag zeigte übrigens aus katholischer Sicht die Auswirkungen der Reformation auf Frauen.
Es ging um Frauen, die - wie Katharina von Bora - nur (nur!) in Klöstern die Freiheit hatten, frei von den Verpflichtungen als Hausfrau und Mutter, ihrem Bildungsdrang nachzugehen. Frau Prof. Heide Wunder spricht gar vom "doppelten Verlust" für Frauen durch die Reformation: Die Forderung der Reformatoren nach dem „allgemeinen Priestertum“ aller Gläubigen hatte bei den Frauen, die in der alten Kirche von der Verkündigung und vom Priesteramt ausgeschlossen waren, besondere Hoffnungen geweckt und ihre Unterstützung der neuen Lehre sicher beflügelt. Als sich die neue Lehre wiederum als Kirche etabliert hatte, blieben Frauen weiterhin vom Priesteramt, von Lehre und Verkündigung, ausgeschlossen. In dieser Sicht brachten die Ereignisse der Reformation für Frauen daher einen doppelten Verlust: Die Auflösung der Klöster hatte sie um die Möglichkeit gebracht, als unverheiratete Frauen ein frommes Leben zu führen, und die Pflicht zur Verehelichung legitimierte ihre Domestizierung unter der patriarchalischen Herrschaft des Ehemanns. Ein „Aufbruch“, der bei der „Hausmutter“ endete, passte nicht zur Interpretation der reformatorischen Bewegung als Emanzipationsbewegung.An anderer Stelle spricht sie noch von dem „geistlichen Leben“, das Frauen in Klöstern offen stand, und von dem „Beharren vieler Klosterfrauen auf dem alten Glauben“.

In diesem Zusammenhang sei an Frauen innerhalb der katholischen Kirche erinnert wie die bekannte Hildegard von Bingen und die fast völlig unbekannte Marguerite Porète, eine Begine, die im Jahr 1310 in Paris als Ketzerin verbrannt worden war.

Die Sonntagsvorlesungsreihe im Jahr 1995 wurde ein ganz besonderes, prägendes Erlebnis für mich. Ihr Motto "Frauen mischen sich ein" gab mir einen starken Gedankenanstoß, der sich auch in dem einen Thema dieser Website EINMISCHUNGEN widerspiegelt.

Der Reihe der Sonntagsvorlesungen kann man anerkennend bescheinigen, dass sie sich auch speziellen Themen in Bezug auf Frauen und Reformation bzw. Frauen und Bibel widmet.

Die Vorlesungsreihe im Jahr 2004 stand unter dem Rahmenthema:
"Frauen fo(e)rdern Reformation"
und stellte Frauen wie z. B. Elisabeth von Rochlitz, Katharina von Sachsen und Elisabeth von Brandenburg vor, die sich auch öffentlich für die Reformation einsetzten.

Im Jahr 2015 war das Motto der Sonntagsvorlesungen "Frauen - Bild - Bibel".