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Marx (2) - Zitate aus dem "Kapital" von Karl Marx


Die ausführlichen Quellenangaben zu den folgenden Zitaten stehen im
                   Quellenverzeichnis - M / Marx (2)

Ich zitiere aus dem
• Ersten Band von
Karl Marx
Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie, Erster Band (Buch I):

Zitate rund um das "Gesetz des Wechsels der Arbeit"
          (notiert am 09.07.2016)
          (Fußnote 308 ergänzt am 31.12.2019)

          Hierauf beziehe ich mich in:
          DAS ÖKONOMISCHE "MUST HAVE" 
            (in HEITERE ZUKUNFT » NADELÖHR GRUNDEINKOMMEN)


Spiel der körperlichen und geistigen Kräfte
          (notiert am 10.07.2016)
         Hierauf beziehe ich mich in:
         FÜNF THESEN ZUR HEITEREN ZUKUNFT (in HEITERE ZUKUNFT)

Monotone, gleichförmige Arbeit zerstört die Lebensgeister
           (notiert am 31.12.2019)

           Ergänzung zum "Gesetz des Wechsels der Arbeit"

und aus dem
• Dritten Band von
Karl Marx
Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie, Erster Band (Buch I):


Über "den wirklichen Reichtum der Gesellschaft" und "das wahre Reich der Freiheit"
           (notiert am 03.08.2023)



Zitate rund um das
"Gesetz des Wechsels der Arbeit"

Hier gebe ich zuerst die Kurzversion wieder, wie ich sie auf der Seite   DAS ÖKONOMISCHE "MUST HAVE" zitiert habe:"Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörerischen Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeit und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen."
Nun die "Vollversion" von S. 510ff (rote Hervorhebungen im Text von mir - B.K.) einschließlich der Fußnote 308:
„Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandne Form eines (S. 511) Produktionsprozesses nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war. Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftliche Kombination des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den andern. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluß der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. Andrerseits reproduziert sie in ihrer kapitalistischen Form die alte Teilung der Arbeit mit ihren knöchernen Partikularitäten. Man hat gesehn, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie dieser Widerspruch im ununterbrochenen Opferfest der Arbeiterklasse, maßloser Vergeudung der Arbeitskräfte und den Verheerungen gesellschaftlicher Anarchie sich austobt. Dies ist die negative Seite. Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörerischen Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt308, macht die große Industrie durch ihre   (S. 512) Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeit und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Exploitationsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion, durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedne gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind. ..." ____________________
Fußnote 308 (S. 511f)
Ein französischer Arbeiter schreibt bei seiner Rückkehr von San Franzisko: „Ich hätte nie geglaubt, daß ich fähig wäre, alle die Gewerbe auszuüben, die ich in Kalifornien betrieben habe. Ich war fest überzeugt, daß ich außer zur Buchdruckerei zu nichts gut sei... Einmal in der Mitte dieser Welt von Abenteurern, welche ihr Handwerk leichter wechseln als ihr Hemde, meiner Treu! ich tat wie die andren. Da das Geschäft der Minenarbeit sich nicht einträglich genug auswies, verließ ich es und zog in die Stadt, wo ich der Reihe nach Typograph, Dachdecker, Bleigießer usw. wurde. Infolge dieser Erfahrung, zu allen Arbeiten tauglich zu sein, fühle ich mich weniger als Molluske und mehr als Mensch." (A.Corbon, „De l'enseignement professionnel", 2ème éd. p.50.)
Bereits auf den Seiten 356 und folgende hatte Marx auf den Unterschied zwischen der Arbeit eines Handwerkers und der eines Manufakturarbeiters (heute würde man statt dessen "Fließbandarbeiter" sagen) hingewiesen, im Kapitel 12 Teilung der Arbeit und Manufaktur

(Ich fasse hier einige Ausführungen von Marx zusammen, unten auf dieser Seite "Monotone, gleichförmige Arbeit zerstört die Lebensgeister" gibt es das ausführliche Zitat.
)
Mit der Aufteilung  des Herstellungsprozesses in einzelne Arbeitsschritte in einer Manufaktur, die jeweils von einem anderen Arbeiter ausgeführt werden, steigt die Produktivität rasant. Der Preis dafür ist zunehmende Monotonie am Arbeitsplatz für den einzelnen Arbeiter. Diese kann bis zu körperlichen Deformationen führen. Auch verliert der Arbeiter den Bezug zum Endprodukt (Entfremdung von seiner Arbeit).
Dem stellte Marx den Arbeitsfluss eines Handwerkers gegenüber, bei dem der ständige Wechsels der Tätigkeit normal ist (S. 360):"Ein Handerwerker, der die verschiednen  Teilprozesse in der Produktion eines Machwerks nacheinander ausführt, muß bald den Platz, bald die Instrumente wechseln. ..." und weist darauf hin (S. 361):
"Andererseits zerstört die Kontinuität gleichförmiger Arbeit die Spann- und Schwungkraft der Lebensgeister, die im Wechsel der Tätigkeit selbst ihre Erholung und ihren Reiz findet."

