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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

SPRACHGENUSS

Sprache als Kunst und Genuss, Sprachpflege, Liebe zur Sprache, "mit Wörtern spielen" -
Das sind sozusagen die Stichpunkte, nach denen diese Thematik gestaltet werden soll.

Sprache verbindet Menschen, hebt sie aus Einsamkeit und Isolation heraus. 
Sprache ist also Teil der Beziehungen, die ein Mensch eingeht.

Er kann zum einen Sprache aufnehmen - akustisch oder optisch, sie also hören oder lesen bzw. im Fall der Symbolsprache bzw. Bildsprache
sehen.

Als Empfänger  von Sprache kann er nicht immer bestimmen, was er aufnimmt.
Oft ist der Mensch auch sprachlichen Signalen ausgeliefert, die durchaus zerstörisch sein können.

Zum anderen kann er - der Mensch - aktiv mittels Sprache Einfluss auf andere Menschen nehmen:
• er kann wichtiges Wissen weitergeben
   oder er kann Lügen, Unwahrheiten, Fake-News, Verleumdungen verbreiten,
• er kann mit Worten streicheln, trösten, helfen, Anteil nehmen, Hoffnung
  geben
   oder er kann anderen Menschen schaden, indem er lügt, hetzt, verleumdet,
   beleidigt, beschimpft usw.

Immer muss sich ein Mensch entscheiden, welche Art von sprachlichen Beziehungen er haben möchte.

Jesus lehrte:"... was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein."(Mt. 15, 11)
und "Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht."
(Mk 7, 15)

Er formulierte diese Aussage nicht als Absolutum, als gegen das Sprechen allgemein gerichtet, sondern als Warnung, darauf zu achten, was man spricht.
Das wird aus dem Zusammenhang deutlich, in dem er das sagte: es ging darum, dass er die überlieferten Gebote beim Essen übertrat mit seinen Jüngern - sie wuschen sich nicht die Hände vor dem Essen. 

Hier, auf dieser Seite geht es mir nun um die Frage, wie harmonische, freundliche, genussvolle Spracherlebnisse und Sprachbeziehungen gestaltet werden können.

ICH BESTIMME
• welches Buch ich lesen, welchen Film oder welche Nachrichten ich sehen will, ob ich mir Werbesendungen ansehe (anhöre) oder nicht,
• mit wem ich rede, worüber ich rede oder "mit mir reden lasse",
• wann und in welcher Situation ich mich sprachlichen Beziehungen verweigere.

Deshalb frage ich mich:
Gehe ich zu jeder Stunde und bei jedem Anrufer ans Telefon, rede ich mit der aufdringlichen Nachbarin? Oder habe ich die Kraft, auch hier "NEIN" zu sagen und mich nicht auf unerwünschte Kommunikation einzulassen?
Warum lasse ich mich aus Höflichkeit oder Schwäche auf ein Gespräch ein, das ich gar nicht führen möchte?
Wo, wann und warum werde ich gezwungen, etwas zu lesen oder zu hören, was ich gar nicht wissen will? Wer zwingt mich und aus welchem Grund tut er das?

Anderen Menschen Sprache aufzuzwingen ist ein psychischer Gewaltakt, einem physischen Gewaltakt ohne weiteres vergleichbar.
Sprache - egal ob sie passiv aufgenommen oder aktiv abgegeben wird - nimmt immer Einfluss auf meine weitere Entwicklung.

Dem passiven Erdulden unerwüschter Spracheindrücke kann man nicht immer in dem Maße ausweichen, wie man es gern möchte.
Deshalb ist es um so wichtiger, dass ich selbst aktiv Einfluss nehmen kann auf das, was und wie darüber gesprochen wird.

Kann ich das, was ich sage, und die Art, wie ich es sage, genießen?
Habe ich ein angenehmes Gefühl bei Gesprächen und anderen Formen des Austauschs mittel Sprache oder nervt es mich, fühle ich mich unwohl?

Die Sprache bewusst zu genießen ist aus meiner Sicht ein wichtiger Teil gelingenden Lebens.
Wenn man sich erst einmal mit dieser Frage beschäftigt, merkt man leicht, dass auch Sprechen und Hören zu pflegen als eine Kunst bezeichnet werden kann.

In der nachfolgenden Seite WORTE, DIE GUT TUN habe ich begonnen, nach genau diesem zu suchen: nach Worten, die mir und hoffentlich auch anderen Menschen "gut tun".

Auf die Idee zu dieser Sammlung war ich vor vielen Jahren gekommen.
Ich hatte das Wort "Harmonie" entdeckt und fragte alle möglichen Menschen in meinem Umfeld, was ihnen dieses Wort bedeutet. Während die Dame aus dem Westen eher ablehnend darauf reagiert, weil sie - wie sich dann zeigte - das Wort "Harmonie" mit "Scheinharmonie" verwechselt hatte, sagte eine Freundin:
      "Das Wort tut mir schon gut, schon wenn ich es nur höre."
Das war ein entscheidender, mich ziemlich stark prägender Satz, für den ich ihr bis heute äußerst dankbar bin.

Hier nun ein paar weitere Gedanken über den "Sprachgenuss":

Das philosophische Denken als besondere Spielart des Sprachgenusses
kann nur mit besonderer Sorgfalt im Denken und Sprechen funktionieren:
Gutes Sprechen und zuvor gutes Denken ist durchaus auch anstrengend und will gelernt und geübt werden.
Das ist ähnlich wie z. B. in der Kunst, der Artistik, im künstlerischen Tanz:
Was leicht und spielerisch aussieht, war nur mit größter Mühe und viel Arbeit zu erreichen. Ansonsten wirkt es schlampig, schlecht gemacht, abstoßend,
langweilig.
Auch in der Philosophie gibt es solche Langweiler und Denkschlampen.
Große Philosophie ist stimmig, ansprechend, anschaulich - und sie ist beim Hören, Lesen, Nachdenken, beim darüber Reden ein Genuss, ein Erkenntnisgewinn.
Wo der Genuss (bzw. ein echter, bereichernder Erkenntnisgewinn) fehlt - und das sage ich auch angesichts schwieriger und schlimmer Themen, denen sich die Philosophie ebenfalls widmen muss - stimmt auch die Philosophie nicht.
(Sprach-)Genuss  in der Philosophie ist möglich, wenn es eine "heitere Lösung" der Probleme gibt, wenn Hoffnung und Lebensfreude das Denkprinzip sind.
Anders gesagt, die Forderung nach Sprachgenuss auch in der Philosophie nimmt Einfluss auf deren Inhalt: Es muss eine handlungsanregende, optimistische Philosophie sein, mutmachend auch in schlimmen Situationen, damit man sie genießen kann.

In dem frohen Bewusstsein, damit einigen Philosophen keinen Sprachgenuss bereitet zu haben, breche ich diese Notizen hier erst einmal ab.

Diese Frage nach dem Sprachgenuss und nach der Aufgabe der Philosophie, diesen zu erreichen, wird ein ausführlicheres Thema in FREUDE AM ERKENNEN » DENKEN werden.