Das Spiel der körperlichen und geistigen Kräfte genießen

Endlich habe ich die Original-Textstelle wiedergefunden, die mich damals, vor mehr als 35 Jahren beim ersten Lesen so beeindruckt hatte. Ich nehme auf sie Bezug in den FÜNF THESEN ZUR HEITEREN ZUKUNFT (in HEITERE ZUKUNFT). In These 1 geht es um "Arbeit + Spiel  - Die Zukunft des Menschen als tätiger Mensch" mit eben dieser Unterzeile:
"Die Arbeit als Spiel der körperlichen und geistigen Kräfte genießen zu können bedeutet ..."

Nun kann ich die Quelle nachreichen:
(Marx hat sich an manchen Stellen ziemlich kompliziert und schwer verständlich ausgedrückt. Das Wort "erheischt" - von dem fast ausgestorbenen Wort "heischen" bzw. "heißen", das es wenigstens gelegentlich noch in Märchen gibt - beispielsweise kann man in etwa mit "gefordert", "verlangt (danach)" ersetzen.
Hinzu kommt, dass ich dieses Zitat notwendigerweise aus einem größeren Zusammenhang reißen muss - schließlich kann ich nicht alles für das Verständnis Wichtige abschreiben, das wäre  dann das halbe Buch. Doch es geht mir vor allem um den Nachweis, woher ich diese Formulierung habe. Sie ist leider nicht "auf meinem Mist gewachsen".)

Karl Marx "Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie", Erster Band, S. 193:
(Dritter Abschnitt: Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Fünftes Kapitel: Arbeitsprozess und Verwertungsprozeß
1. Arbeitsprozess
) "Außer der Anstrengung der Organe, die arbeiten, ist der zweckmäßige Wille, der sich als Aufmerksamkeit äußert, für die ganze Dauer der Arbeit erheischt, und um so mehr, je weniger sie durch den eigenen Inhalt und die Art und Weise ihrer Ausführung den Arbeiter mit sich fortreißt, je weniger er sie daher als Spiel seiner eignen körperlichen und geistigen Kräfte genießt."

Monotone, gleichförmige Arbeit zerstört die Lebensgeister

(Ergänzung zum o. g. Gesetz des Wechsels der Arbeit)
Auch diese kleine Textstelle zeigt, wie genau  und wie komplex Marx die Arbeit analysiert hat:
(ebenda, S. 359 - 361 -  aus dem Abschnitt
2. Der Teilarbeiter und sein Werkzeug, S. 360 - 361
in:
VIERTER ABSCHNITT: Die Produktion des relativen Mehrwerts
Zwölftes Kapitel: Teilung der Arbeit und Manufaktur
)"Ein Handwerker, der die verschiednen Teilprozesse in der Produktion eines Machwerks nacheinander ausführt, muß bald den Platz, bald die Instrumente wechseln. Der Übergang von einer Operation zur andren unterbricht den Fluß seiner Arbeit und bildet gewissermaßen Poren in seinem Arbeitstag. Diese Poren verdichten sich, sobald er den ganzen Tag eine und dieselbe Operation kontinuierlich verrichtet, oder sie verschwinden in dem Maße, wie der Wechsel seiner Operation abnimmt. Die gesteigerte Produktivität ist hier entweder der zunehmenden Ausgabe von Arbeitskraft in einem gegebenen Zeitraum geschuldet, also wachsender Intensität der Arbeit oder einer Abnahme des unproduktiven Verzehrs von Arbeitskraft. Der Überschuß von Kraftaufwand nämlich, den jeder Übergang aus der Ruhe in die Bewegung erheischt, kompensiert sich bei längerer Fortdauer der einmal erreichten Normalgeschwindigkeit. Andrerseits zerstört die Kontinuität gleichförmiger Arbeit die Spann- und Schwungkraft der Lebensgeister, die im Wechsel der Tätigkeit selbst ihr Erholung und ihren Reiz finden."

Über "den wirklichen Reichtum der Gesellschaft" und
"das wahre Reich der Freiheit"

(Band 3 des "Kapital", S. 828)

"Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt also nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muß, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muß es der Zivilisierte, und er muß es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, daß der vergesellschafteete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichsten Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen zu vollziehen. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gibt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwenigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung.“ (Fette Hervorhebung im Text von mir - B. K.)